Grigna Meridionale - Cresta Segantini


Publiziert von cardamine , 15. September 2022 um 20:15.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:10 September 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Strecke:9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Lecco - Ballabio - Piani dei Resinelli (grosser Parkplatz)
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Carlo Porta, Rifugio Rosalba, Bivacco Ferrario

Auf der Suche nach Gratklettereien im 3. Schwierigkeitsgrad bin ich im Topo-Kletterführer plaisir Süd auf die Cresta Segantini an der Grigna Meridionale (Grignetta) gestossen. Die Grignetta und ihre grosse Schwester Grigna Settentrionale zählen zu den Top-Ausflugszielen am Comersee und haben viele Wander- und Kletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden zu bieten. Der Cresta Segantini ist der Westgrat der Grigna Meridionale und besteht aus vielen Türmensodass es einen ständigen Wechsel zwischen Klettern und Abklettern bzw. Abseilen gibt.

Der 500 m lange Grat sollte laut dem Topo im Alpin Süd nur zwei Stellen mit max. 3c aufweisen und die Kletterzeit war mit 2-4 Stunden angegeben. In anderen Berichten fand ich, dass die Schlüsselstelle wegen der Abnutzung mittlerweile als IV- bewertet wird, was mit unserer Erfahrung übereinstimmt.

Der Zeitbedarf für den Grat ist sehr davon abhängig, ob man den Grat kennt und wie viel man sichert. An etlichen Stellen, wo wir abgeseilt haben, dachten wir uns im Nachhinein, dass man auch abklettern hätte können. Die Zeitangaben im Topoführer sind unserer Meinung nach für sehr erfahrene Kletterer gedacht, 2 h schafft man höchstens, wenn man alles seilfrei oder in Kurz macht und 3er abklettern kann. Wir haben für den Grat 6 h gebraucht.

Leider wurden die roten Punkte, wie sie im Topo erwähnt werden, mit grauer Farbe übermalt, sodass man erst auf kurze Distanz beurteilen kann, wo es weitergeht. Bohrhaken und Abseilstellen gibt es jedoch an allen kritischen Punkten und auch für Friends finden sich immer gute Risse zum Zwischensichern.

Auch wenn wir die vielen Abseilstellen etwas nervig fanden, ist es doch ein landschaftlich sehr schöner Grat, wo man immer wieder Blicke auf den Comersee geniessen kann. Sicherlich kann man es mehr geniessen, wenn man weiss, wo man abklettern kann oder in Kurz gehen kann.

Unsere Ausrüstung: 40 m Einfachseil, 5 Expressen, Friends 0.5, 0.75, 1, Bandschlingen, Sicherungsgerät, Bergschuhe (keine Kletterschuhe)


Zustieg via Direttissima (T4 oder A/B Klettersteig, ca. 2 h)
Vom Wanderparkplatz in Piani dei Resinelli über die Teerstrasse (Abkürzungen möglich) hoch zum Rifugio Carlo Porta. Von dort durch den Wald zur Wegkreuzung, wo man sich für Weg Nr. 8 Direttissima entscheidet. Überraschenderweise wandelt sich der Weg zu einem richtig spannenden gesicherten Steig, der sich an den beeindruckenden Klettertürmchen vorbei zum Colle Valsecchi windet. Diesen schönen Steig kann ich auch allen Alpinwanderern ans Herz legen. An der Wegkreuzung in den Canale Angelina gehen wir weiter geradeaus und enden so am Colle Valsecchi. Bei der Gedenktafel folgen wir noch kurz dem Sentiero Cecilia und steigen nach einer Kette hoch zum Wegweiser, der den Einstieg auf die Cresta Segantini markiert.

Cresta Segantini (III, eine Stelle IV-, 2-6 h)
Die Ortsbezeichnungen stammen von diesem Topo. Zwischen dem Torrione Dorn und dem Torrione della Finestra erinnere ich mich nicht mehr so gut an die Details, die Beschreibung ist also mit Vorsicht zu geniessen. Eine detaillierte Beschreibung der 22 Seillängen auf Italienisch findet sich hier (Der DeepL-Übersetzer hat leider Mühe mit den Kletterfachbegriffen...) 

Der Einstieg auf den Grat erfolgt durch eine oft feuchte Rinne (II). Am oberen Ende befindet sich rechts ein grosser Block, der sich gut für einen Schlingenstand eignet. Gleich danach folgt die Schlüsselstelle des ganzen Grates, die unser Meinung nach IV- ist. Mit einem Spreizschritt über die Rinne muss man die leicht überhängende 4 m hohe Wand erklimmen. Die richtige Tritt- Griff Kombination hat sich leider gut versteckt und ist sehr abgespeckt (Löcher links suchen). Auf der Wand selbst und auf dem Absatz oberhalb der Stelle gibt es einen Haken. Nun geht es am kurzen Seil direkt auf dem Grat weiter (I) zu Q.1943 und auf einem ausgesetzten Band (Haken zur Sicherung) links um einen Felsvorsprung herum.

Wir klettern in den Spalt ab und erreichen so den Fuss des Torrione Dorn, wo sich ein Standplatz befindet. Der Torrione Dorn wird nun überklettert (3a). Dazu quert man auf einem Band nach rechts und gelangt dann zu einer grasigen Rinne mit altem Schlaghaken, an der wir rechts vorbei geklettert sind. Wir erreichen einen Standplatz und folgen dem Gipfelgrat des Torrione Dorn. Wir klettern auf einen Vorsprung neben dem Dorn ab und seilen dann in eine Scharte zu drei Haken ab (manche klettern auch nach rechts ab (III-), aber dann muss man wieder aufsteigen).

Dann folgt der der Madonnenwand vorgelagerte Torrione Svizzero (III-), zu dem ich keine Erinnerungen oder Bilder mehr habe. Jedenfalls wird dieser Turm rechts umgangen und auf der anderen Seite wieder abgeklettert.

Von der Scharte geht es auf den Torrione della Finestra, wo unten eine Madonnenstatue in einer Felsnische steht. Wir ignorieren die alten Schlingen und klettern direkt an der Madonna und rechts am Gipfeltürmchen vorbei (die Schlingenroute führt auf den Turmkopf). Auf der Rückseite des Torrione della Finestra befindet sich ein Kettenstand. Von dort steigt man gesichert über eine glatte Platte ab und gelangt mit einem beherzten Spreizschritt über einen tiefen Spalt zur gegenüberliegenden Felswand (Stand). Man quert nach rechts um eine Kante herum zu einem Standplatz am Fusse eines vertikalen Kamins. Dieser enge Kamin (III) wird durchklettert, Achtung, mit grossem Rucksack passt man nicht durch! Man kraxelt weiter zu einem Turmkopf mit Fenster und klettert unter einem Überhang auf die andere Gratseite ab.

Über eine Platte gelangt man auf eine breite Terrasse in der Nordflanke des Pilone Centrale. Dieser Terrasse folgt man zum Fuss eines Kamins. Dieser wird durchstiegen (II) zu einer Einkerbung im Grat mit Haken. Nun folgt man den schrägen Platten auf der linken Gratseite in Richtung der Gipfelwand mit einer Art Tür (alte Farbkleckse in der Mauer ignorieren, das geht direkt auf den Gipfel des Pilone Centrale).

Wegspuren und Steinmännern folgend erreicht man absteigend den Rand des Canale della Lingua (ein breiter Spalt) und sucht den alten Abseilring. Etwas anderes als dem zu vertrauen bleibt einem nicht übrig, denn die unteren 4 m der Wand sind glatt und nur im Winter, wenn Schnee liegt abkletterbar. Auf der anderen Seite der Rinne gehen wir am kurzen Seil über eine gut gestufte Rampe (2b) nun deutlichen Farbklecksen und Haken nach auf die Bastionata. Über den breiten Grat geht es in einfacher Kraxelei weiter zur Abkletter/Abseilstelle (2b).

Man landet man in der Forcella della Ghiacciaia, einem schmalen muffigen Spalt mit Gedenktafel und der Aufschrift Vetta/Cermenati an der Felswand. Hier könnte man die Kletterei beenden und durch die Rinne rechts zum Cermenati-Grat aussteigen.

Ansonsten folgt die letzte 3c des Grates, die aber deutlich einfacher als die erste angebliche 3c. Am Grund der Rinne befindet sich ein Standplatz mit 2 Haken. Über eine Spalte (eng!) zwischen einem vorgelagertem Felszacken erreicht man eine schräge Felsplatte und quert nun ziemlich exponiert zu einem Haken unterhalb eines Kamins. Durch diesen geht es hoch zu einem Standplatz auf dem Grat. Nun wechselt man auf die andere Gratseite und quert auf einem Geröllband unter dem Grat zu einer Anhöhe mit Steinhaufen. Nun geht es in leichter Kraxelei weiter zur Kreuzung mit dem Normalweg, wo einem eine Kette hoch zum Gipfel hilft.

Obwohl es schon spät ist sind noch einige Leute am Gipfel und trinken Wein. Italien eben :D

Abstieg via Cresta Cermenati (T2, ca. 1:15 h)
Nach einer kurzen Pause machen wir uns an den Abstieg über den Normalweg (Cresta Cermenati, Nr. 7), den ich im angetrunkenen Zustand jedenfalls nicht begehen würde. Der Weg ist furchtbar erodiert und es gibt viele lose Steine, da es der einfachste und kürzeste Weg zur Grignetta ist. Als schneller Abstieg ist der Weg gut, ansonsten nicht sonderlich zu empfehlen.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine
Communities: Ultras


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4 ZS III
T3+ ZS III
T3 I K1
24 Sep 17
Grignetta mt 2184 · Daniele66
T4 ZS+ III
24 Nov 21
Grignetta - Cresta Segantini · irgi99
T4 ZS- IV
8 Jun 13
Grignetta Cresta Segantini · ser59

Kommentar hinzufügen»