Ehrwalder Sonnenspitze (2417m), Südanstieg
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Montag, 26. August 1991
Nach fünfstündiger Autofahrt marschierte ich um 15.30 Uhr alleine bei regnerischem Wetter an der Ehrwalder Alm los. Ich kam gegen 18.00 Uhr an der Hütte an und nahm dort ein Matratzenlager.
Abends lernte ich im Aufenthaltsraum zwei junge Belgier kennen. Diese waren seit zehn Wandertagen ab Vorarlberg unterwegs. Die heutige Tagestour führte sie von Nassereith über die Grünbergscharte bis hierher. Wir unterhielten uns bis spätabends in einem deutsch-englischen Sprachgemisch.
Dienstag, 27. August 1991
Am nächsten Morgen marschierte ich nach Katzenwäsche und kleinem Frühstück los in Richtung Biberwierer Scharte. Das Wetter war sehr wechselhaft. Wie inszeniert, trotteten plötzlich aus allen Richtungen Schafe auf mich zu und liefen als große Herde am Steig hinter mir her! Abschütteln konnte ich sie erst kurz vor der Biberwierer Scharte, als es über Schutt steil rechts nach oben ging in Richtung Einstieg ging.
Nach einer halben Stunde erreichte ich die im Touren-Führer erwähnte Rinne mit Eisenklammern und Drahtseilen. Rundum zogen jetzt aber die Wolken zu, Erinnerungen an die letztjährige Walengrattour kamen in mir hoch. Sollte ich weitergehen? Ich wusste, daß die Route schlecht markiert war. Also doch umkehren!
Unter mir tauchten plötzlich aus den Wolken zwei junge Bergsteiger auf. Sie kletterten zielstrebig an mir vorbei. Als ich dann weiter unten noch zwei weitere Bergsteiger im Nebel ausmachte, nahm ich dies als Zeichen fürs Weitergehen. Bald darauf wurde das Wetter rundum wirklich etwas besser und meine letzten Bedenken verflogen.
Es gab jetzt schöne Kletterstellen im zweiten Grad. Dann folgten wieder schmale, sehr ausgesetzte Bänder und Platten mit feiner Geröllauflage. Sehr exponiert war dann der Übergang vom Süd- zum Nordgipfel. Ich nahm gerne die stabilen roten Abseilhaken der Ehrwalder Bergwacht als Griffe in Anspruch.
Am Gipfel mit dem großen Holzkreuz schien ab und zu die Sonne! Die Aussicht war allerdings mäßig.
Nach einer halben Stunde Rast machte ich mich an den steilen Abstieg über den Nordostrücken.
Durch das feine Geröll war es objektiv gefährlich und es hieß, sehr vorsichtig zu sein!
Tief unten lag Ehrwald, zum Teil von Wolken verhüllt. Im Latschengürtel ging es nur zäh voran.
Nach einer ausgiebigen Rast an der Seebenalm erreichte ich um 14.30 Uhr die Bergstation der Ehrwalder Almbahn und fuhr gleich mit der Gondel hinunter nach Ehrwald.
Dort sah ich bei meiner Weiterfahrt nach Tannheim die beiden Belgier mit ihren Riesenrucksäcken im Straßengewimmel.
Gehzeiten und Schwierigkeiten:
Ehrwalder Alm - Coburger Hütte: 2,50 Std., T2
Coburger Hütte - Sonnenspitze (Südanstieg): 2,0 Std., I und Stellen II, T5
Sonnenspitze - Ehrwalder Alm (Nordostrücken): 3,0 Std., I eine Stelle II, anfangs T4+, später T2
Tour-Teilnehmer: Michael
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