....Sonna Höckli ....das isch appenzellisch


Publiziert von Henrik , 5. Januar 2012 um 18:46. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:27 Dezember 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AR   CH-SG 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 420 m
Strecke:Speicher - Waldegg - Moosbänkli - Lustmühle
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer: aus der Erinnerung

 .... mit dem „Rumpel“-Zug reise ich nach Luzern – im Gegensatz zum ICN hält dieser auch in Zofingen und Sursee, das bringt immerhin auch Landschaftliches zur Geltung, auf die ich sonst nicht achten würde. Auf dem Sempachersee sind Fischer unterwegs und Blässhühner üben sich im Tauchen .. die Privatanstösser, die hier ihr zuhause haben, kann ich mal so auch besser einsehen ... da gibt es doch erstaunliche Architekturen. In Luzern werde ich schon erwartet: Lagopus und Tobi begrüssen mich mit einem Capuccino, um den ich per SMS gebeten habe. Mit dem Voralpenexpress begeben wir uns in die Ostschweiz – zum TuTen. Diesmal bin ich Mitfahrer, Tobi hat alles organisiert: Fahrpläne ausgedruckt, Reservationen vorgenommen und auch für die Rückfahrt gesorgt. Wir haben vor, ein Lokal aufzusuchen, das die beiden schon kennen. Weniger bekannt ist ihnen die Fahrt mit der Bahn in die Ostschweiz. Die Verbindung aus der Innerschweiz nach St. Gallen wartet auf mit vielen landschaftlichen Perlen, an Mooren vorbei, Seen und durch gewundene Täler, kleine Ortschaften und aber auch Eisen-bahnknotenpunkte. Das Tempo ist gemächlich, Panofenster sind nicht nötig. Dafür ist das Intérieur ziemlich verspielt: mit Vorhängen statt Jalousien als Sonnenschutz. Die Sitze ruhen auf Holzgestellen, die Sitzbezüge sind in dunklem Blau gehalten, mit grünen Tupfern. An diesen Ortschaften fährt man vorbei: Biberbrugg, Pfäffikon SZ, Rapperswil, Uznach, Wattwil, Degersheim, Herisau und schliesslich erreicht man St. Gallen. Leider verpassen wir den Anschluss, die Verspätung von gerade nur zwei Minuten lässt auch bei zügiger Fortbewegung uns etwas ratlos zurück – in einer halben Stunde fährt der nächste. Die Kälte kriecht den Rücken hoch, ich schlage vor am Bahnhofsplatz kurz einzukehren und die paar Minuten uns etwas aufzuwärmen. Trolleybusse und Appenzeller Bahnen sind die Verkehrsträger, die das Hinterland mit der Metropole verbinden. Wer von Basel oder eben Luzern anreist, muss umsteigen auf dem Weg in die Ostschweiz.
 
 .... mit den AB fahren wir weiter, ohne Zahnrad schraubt sich diese Linie nach Trogen hinauf, im Gegensatz dazu die Verbindung von St. Gallen nach Gais, die im Abschnitt Riethüsli und St. Gallen eine solche nötig macht. Mit modernem Rollmaterial, einer Sänfte gleich, werden wir hinaufgetragen ins Hügelland des Appenzells. Hier liegt auch noch Schnee und inzwischen sind wir über dem Nebel angelangt, über uns azurblauer Himmel. An der Station Vögelinsegg ( 934 m) entsteigen wir der tramähnlichen Bahn und  Achtung, Glatteis, queren die Verbindungsstrasse zwischen Speicher und St. Gallen. Mit uns doch etliche andere Fussgänger und auch sozialisierte Hunde. Kaum haben wir den Siedlungsraum verlassen, stehen wir inmitten winterlicher Umgebung. Zudem, über dem Nebel ist die Sicht grenzenlos. Vielleicht ist es das AKW in Leibstadt, das ganz am Horizont in nordwestlicher Richtung einen dünnen, weissen Faden in die Höhe entlässt? Am Wasserreservoir vorbei unterhalb des Hofes Birt nach links abgebogen auf dem Wanderweg, teilweise vereist und in festgefrorenen Spuren spazieren wir hinauf zum Horst, in den Wald hinein, wo es die Sonne schafft, das Eis und den Schnee in Tropfen umzuwandeln, die uns in den Nacken oder auf die Nase fallen – im Winter unterwegs. Danke! Im Flurbereich Üsser Egg liegt uns schon das Ziel zu Füssen, das Erlebnis Waldegg mit seinem grossen PP. Und mit einem Panorama der Extraklasse. Ja, jetzt verstehe ich auch den Seeger, hier kann man sich zuhause fühlen. 


 .... im Obergeschoss ist Platz für uns reserviert, das Restaurant ist mehrstöckig, bietet eine Erlebnisküche im wahrsten Sinne des Wortes. Auf den Holztischen liegen „Eile mit Weile“-Spiele, wahrscheinlich um die ggf. langen Wartezeiten, die hier Sinn machen, zu überbrücken oder eine andere Interpretation wäre die gedankliche Anregung, um nebst der Kulinarik den Kopf ein wenig in Bewegung zu bringen. Wer hier zu Tische geht, sitzt nebenbei auch in einem Museum – Gegenstände aus alter Zeit liegen frei herum und sind nicht etwa hinter Glas oder angezurrt, auch keine Verbotsschilder sind zu sehen – also, die haben nach m. Empfinden ein Gottvertrauen. Wir sind aufgefordert nach Grossmutters Art uns selbst zu „betischen“, d. h. die Teller und Muchelis müssen samt Besteck selbst hergerichtet werden – sie stehen gestapelt auf dem Tisch. Die angebotenen Mengen sind so üppig, dass mir die Hauptmahlzeit zuviel wird, die Beilage lasse ich liegen. Als Getränk kommen Hahnenburger und es Halbeli Bernecker Wein auf den Tisch (siehe Rechnung). An einem der Nebentische ist sogar eine Bettstatt mit Originalwäschebezug für Ruhezwecke eingerichtet – Tobi meldet Müdigkeit an und wäre nicht abgeneigt für eine Siesta! Nach der Kulinarik steht noch ein Hausumgang an – Rustikalität und Originalität sind die Zeichen dieses Hauses: es gibt eine Schulstube, es gibt eine Bäckerei und es gibt Latrinen der Sonderklasse, das Plumpsklosett im Museumsstil! Hinterher steht man im Freien und sieht den Säntis und den Alpstein – Kunststück ist hier viel Betrieb. Eben das Erlebnis Waldegg ... wie wird das wohl im Sommer sein?
 
 .... nach gütlicher Speise und wohliger Wärme sind wir bald wieder unterwegs – in Schnee und Eis, der Wind frischt auf, die Kragen hochgezogen, „Händschli“ angezogen und aber auch die Bildmaschinen gezückt, denn Panorama und die Appenzeller Landschaften sollen ja fürstlich abgebildet werden. Bei der Schäflisegg ist die Kälte da und kurze Zeit später sind wir Zeugen fantastischen Lichterspiels zwischen Sonne und Nebelbänken, die der Landschaft einen speziellen Zauber verleihen, wir halten immer wieder an und staunen. Die Schneefelder nehmen ab, aber der Boden ist festgefroren, einige steile Passagen stehen uns bevor, wir kommen an einem der ältesten bekannten Häuser im Appenzellerland vorbei (den Link unbedingt beachten). Die letzten Sonnenstrahlen verabschieden sich, wir steigen über eine Betontreppe hinunter zur Bahn, die Tageslichtfarbe ist nicht mehr im warmen Bereich, wie viele Kelvins kann ich nicht einschätzen... der Flecken, den wir nun erreicht haben, trägt einen fordernden Flurnamen: Lustmühle. An der Bahnstation gegenüber gibt es ein Restaurant, einen Markenhändler für Geländewagen und sogar eine Klinik und eine breite Einfallsstrasse hinunter nach St. Gallen. Politisch gehört es zu Teufen ... Lust und Teufel ...eine Wortspielerei, unerlaubt? Wir sind just-in-time eingetroffen, dass uns gerade noch Zeit verbleibt für ein Gruppenfoto der andern Art....man kann darauf z. B. versuchen zu erraten, welche Person welche Schuhe trägt?
 
 .... obwohl zwischen den Jahren, entscheide ich mich, statt über Zürich, mit Lagopus und Tobi zurück nach Luzern zu fahren: alle Anschlüsse sind gewährt und im „migrolino“ auch noch „Futter“ erstanden, bringt uns der Voralpenexpress in die Innerschweiz zurück, wohlige Müdigkeit erfasst uns ... es ist still im Waggon, Mitreisende sind vertieft in Lektüre oder Musik...  das Appenzell darf mit uns durchaus wieder mal rechnen. Danke euch beiden Lagopus und Tobi





Tourengänger: Henrik , Tobi, Lagopus
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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 21. Januar 2012 um 21:00
Danke - Henrik!
Ich schätze deine aussergewöhnlichen Berichte sehr!

lg Felix


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