Leilachspitze (2274m) und Versuch Östlicher Luchskopf (2180m)


Publiziert von sven86 , 16. August 2012 um 12:17.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:12 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:21,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:kleiner, kostenloser P. (5 Plätze) in Rauth - an diesem Sonntag nicht voll
Kartennummer:Kompass Nr. 4

Die Leilachspitze ist sicherlich kein Geheimtipp für Einsamkeitsfanatiker, auch wenn es hier mit gut zwei Dutzend Besuchern verteilt  über  den  Sonntag für Tannheimer Verhältnisse noch moderat zuging. Die meisten  Gipfelstürmer   wählten dabei  den etwas schwierigeren Aufstieg von Westen, also vom Vilsalpsee, von der Landsberger Hütte oder von der Vogelhornbahn. Einige kamen auch über die relativ kurze Route aus dem Lechtal, während die lange Überschreitung aus dem Birkental, wie auch hier von Tef beschrieben, eher selten durchgeführt wird. Wer der Tour dazu noch eine individuelle alpine Note geben möchte, kann sich an den kurzen Abstecher zu den Luchsköpfen wagen. 

Vom Startort Rauth nahe des Gaichtpasses geht es kurz auf einem Forstweg, dann auf dem netten Dillinger Weg hinein ins Birkental, im Wesentlichen auf einer Höhe, aber mit einigem Auf und Ab. Zwischendurch wird es in der Krottenschlucht sogar etwas luftig, was aber bei normalen Verhältnissen kein Problem darstellt, zur Not sind einige Ketten montiert. Nach etwa einer Stunde erreicht man dann das hier wieder zahme Bachbett und wählt den Abzweig zur Leilachspitze. Etwas kürzer ist es, wenn man nun diesem bezeichneten Waldpfad bis hinauf ins Weißenbacher Notländer Kar folgt; landschaftlich lohnender ist aber der Umweg über das Gampl. Dazu bleibt man auf dem zwischenzeitlich erreichten Forstweg, passiert die Kienbichlhütte und kurz darauf eine weitere kleine Holzhütte an einer Lichtung. Hier dann weglos geradewegs den übersichtlichen, grasigen Waldboden hinauf, bis man bald Pfadspuren entdeckt. Diese führen hinauf zum Gampl, einem Wiesensattel mit hübschem Lechtalblick, wobei die Spuren kurz vorher aufhören, man hält sich dann einfach weglos über die Wiese zum Sattel. Dort folgt man der markierten Route, die aus dem Lechtal hinauf kommt, durch südseitige Latschengassen zu einem weiteren Sattel, wo es ein Stück ins Weißenbacher Notländer Kar hinab geht. Pfad und Markierungen sind dort zeitweise undeutlich, es stehen aber hinreichend viele Latschengassen zur Verfügung.

Zum Nordgrat der Leilachspitze geht es dann durch eine bröselige Rinne, wo man schonmal etwas Hand anlegen muss, und auch die Steinschlaggefahr ist bereits zu beachten. Meist etwas rechts des Nordgrates dann weiterhin bröselig über einige Stufen hinauf zum Gipfel, kurz davor noch ein kleiner, trittreicher Kamin (I).

Auf der anderen Seite folgt dann ebenfals eine kurze Steilstufe (I), nach der man die Scharte erreicht, welche den Abstieg durch die vielgerühmte Rinne vermittelt. Diese stellt für halbwegs geübte Hauptdolomittreter kein größeres Problem dar, im unteren Bereich kann man sogar etwas abfahren, freie Bahn vorrausgesetzt (Steinschlag!). Zum Vergleich: Die kurze Rinne am Litnisschrofen dürfte trotz Kette etwas unangenehmer sein.

Nach weiterem Abstieg durch die Westflanke und über ein schwach ausgeprägtes Gratstück ist nochmal ein Gegenanstieg zu einem Grassattel unterhalb der Luchsköpfe zu bewältigen. Für einen Abstecher zu diesen beeindruckenden Türmen geht es vom Grassattel ohne Probleme auf Pfadspuren zur Grathöhe. Linkerhand ginge es zum schwierigeren Westlichen Luchskopf; zum Ostgipfel folgt man in logischer Linie rechts dem Grat (I), kurzzeitg auf dessen linker, dann rechter Seite in einer ausgesetzten Querung mittels ausreichend schmaler Tritte und guter Griffe.
Danach erreicht man ein kleines Grasdach, welches durch eine Scharte vom Gipfel getrennt ist. Die weiteren Schwierigkeiten sind von hier schwer einzuschätzen, in jedem Falle ginge es bröselig weiter und durchaus auch luftig, das wollte ich dann im Alleingang nicht weiter ausprobieren.

Zurück am Grassattel führt der teils etwas abgerutschte Steig fallend weiter entlang der Südhänge von Luchsköpfen bzw. Krottenköpfe; die trittarme Steilstufe unmittelbar nach dem Grassattel fand ich persönlich dabei unangenehmer als die beschriebene Westrinne der Leilachspitze, danach ist aber auch bald die Lechtaler Scharte erreicht, über die man hinunter ins Gappenfelder Notländ steigt. Es folgt noch ein kurzer Gegenanstieg zur Wegekreuzung Lachenspitze - Schochenspitze, dann der lange Abstieg auf dem Dillinger Weg durchs Birkental, wo man schliesslich auf den zu Beginn der Tour begangenen Weg zurück nach Rauth trifft.

Fazit:
Eine durchaus lohnende Rundtour, sofern man nicht die absolute Einsamkeit sucht (das Birkental ist aber sehr ruhig) und etwas Erfahrung in bröseligem Hauptdolomit mitbringt. Der Anstieg von Osten ist etwas leichter, die Westroute wegen der rutschigen Rinne eher für den Abstieg geeignet. Doch Achtung: Im Frühjahr kann sich hier ein steiles Schneefeld halten! Es ist auf Steinschlag und ggf. hinreichende Abstände in den Rinnen zu achten, ein Helm ist aber nicht unbedingt notwendig, den hatte auch niemand dabei. Wirklich ausgesetzte Stellen gibt es an der Leilachspitze nicht, die Route verläuft aber in anhaltend steilem Gelände. Die Kletterstellen sind dabei kurz und eher im unteren ersten Grad anzusiedeln. Wegen der häufig südseitigen Ausrichtung, einiger Latschengassen und der sonnenexponierten Rinnen ist die Tour eher für den Herbst geeignet, zumal die Fernsicht am Gipfel durchaus umfassend ist. Der Abstecher zum Östlichen Luchskopf ist mindestens eine Stufe anspruchsvoller, aber interessant- zumindest bis zum beschriebenen Grasdach. Vom Gipfel hätte man vermutlich hübsche Tiefblicke.

Schwierigkeiten:
Leilachspitze von Osten via Weißenbacher Notländer Kar: T4-, I
Leilachspitze von Westen via Lechtaler Scharte: T4, I
Östlicher Luchskopf (optional): mindestens T4+, I

Tourengänger: sven86


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

mabon hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2012 um 13:16
Na dann melde Dich mal, wenn Du einen der Luchsköpfe nochmal probieren willst! :-)

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2012 um 13:52
Klar, als herbstliche Spritztour vom Vilsalpsee könnte ich mir es schon nochmal vorstellen. Warst du denn schon oben? Der Westgipfel dürfte ja eher deine Kragenweite sein :)

mabon hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2012 um 14:04
Nö, habe ich beide noch nicht gemacht. Gibt es denn eine brauchbare Beschreibung irgendwo im Netz?

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2012 um 14:16
Ja, bei gipfelsuechtig.de unter "Von der Leilachspitze zur Krinnenspitze" (nicht verlinkbar) stehen beide Gipfel drin, im AVF (Seibert) der Östliche.

mabon hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2012 um 22:33
Ah super! Können wir gerne mal probieren. :-)

quacamozza hat gesagt: Jetzt müsst Ihr Euch...
Gesendet am 30. August 2012 um 09:52
...wirklich langsam beeilen, wenn Ihr die Luchsköpfe noch im ursprünglichen Zustand besuchen wollt...das ist nämlich ne tolle Idee mit dem Sportklettersteig...;-)

Was macht denn eigentlich Deine Rauhhorntour??? Die Leilach ist da doch die ideale Vorbereitung...oder stehen da gar noch schwierigere Gipfel an?

Sportliche Grüße von Ulf



sven86 hat gesagt: RE:Jetzt müsst Ihr Euch...
Gesendet am 30. August 2012 um 18:15
Hallo Ulf,

Da die herrschende Meinung (83%) hier doch einen IIer vermerkt, ist mir das Rauhhorn erstmal noch zu heiß. Die Leilach ist da ja eher eine andere Liga. Aber im Herbst, wenn die tieferen Lagen wieder mehr gefragt sind, geht sicher noch das eine oder andere im Hintersteiner Tal, und eventuell überprüfe ich dann doch mal deine Ier- Hypothese :)

Beste Grüße, Sven


Kommentar hinzufügen»