Bergtour aufs Gspaltenhorn (Gratkletterei) 3436.10m.ü.M..


Publiziert von edy , 4. Dezember 2011 um 16:24.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:13 August 2011
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage 8:00
Aufstieg: 2030 m
Abstieg: 2030 m
Strecke:Griesalp (1408m) - Mittelberg (1725m) - oberi Bundalp (1840m) - Oberloch (2055m) - Gletscherbrücken (ca.2033m) - Pkt.2107m (gr.Moräne) - Abzw.Sefinenfurgge 2331m - Gspaltenhornhütte 2455m - Abzw. Wildstein - Bütlassensattel 3020m - Böser Tritt - Gspaltenhorn 3436.10m.ü.M.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per ÖV nach Griesalp.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Per Mitnahme ab Griesalp nach Spiez, weiter mit ÖV.
Unterkunftmöglichkeiten:Gspaltenhornhütte
Kartennummer:264T Jungfrau 1:50'000 /

Endlich ist und war es soweit. Ist, wegen der späten Publikation und war, wegen der Besteigung. Das Wetter liess eine Tour auf’s Gspaltenhorn zu.
Per SBB ging die Reise bis nach Reichenbach im Kandertal. Dort wechselte man in ein kleines Postauto und fuhr durch das Kiental auf der steilsten und sehr imposanten Postautostrecke Europas (28% Neigung). Der Chauffeur erklärte auch einige Naturereignisse wie die Entstehung der Schwemmebene etc.. Bei der Endstation Griesalp 1408m.ü.M ging’s weiter per Pedes Richtung Gspaltenhornhütte, Treffpunkt mit einem weiteren Gast und dem Bergführer. Es gibt  einige interessante Hüttenaufstiege. Ich entschied mich für „Griesalp (1408m)–Bundalp (1840m)–Oberloch (2055m)–Gletscherbrücken (2033m)– Variante. Er ist etwas länger als der Normalaufstieg via Gamchi. Dies war aber nicht die beste Entescheidung, denn ich lief mit neuen Bergschuhen. Da ich die letzten 6 Jahre nie mehr Blasen kriegte, vergass ich, wie schnell es gehen kann. Bis zur Abzweigung zur Blüemlisalphütte (Oberloch, 2055m) war es eine normale, schöne Wanderung (T2). Ab dieser Stelle (T3) empfand ich die Landschaft viel intensiver. Es ging durch Geröllhalden, an steilen Felswänden und über einer Moräne vorbei Richtung Gamchigletscher. Die Landschaft zeigte sich von der wilden Seite. Die mit Geröll dekorierten Gletscherbrücken wurden auf eine imposante Art Sichtbar. Über die von Menschenhand geschaffenen und weniger imposanten Brücken überquerte man tosenden Gletscherbäche begleitet mit der musikalischen Einlage von Eisabbrüchen am Gletscher, die das gesamte Bild vervollständigten. Über die grosse Moräne (2107m) des Gamchigletschers führte der strenge und interessante Aufstieg weiter zur Hütte, die ich bald einmal auf einem Felsvorsprung vor einem weiteren steilen Felsaufschwung erblickte. Im Schlussteil des Weges kam ich noch am sehr steilen und gerölligen Aufstieg zum Bütlassensattel vorbei. Da soll’s morgen rauf zum Gspaltenhorn gehen. In der sehr gut bewarteten Hütte (2455m.ü.M.) traf ich den Bergführer und der 2. Gast, resp. Bergsteigerkollegin. Die fantastisch und speziell gelegene Gspaltenhornhütte ist eine kleinere, einfache Behausung (es wurde in 2 Schichten gegessen) mit einem „Waschraum“/WC, das ebenso speziell liegt wie die Hütte. Als Kontrast zum Einfachen ist die Hütte aber noch mit Hightech ausgerüstet. Die Gäste konnten mit Kredit-Karten bezahlen. Ebenso gibt es noch Klettermöglichkeiten in der Umgebung. Nach dem Essen und der Routenbesprechung entschieden wir uns zum Schlafen. Vorher durfte aber der feurige Sonnenuntergang nicht verpasst werden.
Die Blasen machten sich an meinen Fersen deutlich bemerkbar, hausten aber unter dem Blasenpflaster. Beim Ausziehen passierte es. Das mit dem Socken verhäderte Pflaster kam gleich mit der Haut weg. Sch…… Ich verband die offene Stelle mit Gase und Bebanten-Salbe. Um 04:15 aufstehen, offene Blase neu verbinden, Linsen rein, Frühstücken und um 05:00 Abmarsch. Da der Firn auf dem Grat auf ein Minimum abgeschmort ist, durften wir die Steigeisen und den Pickel in der Hütte lassen --- ein paar Gramme weniger :)). Im Schein der Stirnlampen stiegen wir von der Abzweigung Wildstein der steilen Geröllhalde hoch. Als sich der Trampelpfad im Geröll zur Bütlassen-Felswand hinzog, entschieden wir uns den Helm aufzusetzen und der Bergführer seilte uns an. Jetzt ging’s noch steiler durchs Geröll. Nach 1 Std. erreichten wir den Bütlassensattel (3020m). Dort gab’s die 1. Stärkung und der Sonnenaufgang war in der Ferne zu erblicken. Auch ertönten ab und zu die Gletscherabbrüche, die sich wie ein Gewitter anhörten. Nach dem ersten Aufschwung des Nordwestgrates, der ziemlich mit losem Gestein bespickt war, fing die Kraxelei an. Als das Tageslicht hereinbrach, erschienen die ersten grossen Felszacken des Leiterngrates, an denen vorbei und darüber geklettert werden musste. Als ich die Zacken sah, kam die Frage in mir hoch: schaffst Du das? Aber als man ans Werk ging, war’s leichter als erwartet. Überhaupt empfand ich die Kletterei auf dem Leiterngrat, den „Bösen Tritt“ und über den Gipfelaufschwung eine ganz feine Sache. Teile des Leiterngrates und vor allem beim „Bösen Tritt“ wurden mit Fixseilen versehen. Ohne diese klettert man in einigen Passagen doch bis im 3.Grad (laut Bergführer). Die Tour wird aber mit den Fixseilen als Kletterei im 2.Grad beschrieben. Für einen Alleinaufstieg sind diese Fixseile eine gute Sicherungsmöglichkeit. Ohne die Seile mussten die Griffe doch auf Stabilität geprüft werden, denn ich empfand den Fels als etwas brüchig. Aber es fanden sich immer gute, solide Griffe und Tritte. Nach der Felszackenkletterei ging’s in einem Riss(Kamin) steil runter auf einen Sattel. Fixseil ist vorhanden. Dann folgte der Aufstieg auf einem Grat Richtung „Böser Tritt“. Beim Grataufschwung (auch Fixseile vorhanden) war nur noch ein wenig Firn vorhanden, wo bereits Trittspuren benutzt werden konnten. Steigeisen mussten in der Tat nicht mitgenommen werden. Beim Runtergehen vor dem Ausrutschen im Firn aufpassen. Aber mit einem Fuss konnte zwischendurch solider Fels in Anspruch genommen werden. Nach einem weiteren kurzen Abstieg überwanden wir den „Bösen Tritt“. Es sah aus, wie vor einer senkrechten Wandstufe zu stehen. Der Bergführer benutzte die Fixseile als Sicherung und wir 2 „Nachfolger“ kletterten ohne diese über den Tritt. Nach diesem Aufschwung ging es in eine leichtere Kletterei über. Es gibt Meinungsverschiedenheiten (auch auf Hikr), welches der „Böse Tritt“ sei. Ist es der letzte grosse Zacken beim Leiterngrat oder der „senkrechte“ Aufschwung nach dem Riss Richtung Gipfel.
Ich verpasste die Möglichkeit, den Bergführer zu fragen, war ich doch mit der schönen Kletterei beschäftigt. In diesem Bericht übernahm ich die Version des Gspaltenhorn-Hüttenwartes. Bis auf dem Gipfel folgten wir weiteren einfachen Felsstufen und dem Schlussgrat, der mit Sicherungsstangen versehen war. Plötzlich erwähnte der Bergführer: laut SAC-Beschrieb dauert unser Aufstieg noch 1Stunde (Total 4Std.). Standen wir doch schon nach 3 Stunden auf dem Gipfel. Nicht einmal empfand ich das Gefühl, gestresst worden zu sein oder die Kletterei in Eile zu vollziehen. Gut, wir profitierten auch von den relativ aperen Verhältnissen (keine Steigeisen an- und abschnallen). Aber in unserem Team klappte einfach alles perfekt und wir hatten auch eine lustige Zeit. Der Bergführer zeigte sich immer von einer sehr kollegialen Seite. Wie schon beim Hütten- und Gipfelaufstieg ist das Morgenhorn, Wyssi- und Wildi Frau im Focus. Nach der wunderbaren Rundsicht und die vom Bergführer getätigten Aufzählung der Namen von smtl. Bergspitzen (einige „Frauen“ sind "dabei") inklusiv einer Rast, folgte der Abstieg. Dieser wurde ebenso souverän wie der Aufstieg gemeistert.
Unten in der Hütte angekommen gab’s noch mal ein „Prost“ auf die tolle Tour.
Fazit: Die Gspaltenhorntour ist wie man aus vielen Quellen hört, eine gute Vorbereitungstour für schwerere Klettertouren. Auch die Hüttenaufstiege geben sehr interessante Wanderungen ab (teils alpin). Zum Schluss wanderten wir alle zusammen noch zur Griesalp. Von dort fuhr mich der Bergführer sogar noch bis Spiez. Nebst der super Führung war das auch noch eine sehr flotte Geste von ihm, vielen Dank.

Tourengänger: edy


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Kommentare (2)


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Aendu hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 5. Dezember 2011 um 07:57
Hallo edy

Gratuliere zum Gspaltenhorn! Wunderbare Bergtour.

Weiterhin schöne Touren!

Gruss, Aendu

edy hat gesagt: RE:Gratuliere!
Gesendet am 5. Dezember 2011 um 08:42
Sali Aendu,
Vielen Dank. War das erste Mal in der Bluemlisalp-Region. Definitiv nicht das letzte Mal. Eine wilde und spannende Gegend.


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