Zuestoll und Schibenstoll


Publiziert von Kik , 19. September 2011 um 23:16.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 3 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Churfirsten   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Selamatt- Zuestol -Rüggli-Schibenstoll-Selamatt

Gratwanderungen sind für mich das Maximum! Wenn, ja wenn ich nur nicht so ängstlich geworden wäre. Zum Abgewöhnen nehme ich mir diesen einfachen, aber doch etwas ausgesetzten Aufstieg auf den Zuestoll vor, solo, damit ich kneifen könnte (Brisi wäre genauso schön...), aber nicht tue.

So  lasse ich mich von Alt. St. Johann zur Selamatt hochtragen, und folge dem bestens bezeichneten Weg zur Abzweigung unter dem Rüggli. Da geht es bereits zur Sache. Die Schrofenstufe ist zwar nicht ausgesetzt, und es sind sogar ein paar Metallprofile in die Felsen eingelassen, aber alles ist noch feucht und dünkt mich rutschig.  Wenn das ein T3 ist, was kommt dann oben, wo man laut SAC-Führer eine I klettern muss?   Oben kommt dann erst eine Grashalde und vor allem die Sonne, da wirkt alles gleich viel freundlicher und einfacher. Wirklich endet die Halde in einem luftigen Grätchen, aber dieses ist mit einem Stahlseil versichert. Und der Abstieg über ein paar Stufen auf die Gipfelwiese ist zwar schon steil, verläuft aber in einer trockenen und völlig problemlosen Rinne. Der Gipfelaufschwung sieht gleich steil aus, wird aber ebenfalls in einer Rinne umgangen, die erst noch mit Seil gesichert ist. Uff, der Zuestoll ist geschafft. Natürlich bin ich hier oben nicht die einzige. Aber das schmälert mein Erfolgsgefühl nicht.
Hinab geht es meiner Erfahrung nach jeweils mindestens so gut wie hinauf. Ich geniesse das Hochgefühl einer Gratwanderung mit dem Ausblick auf alle Seiten und in die Tiefe. Hinter dem Vorgipfel kommt eine Gruppe mit einem kleinen Hündchen entgegen. Sie warten, bis ich das Grätchen passiert habe und scheinen nicht schlüssig, ob sie weitergehen mit dem Tier. Ich steige den Grasrücken ab und kurz aufs Rüggli, studiere noch etwas das Karrengelände zum Brisi hinüber, wo wir  vor Jahrzehnten einmal nachts herumgeirrt sind. Beim Abstieg über die unterste Karrenstufe holt mich ein Berggänger ein. Ob ich Desinfektionsmittel habe? Habe ich, und grabe es aus. Er zeigt seine Hand, die einige blutende Stellen aufweist. Das Hündchen habe ihn gebissen!  Ich lasse ihn überholen, er will auch noch auf den Schibenstoll und ist schneller als ich. 

Der Weg auf den Schibenstoll ist noch rutschig-feucht, da er spät Sonne bekommen hat.  Hier sind schon viele Leute im Abstieg. Jemand lässt in der kurzen Rinne einen Stein rollen. Auf dem Schibenstoll-Gipfel beeindruckt  die Akustik im Talkessel zum Hinterrugg. Immer wieder meint man, die dort auf- und absteigenden Leute seien ganz nah, so deutlich hört man sie sprechen. Dann kommen drei jüngere Frauen, die meinen, hier fahre die Hinterruggbahn. Sie steigen sofort wieder ab, als sie ihren Irrtum einsehen. Im schönsten Abendlicht geniesse ich noch einige Augenblicke allein oben, bevor ich zur Selamatt absteige.

Tourengänger: Kik


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Kommentare (1)


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felix49 hat gesagt: Brisi, dann vom Schiben- zum Zuestoll
Gesendet am 5. Oktober 2011 um 21:57
Das Traum-Wochenende vom 01.-03.10.2011 erlaubte Einiges. Am Samstag bestieg ich mit meiner Frau (beide 62) in der angegebenen Zeit den Brisi, herrliche Rundsicht und atemberaubende Tiefblicke, v.a. kurz vor und auf dem Gipfel. Dann orientierte ich mich nach zwei weiteren Churfirsten. Deine Beschreibung von Schiben- und Zuestoll an einem Tag reizte mich. Am Montag gings um 0945 los von Sellamatt, 1050 auf dem Schibenstoll, anspruchsvolle Karren- und Blöcke-Kletterei, dann zurück zum Rueggli und gleich wieder hoch zum Zuestoll, wohin mir eine junge Toggenburgerin vorauseilte und sich erst nach einer guten Stunde auf dem Gipfel einholen liess. Oben eine ganze DAV-Gruppe (Konstanz) und 3 Schweizer, eben die junge Toggenburgerin und ein Walenstadter mit seiner Frau aus Tibet, mit denen interessante Erfahrungen ausgetauscht werden konnten. Wiederum herrliche Rundsicht vom Neuenalpspitz über Silvretta, Ringelspitz, Tödi, Glärnisch, Mürtschenstock bis zum Speer. Inzwischen hatte auch der Weg fast ganz abgetrocknet. Der Abstieg erforderte Konzentration wie bei allen Churfirsten, die durch Steilheit, entsprechend ihrer Erscheinung aber auch herausragende Ausblicke erlauben. Eine Supertour innert der angegebenen 6 Stunden netto mit Schwierigkeiten im Bereich T3, die leider nicht alle meisterten und teils ohne Gipfel-Erlebnis blieben, mit für alle verdienter Einkehr im Berggasthaus Sellamatt.


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