Traversée Besso Arrête SW - Blanc de Moming


Publiziert von Alpin_Rise , 27. August 2011 um 12:48.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:13 August 2011
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1000 m
Unterkunftmöglichkeiten:Cab. Grand Mountet

Die „Couronne Impériale“ ist einmalig, ein Kranz hoher Dreitausender und fünf Viertausender rund um den Mountetkessel. Mittendrin steht Le Besso, der schwarze Felsgesell. Er versinkt mit seinen bescheidenen dreitausendsechshundert Meter förmlich in der Kulisse. Genau das macht die Tour auf den Besso derart schön. Hängt man die Traverse zum weissen Trabanten Blanc de Moming an, ergibt sich ein ausgefülltes Tagesprogramm in bestem Gneis vor einer Traumkulisse.
 
Ergiebige hochalpine Klettertour inmitten der Königlichen Krone
 
Zaza hat in seinem Report über den Besso bereits den Damenweg, so nennt sich der Normalweg, treffend beschrieben. Nach vollbrachter Tat trafen sich die „Damen“ im feuchten Abstieg mit den Patriarchen (sic!), letztere wollten sich den Südwestgrat auf den Besso gönnen.

Von der Mountethütte (oder wie Dauerläufer Zaza direkt aus dem Tal) absteigend zweigt nahe P. 2864 vom  Hüttenweg eine Wegspur durch Geröll und Moränen ab. Diese führt zuletzt steil zum Einstieg, eine gute Stunde von der Hütte aus, rot markiert, Steinmännchen. Dem grossen roten Pfeil folge Leisten, durch eine Rinne, später auf Rippen, links aufwärts. Wir verlassen nach auf ca. 3350m den Damenweg und queren zum SW-Grat hinaus, welcher hier noch blockig aufgebaut ist und seilfrei begangen werden kann (T5, II). Bald kommen die ersten Kletterstellen, die auch rechts (südlich, in der Nähe des Damenweges) umgangen werden können. Vor dem grossen Turm erste luftige Kletterstellen in festem Gneis. Der Damenweg führt am Fuss des grossen Turmes in die Südflanke hinein. Die optimale Route am grossen Turm  erfordert etwas Glück oder Routenkenntnisse: erst auf der Frontseite über plattiges Gelände bis zu einem BH (II-III). Nun über Platten unter die steile Turmfront und scharf rechts hinaus, zu verblasster Markierung, die einer Flechte täuschend ähnlich sieht. Luftig bei der Markierung ums Eck auf die Südseite (III+) zu einem Borhaken, einen einfachen Kamin hoch unter die Gipfelplatte des grossen Turmes (BH). Über die Platte (III) auf den Turm. Wir liessen uns vom Topo des Silbernagel Führers (welches nur einen von 3 BH aufführt) verleiten, den Turm direkt zu ersteigen – dies ist nur mit erheblichen Schwierigkeiten möglich (IV-V), man vertraue besser der verblassten Markierung oder dem Text im vagen SAC-Führer. 
Vom Turm luftig, immer in der Nähe der Gratschneide, zuletzt in Blockgelände bis unter den Gipfelaufbau (II-III). Über plattiges Gelände (II) auf die erste, wenig steile Platte (I) zur Sicherungsstange am rechten oberen Rand, oberhalb eine blaue Schlinge. Nun der Kante entlang – nicht dem Riss, wie im Silbernagel Topo vermerkt – in schöner Kletterei (III+, BH) die Schlüsselseillänge hoch zur oberen Platte. Diese wieder nach rechts oben zu den weissen Felsen traversieren (II) und durch einen leichten Kamin auf den Grat in der Nähe des Damenwegs. Über diesen die letzten Meter zum Besso (I-II).

Insgesamt ansprechende, teils luftige Kletterei, gemischt mit Gehgelände. Beim Einstieg ab Damenweg (3350m) weniger lang als erwartet, 4-5 Stunden ab Hütte.  Wer schnell unterwegs ist, kann den Grat auch von ganz unten oder der markanten Scharte auf etwa 3100m ausgehend überklettern, was sehr lohnend aussah.
Einziger Wehmutstropfen ist die Ausrichtung nach SW und demensprechend späte Besonnung; an Tagen mit stabilem Wetter lohnt sich hier ein relativ später Einstieg.
 
Vom Gipfel des Besso Abstieg über den mit Steinmännern markierten Damenweg, der sich geschickt durch die steileren Partien mogelt. Dort wo er sich in die Südflanke verabschiedet, folgen wir dem Verbindungsgrat zum Blanc de Moming in gutem, griffigen Gneis (II). Der Grat wird immer schärfer und ausgesetzter, kurz vor dem markanten Abbruch weichen wir in die instabile, mit tonnenschweren Blöcken dekorierte Nordflanke aus, heikel, T5, II. Nun fällt der Grat als flache, schiffbugartige Kante zu P. 3519. Diese fantastische Passage in bestem Gneis luftig abklettern (bzw. reiten), wenige BH, II-III.
Es folgt ein ca. 200m langes Turmsystem, wo man die Gendarmen am besten exponiert überklettert (III, einzelne Stellen knapp IV, einzelne BH). Kurz nach P. 3519 kann man die ersten zwei bzw. drei Türme auch heikel im grobblockigen Gelände der Nordflanke umgehen. Das Ersteigen der Türme ist genussvoll und lohnend, nur sind die Abstiege nicht immer trivial und die Abseilstellen teils nur Schlingen ohne Maillot oder einzelnen BH dürftig eingerichtet. Einige Maillots und Reepschnüre am Gurt sind hier nützlich. Nach der Gendarmerie wird der Grat blockartig und steigt steiler werdend zum Blanc de Moming an (I-II), wir hatten hier noch eine Schneepassage, die dank Fussstapfen ohne Steigeisen vertretbar war.
 
Vom Blanc de Moming über die fast horizontale Schneekuppe des Dôme zum grossen Steinmann am Beginn des SW-Grat. Über diesen in blockigem Gelände (T5, I-II) hinunter, bis der Grat abbricht – nicht früher über verlockende Wegspuren in die W-Flanke verleiten lassen! Steinmänner auf ca. 3400m markieren den Abstieg in sandigem Schutt in Richtung P. 3309. Kurz vor P. 3309 beginnt bei  Steinmännern der geschickt geführte Pfad durch die steile Südflanke, Stellen T5-6, II bzw. WS-. Das Blockfeld zur Forcle queren und auf dem ausgetrenen Moränenweg hinunter zur Cab. Mountet, knapp zwei Stunden ab Blanc de Moming.
Übrigens: Diese Route auf den Blanc de Moming kann auch vom versierten Alpinwanderen angegangen werden, verläuft aber grossteils in grobblockigem oder schuttigen Gelände.

Anspruch: Die Traverse ist dank  dem rauen, variationsreichen Gneis sehr lohnend, aber fordernder als wir vermuteten. Der Weg des geringsten Wiederstands ist nicht immer offensichtlich, die Türme sind exponiert zu überklettern, Umgehungen in der brüchigen Nordflanke heikel. Das fixe Material ist teils dürftig – mit soliden Abseilstellen auf den Türmen wäre einiges an Sicherheit gewonnen, ohne dass man die Tour als übersichert bezeichnen müsste. Der Hüttenwart der Cab. Mountet hat uns geraten, immer auf der Gratschneide zu bleiben, was seine Berechtigung hat, dort ist die Kletterei klar am schönsten!


Die Zeitangabe für die Traverse zwischen den Gipfeln ist mit 1:30 im Silbernagel Führer bzw. 2 h im SAC Führer ist bei Überkletterung der Türme inkl. Abseilstellen und vernüftiger Sicherungstechnik unmöglich einzuhalten. Wir benötigten dreieinhalb Stunden mit – wenig empfehlenswerter – Umgehung von drei Türmen in der Nordflanke.  Für die ganze Tour wie hier beschrieben sind (für durchschnittliche Seilschaften) gut 10 Stunden zu rechnen: 4-5 h auf den Besso, 3-5 h für die Traverse, 2 h für den Abstieg zurück zur Hütte. Ist der Grat jedoch verschneit und muss mit Eisen geklettert werden, wird die Tour sehr anspruchsvoll und zeitraubend!


Bewertung: Fluchtmöglichkeiten vom Grat Besso - Blanc de Moming gibt es keine Vernünftigen, also nur bei sicherem Wetter einstiegen oder nach dem Besso über den Damenweg runter. Daher könnte man die Gesammtour Besso Südwest-Grat und Überschreitung zum Blanc de Moming auch mit ZS+ bewerten.
Insgesamt fand ich die Tour ähnlich anspruchsvoll wie die Traversierung der Schalihörner. Mit dem Unterschied, dass man zwischen Besso und Blanc de Moming besseren Fels mit vereinzelten BH antrifft und meist aufwärts bzw. horizontal klettert.


Material: 30m Seil, Schlingen, kleinere Friends und Klemmkeile, evtl. einige Maillots und Reepschnurstücke, Pickel. Bei genügender Ausaperung sind Leichtsteigeisen als Backup ausreichend.

Tourengänger: Alpin_Rise


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Kommentare (3)


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BergBaer hat gesagt: ...eindrücklicher..
Gesendet am 27. August 2011 um 18:05
... Bericht und schöne Bilder! danke!

kleopatra hat gesagt: Schöne Tour
Gesendet am 28. August 2011 um 20:38
die auch auf unserer Liste steht, allerdings waren wir nach unserer Trifthornerfahrung etwas skeptisch wie die Realitität aussieht. Danke Euch für den detaillierten Bericht und guten Infos zur einzuplanenden Zeit! Freue mich schon auf Euren nächsten Bericht.

garaventa hat gesagt:
Gesendet am 2. September 2011 um 08:43
Vielen Dank und Gratulation für die saubere Tourenbeschreibung und die eindrücklichen Bilder aus dem Herzen der Walliser Alpen.

Gruss Frank


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