Belalp: auf neuem "Weg" auf's Gänderhorn


Publiziert von Felix , 18. August 2011 um 11:01. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:13 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1275 m
Abstieg: 1320 m
Strecke:Belalp, Hamilton Lodge - P. 2300 - Uf Lüsgera Schenu Biel - Suone Rämiflüo-Lüsga - Unnerbach - Gänderhorn - Umgehung ESE-Grat Grisighorn auf 2520 Metern - Uf Bäleru Schenu Biel - Chelchbach - Belalp, Hamilton Lodge - Belalp
Unterkunftmöglichkeiten:Hamilton Lodge, Belalp
Kartennummer:1269 - Aletschgletscher

Ein prächtiger Sommertag beginnt: bereits sind, durch die Fenster der Balkontüre gut ersichtlich, die gegenüberliegenden Berge um Brig von den ersten Sonnenstrahlen angeschienen; so bewährt es sich, dass wir im Hamilton Lodge um eine Bereitstellung von Kaffee und Proviant vor der offiziellen Frühstückszeit gebeten haben. Beim Start um 7 Uhr liegen die Hänge um Belalp ebenfalls schon im Sonnenlicht - wir wandern erst durch's Dörfchen hoch und anschliessend, mal auf Wegspuren, dann weglos hoch zu P. 2300, wo beide Sessellifte zusammentreffen. Ganz bewusst nehmen wir nicht die im SAC-Führer von 1994 angegebene Aufstiegsroute, sondern folgen einem Tipp eines Bahnangestellten, welcher Ursula eine - wie es sich herausstellen sollte - sinnvollere und angenehmere Variante empfahl. Über die schöne Ebene Uf Lüsgeru Schenu Biel, wo zahlreiche der ausnehmend kräftigen und prächtigen Eringer Kühe weiden, streben wir der leicht abfallenden Suone zu, welche von Rämiflüo nach Lüsga führt. Dieser folgen wir bis zur Fassung an einem der zahlreichen Seitenarme des Chelchbaches.
Bis hier konnten wir auf der Spur des Hüterweges problemlos aufsteigen; ab der Fassung streben wir etwas steiler über Grashänge und wenig Geröllabschnitte dem markanten "S" zu, welches ein weiterer Seitenarm des Chelchbaches formt - dies haben wir gestern auf der Sparrhorn-Tour als besten Durchstieg zum Gletscherschliff des Unnerbächgletschers "evaluiert" (zwischen dem "ch" von Unnerbäch und der Zahl 2656). Noch bevor wir diesen nun steilen Hang in Angriff nehmen, gibt's eine Znünipause mit herrlicher Aussicht auf die südlich aufragenden Berge des Oberwallis.
Wie erhofft, gestaltet sich die von uns gewählte Variante als gut machbar: zwar steil und weglos, doch immer in Gehgelände, abwechslungsweise Grashalden und steinige Abschnitte. Nun folgt ein weiterer steiler Abschnitt in steilem Geröll - immer die wenigen darin enthaltenen Grasabschnitte benutzend - bis unter die vom geschmolzenen Gletscher freigegebenen riesigen Felsplatten. Ab hier queren wir nun nach links, also in westlicher Richtung; der ESE-Gratausläufer des Gänderhorns gibt die Richtung vor, ebenso wie die gestern gesichteten Altschnee-Restfelder. Diese steuern wir im nun teilweise blockigen Gelände an, indem wir fortwährend die geeignetste Route aussuchen - es bietet nie Schwierigkeiten, sondern ist verhältnismässig angenehm zu begehen; gelegentlich darf sogar freiwillig ein grösserer Fels erkraxelt werden.

Kurz mal ein Schneefeldchen traversierend gelangen wir endlich zum besagten Gratausläufer und umrunden diesen halbwegs, um den Blick in die Südflanke und den Grisigpass erhaschen - und somit die beste Variante der SAC-Routen auswählen zu können. Wir nehmen jedoch keine der vorgeschlagenen, sondern entschliessen uns, direkt am teilweise grobblockigen Südgrat aufzusteigen. Das gelingt uns erstaunlich gut - das wenige Kraxeln stellt auch hier Genuss dar; stets haben wir nun das Gipfelkreuz vor Augen. Wir kommen gut voran, bis auf den letzten Metern unter dem Gipfel die Felsplatten doch recht aufsteilen; doch wenige kleine Höckerchen und einige gute Risse in den übereinander geschichteten Platten erlauben den "Schlussspurt" zum "lockenden" Gipfelkreuz mit dem bedeutungsvollen Spruch: Der Weg ist das Ziel! Ein grandioses Gefühl; nicht nur auf dem Gipfel zu stehen, sondern einen äusserst abwechslungsreichen Weg aufs Gänderhorn hinauf gefunden und unternehmen haben können! Mehr als eine Stunde bewundern wir die phänomenale Aussicht; besonders eindrücklich erscheint uns das nahe Bietschhorn und die ringsum extrem zackigen Grate. Für den Abstieg wählen wir denselben "Weg" - die von Fenek und Omega3 begangene Variante entlang des Grates macht uns nicht an ...

Nach dem Absteigen über die "Schlüsselstelle" unter dem Gipfelkreuz gelangen wir einfach wieder zum Ende des Südgrates - und in die heraufziehenden Wolken ... Was jedoch extrem unangenehm ("scheusslich" bezeichnete ich es unterwegs) wird, ist der Abstieg (im SAC-Führer von 1994 angegeben) über das nicht enden wollende mühsame Schutt- und Geröllfeld bis gegen 2500 Meter hinunter: einige kleine Schneefelder zu Beginn lassen ein passables Gehen zu, nachher folgt ein weg- und spurloses steiles Absteigen - absolut nicht zu empfehlen. Auf etwa 2520 Metern queren wir wohl auf einer schmalen Ziegen-Spur den letzten Gratriegel, traversieren das nun wieder sonnige letzte Geröll(!)-Feld, bevor wir auf die lieblichen Matten Uf Bäleru Schenu Biel gelangen und nochmals innehalten.

Auch wenn der weitere grasige Abstieg weglos und nochmals etwas steiler zum Chelchbach hinunterleitet, wobei wir kurz noch die Nessjeri überqueren, so ist doch es ein angenehmes "Auslaufen" - auch die kleine Gegensteigung hoch zur Hamilton Lodge ist unbedeutend - das Bier auf der Terrasse schmackhaft ...
Ein letztes Mal gehen wir, diesmal wieder mit allen Gepäckstücken, zur Bergstation der LSB nach Belalp hoch - mit Glücksgefühlen ob der aussergewöhnlichen Berg- und Naturerlebnisse!

Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (4)


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Aendu hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 18. August 2011 um 11:04
Gratuliere zu dieser schönen Bergtour und den Hammerfotos!

Gruss, Aendu

Alpenorni hat gesagt: Top !!
Gesendet am 18. August 2011 um 20:01
Sehr schön ! Auch die Routenwahl gefällt : Der Rat von Bahnangestellten, eigener Spürsinn und ein Ziegenpfad ! ;-)

bidi35 hat gesagt: Gratuliere auch
Gesendet am 18. August 2011 um 21:46
wunderbare Tour und treffend kommentiert. Danke.
Habe am 17. dieses Panorama halt von unten von der Nessjeri aus bewundert...so wie es meinem Alter gebührt!!

LG Heinz

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 19. August 2011 um 16:52
Gratuliere zu dieser schönen Tour und den super dokumentierten Bericht der - wie immer - so toll bebildert ist

Grüsse, Anne-Catherine


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