Valschavieler Maderer (2769 m) - der einsame Herrscher über das Valschavieltal


Publiziert von marmotta , 12. August 2011 um 20:01.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:11 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Madererkamm 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1820 m
Abstieg: 1870 m
Strecke:Gaschurn - Valschavieltal - Valschaviel Maisäss - Bizulalpe - Madererjöchle (Grat) - Madererspitz - Augstenboden - Netzaalpe - Manigg - Gortipohl
Zufahrt zum Ausgangspunkt:via cff logo St. Margrethen mit der ÖBB nach Schruns, von dort mit Landbus Nr. 85 nach Gaschurn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Landbus Nr. 85 (Bielerhöhe-Partenen-Schruns), ab Schruns mit ÖBB über Bludenz-Feldkirch
Unterkunftmöglichkeiten:div. in Gaschurn und Gortipohl (näheres unter www.montafon.at
Kartennummer:Kompass-Wanderkarte "Silvretta-Verwallgruppe" (1:50.000)

Hoch über dem Valschavieltal, einem der ursprünglichsten und wildesten Tälern im Montafon, thront der Valschavieler Maderer (2769 m) - seine Höhe und die isolierte Lage machen ihn zu einem exzellenten Aussichtsgipfel. Weit und breit verstellt kein höherer Berg die Sicht, die von den Ötztaler Alpen über die Silvretta und die Albulaalpen bis weit in die Glarner und Berner Hochalpen reicht.
 
Die Zustiege sind recht lang und es hat keine Seilbahn in der Nähe, daher ist man meist allein am Berg, obwohl auf dem Wormser Höhenweg, der am Madererjöchle (Grat) den Südfuss des Maderers traversiert, im Sommer viel Volk unterwegs ist.
 
Nach fast 10-jähriger Pause musste ich meinem Lieblingsgipfel im Verwall wieder einmal einen Besuch abstatten, zumal sich nach einer wechselhaften Periode ein strahlend schöner Sommertag mit ausgezeichneten Sichtverhältnissen ankündigte.
 
Prolog:
 
Wer sich auf das Abenteuer "Bahnfahren in Österreich" einlässt, lernt die SBB wieder zu schätzen. Vielleicht habe ich bislang auch nur unglaubliches Pech gehabt, jedenfalls kann ich der ÖBB in Sachen Verlässlichkeit kein gutes Zeugnis ausstellen!
 
Bei all meinen Fahrten in den letzten 3 Jahren gab es noch jedes Mal irgendeinen Zugausfall oder eine massive Verspätung, so dass ich Anschlusszüge verpasst und viel Zeit verloren habe. Dieses Mal war´s extrem: In Hohenems blieb der Zug aus zunächst unerklärlichen Gründen über eine halbe Stunde stehen (später hörte ich etwas von einer Bombendrohung - gut, dafür kann die ÖBB natürlich nichts), was meinen Zeitplan durch die daraus resultierende gut einstündige Verspätung etwas ins Wanken brachte. Auf der Rückreise war´s dann zur Abwechslung eine Signalstörung, die mich eine Stunde später als geplant nach Hause kommen liess.
 
Doch nun zur Tour: Am (Bus-)Bahnhof in Schruns traute ich zunächst meinen Augen kaum, als ich die Menschenmenge sah, die auf den Bus Richtung Bielerhöhe/Silvrettastausee wartete. Und das an einem Werktag! Ferienzeit und der Umstand, dass nach dem wechselhaften Wetter der erste strahlend schöne Tag der Woche anstand, führte zu einer prekären Lage, die sich mit jeder Haltestelle, an der weitere Urlauber warteten, weiter zuspitzte und derer die Busbetriebe trotz des Einsatzes meherer Zusaztbusse kaum Herr wurden. Gut, konnte ich den völlig überfüllten Bus bereits am Ortseingang von Gaschurn verlassen!
 
Gleich nach der Brücke über den (hier unten gezähmten) Valschavielbach stieg ich dem Bachlauf entlang bis zur Bachfassung auf, um dort das Bachbett auf einer massiven Brücke zu überqueren und zur Alpstrasse zu gelangen, die bis weit hinauf ins tief eingeschnittene Valschavieltal führt. Fortan begleitete mich nur noch das Rauschen des wild herabschiessenden Valschavielbachs. Nach ca. 1 h war das Valschaviel-Maisäss (1565 m) erreicht, übrigens einer der Drehorte für Joseph Vilsmaiers Bergdrama "Bergkristall". Über Matten abkürzend (früher ging hier auch der offizielle Wanderweg durch) erreichte ich eine weitere Fahrstrasse, die steil zur Bizulalpe (1822 m) führt. Nun teils über den völlig verdreckten und matschigen Wanderweg, teils querfeldein hinauf zum "Grat" (Madererjöchle) auf 2250 m (ca. 2 h ab Gaschurn). Bereits hier eröffnet sich eine grandiose Sicht auf unzählige Gipfel der Silvretta und des Verwalls - je höher man steigt, desto mehr Gipfel tauchen auf.
 
Ich hielt mich nicht lange am Madererjöchle auf, sondern stieg (nun von schwerem Gepäck erleichtert) gleich zügig, den rot-weissen Markierungen folgend, zum Südfuss des Maderers auf. Über Rasenstufen ansteigend, gewinnt man schnell Höhe und durchquert bald eine erste, kleine Blockhalde, anschliessend wiederum steil auf erdigen Rasentritten (Vorsicht bei Nässe!) zur "Schlüsselstelle" der markierten Route: Eine plattige Felsrinne führt auf die Schulter des schwach ausgeprägten Westgrats. Da noch Reste des anfangs Woche gefallenen Neuschnees vorhanden waren, war diese Passage sehr heikel. Ich umging die Felsplatten linkerhand auf schmalen Rasenbändern und kraxelte über Schrofen hinauf auf die breite Schutthalde der Westgratschulter. Mit etwas Gespür für das Gelände unproblematisch, noch einfacher geht es weiter westlich in einer seichten Rasenrinne zwischen Felsschrofen hindurch (diese Linie wählte ich im Abstieg). Schon immer habe ich mich gefragt, wieso der Wanderweg eigentlich (ohne Not) genau durch diese plattige Rinne führt, die bei Nässe sehr heikel wird (die Hornblendegneise werden dann sehr rutschig), obwohl es mehrere Möglichkeiten gäbe, die Felsstufe im Gras-Schrofen-Gelände wesentlich einfacher zu überwinden. Vor vielen Jahren bin ich bei meinem allerersten Besteigungsversuch am Maderer hier sogar (ebenfalls bei Neuschnee) einmal umgekehrt. Die Rinne ist bei Trockenheit gut zu begehen (T4+, I), aber "Wandern" kann man das auch nicht mehr nennen - bemerkenswert, was in Österreich so alles rot-weiss markiert ist…
 
Anschliessend ohne Schwierigkeiten auf den Sattel unterhalb des südlichen Vorgipfels des Madererspitzes. Nach kurzem Abstieg traversiert man unter diesem Vorgipfel zu einer ziemlich mühsam zu begehenden Blockhalde (vor allem mit Neuschneeresten), nach dessen Durchquerung man schliesslich zum eigentlichen Gipfelkopf aufsteigt. Auch wenn einem die zahlreichen Markierungen einen gemütlichen Wanderweg vorgaukeln, sollte man hier sehr konzentriert gehen - mit den teils wackligen Felsblöcken ist nicht zu spassen (wehe, wenn sie losgelassen…).
 
Der Gipfelkopf bietet dann wiederum hübschen Kraxelspass in festem Gestein - dort, wo man direkt der Gratkante folgt, auch mal etwas luftiger. Vereinzelte Schneereste waren auch hier vorhanden, die aber bei entsprechender Vorsicht kein Problem darstellten.
 
Oben am monströsen Gipfelkreuz dann die bekannte und immer wieder beeindruckende Aussicht auf unzählige Gipfel. Bei fantastischer Fernsicht und sehr warmen Temperaturen geniesse ich die Aussicht in aller Ruhe. Sogar die fernen Eisriesen im Berner Oberland (Finsteraarhorn & Co) sind am Horizont auszumachen!
 
Trotz dieser fantastischen Aussicht und der geringen Schwierigkeiten wird der Gipfel nicht gerade überrannt: Das Gipfelbuch von 2003 ist gerade mal gut zur Hälfte gefüllt.
 
Der Abstieg erfolgte zügig auf der Aufstiegsroute (mit Ausnahme der oben erwähnten Felsrinne). Nach einer guten halben Stunde hatte ich bereits wieder mein Depot oberhalb des Madererjöchles erreicht, wo sich zwischenzeitlich eine Gruppe von mind. 20 Begehern des Wormser Höhenwegs breit gemacht hatten.
 
Ich stieg direttissima zur sumpfigen Ebene des Augstenbodens ab und folgte von dort den Markierungen zur Netzaalpe (1848 m). Dort wechselte ich auf die linke (südliche) Seite des Balbierbachs und traf auch bald auf den schmalen Wanderpfad, der mich steil hinunter nach Gortipohl brachte. Die insgesamt knapp 1900 Hm Abstieg bis zum Talboden gingen noch ziemlich in die Beine.   

Tourengänger: marmotta


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