"Luter Seen" und ein Berg


Publiziert von goppa , 21. Oktober 2012 um 22:12.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:21 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1663 m
Abstieg: 1662 m
Strecke:Gortipohl Innergant, Netza, Luterseeberg, Wormser Weg, Garneseregg, Bödner Kapelle, Innergant
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gortipohl
Kartennummer:SLK 238 + 239

Sonntag Morgen 07:30 - Klaus und Lucia holen mich ab, gemeinsam geht die Fahrt nach Gortipohl ins Montafon. Dort links ab (Innergant) und noch ein Stück hinauf bis zur Fahrverbotstafel des Grappes-Güterwegs auf 1000m.
08:18 - Steil durch den Wald hinauf und über die Untere Netza 1280m zur Netza-Maisäß 1634m.
Die Entstehung der Maisäße im Montafon geht auf die für Vorarlberg so charakteristische jahrhundertealte Dreistufen-Landwirtschaft zurück. Der ursprüngliche Weg mit dem Vieh führt im Frühjahr von den Stallungen im Tal auf den Maisäß, dann weiter auf die Hochalpe und ebenso stufenweise im Spätsommer zurück. Der Name Maisäß bezieht sich auf die mittlere Zone in ca. 1.200 - 1.600 m Seehöhe, die man spätestens Ende Mai bewirtschaftete. Die Maisäßsiedlung Netza zählt wohl zu den schönsten bergbäuerlichen Kulturlandschaften mit weitgehend intakter Bausubstanz und gesicherter Bewirtschaftung. Von dort erreicht man die nur durch Fuß- und Viehtriebwege erschlossene Netza-Alpe im Europaschutzgebiet Verwall, wo frühere Nutzungsbereiche als Bergheumähder und Spuren historischer Bergbautätigkeit noch heute gut erkennbar sind. 
Von den Hütten der schön gelegenen und sauber instandgehaltenen Netza-Maisäß weiter durch den Wald bergauf zu den freien Alpflächen, mit ihren Inseln von herbstlich rot gefärbten Moos- und Blaubeerbüschen. Der Dürrkopf 2407m und die dunklen Köpfe des Schärmsteeberg 2370m stehen im Halbrund vor uns, als wir den Wormser Weg auf knapp 2200m queren und in den Sattel aufsteigen. Von hier weglos weiter bergauf und hinüber zum Grat, der uns zum Luterseeberg führt. Nach 3:30 Std Aufstieg stehen wir auf dem Gipfelkopf des Luterseeberg 2480m, schauen hinüber nach Süden, wo die verschneiten Nordseiten der Silvretta- und Rätikonberge weiß leuchten, und nach Norden auf die herbstlich gelb-braun gefärbten Gipfel des Verwall und der Lechtaler und Bregenzerwälder Berge. Tief unter uns Silbertal und Gafluna, hier eingezwängt zwischen Eisentalergruppe und Maderergruppe, bevor das Tal ansteigt zum Winterjöchle im Osten.
Die kleinen und großen Seeaugen südlich unter uns haben vielleicht zum Namen des Luterseebergs beigetragen. Luter Seen und der Berg ;-)
Nach der mittäglichen Gipfelrast steigen wir zu den kleinen Seen und weiter zum Wormser Weg ab. Im felsigen Blockwerk unterm Luterseeberg sind immer noch Überreste jahrhundertealter Bergbautätigkeit zu sehen. Näheres dazu kann im Band 23 der Montafoner-Schriftenreihe nachgelesen werden. Im Jahr 2009 erfolgten diesbezügliche montanarchäologische Forschungen zum Erzabbau in der Zeit um 1300 n. Chr. im Luterseegebiet auf ca. 2400 m ü. M.
Wir umrunden den Schärmsteeberg - beim nächsten sprudelnden Bächlein werden die Wasserflaschen vollgefüllt - dann steigt der Wormser Weg an und führt durch das Blockkar hinauf zum Sattel vor der Geisterspitze. Hier wieder 200 Hm im Zickzack hinunter und hinüber zu den Lawinenverbauungen unterm Scheimersch. So ein Zufall, wir treffen Uta und lisi, die soeben von ihrer Gipfeltour zurückkommen. Darauf stoßen wir mit einem süffigen Gläschen Roten (was ich alles so im Rucksack finde) an. Es ist nett, die beiden hier heroben so unverhofft zu treffen.
Aber viel zu schnell muß ich mich verabschieden, Klaus und Lucia sind schon weit voraus im Abstieg. Hurtig geht es über den Steig zwischen den Lawinenverbauungen und Almroschenbüschen talwärts, von den steilen Berghängen hinein in den trockenen Wald, der etwas Schutz vor der gleißenden Nachmittagssonne bietet. Eine dicke Schicht Tannennadeln bedeckt den Steig, die Abzweigung zum Grasjoch wird erreicht, interessant führt er über den an beiden Seiten steil abfallenden Hangrücken weiter bergab bis zum Garneseregg 1360m, wo wir auf die geschotterte Grappesstrasse treffen. Dieser folgen wir Richtung Gortipohl, wo wir um 16:00 Uhr beim Auto ankommen und unsere etwas strapazierten Füße (Zehen) nach über 7 Stunden endlich von den Bergschuhen befreien können.
Wunderbare Herbstwanderung in einer, zu dieser Jahreszeit wieder herrlich ruhigen Gegend. Der An- und Abstieg ist vom Tal bis 2000m zwar steil, dafür sind die Almböden darüber umso sanfter und schöner.

Tourengänger: goppa


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