Zurück, nur mehr zurück... Im Schneesturm Umkehr auf dem Weg zur Gnifetti


Publiziert von mountainrescue , 10. August 2011 um 10:25. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 6 August 2011
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1290 m
Abstieg: 1290 m

 

Es begann eigentlich ganz harmlos. Geplant war der Aufstieg auf das Felikjoch, anschließend die Liskammüberschreitung und schließlich der Abstieg zur Gnifettihütte.

Aber es kommt manchmal anders als man denkt...

In der Früh herrschte bereits rund um die Hütte ein starker Wind vor. Wir stiegen nach dem Frühstück Richtung Felikjoch hoch. Auf ca. 3900m Höhe kündeten Windfahnen bereits auf einen starken Höhensturm im Gratbereich hin.



Was tun? Kurze Beratung und wir beschlossen über die Naso zur Gnifettihütte abzusteigen.

Gesagt - getan, oder besser gedacht! Wir stiegen zurück ins fast ebene Gletscherbecken rund um die Hütte auf ca. 3700m und querten nach rechts Richtung Schneedomspitze. Als erstes muss ein gewaltiger Eisabbruch durchklettert werden, durch den aber bereits andere Bergsteiger eine Spur gezogen hatten. Weiter geht es quasi unter dem Liskamm entlang.



Am GPS hatten wir uns anhand der Karte einen Track eingezeichnet, nur einen exakten Wegverlauf konnten wir natürlich nicht bestimmen...

Das Gletscherbecken ist in einem großen Bogen zu durchschreiten und es folgen immer kleinere An- und Abstiege. Das Wetter begann sich immer mehr zu verschlechtern und die Sicht nahm immer mehr ab. Gleichzeitig begann es mehr oder minder intensiv zu schneien und die Spuren verschwanden langsam, aber stetig. Beim Aufschwung auf die Schneedomspitze glaubten wir, dass die Spuren direkt links in den Sattel ziehe und laut GPS waren wir nur einige Meter von der Spur entfernt. Aber nachträgliche GPS-Planung....

Hans kletterte souverän voran. Bald wurden die Stöcke gegen Pickel und Eisbeil getauscht. Der Hang steilte sich immer mehr und mehr auf.



Als wir auf knapp 4200m Höhe ankamen war noch eine Randspalte zu überklettern. Die Spuren waren uns längs abhanden gekommen... Schließlich entschlossen wir uns zurückzuklettern, denn offensichtlich befanden wir uns nicht am richtigen Weg. Also zurück und abgestiegen zum Beginn des Schnee- und Blockgrates, wo wir der, offensichtlich einer falschen Spur gefolgt waren. Wir stiegen zurück auf 4000m und da es kurz aufriss, sahen wir nun wieder Spuren. Diese folgten zuerst steil einem kurzen Schneehang, gefolgt von einem Blockgrat und anschließend kam noch ein sehr steiler, leicht vereister Hang, der gerade in die Höhe zog.



Also wieder die Eisgeräte raus und den Hang hochgestiegen. Als er sich endlich ein wenig zurücklegte und flacher wurde, sahen wir einen Markierungsstab. Seine Bedeutung war uns nicht ganz klar. (Zu Hause dann vermuteten wir, dass er als Wegweiser zum Abstieg Richtung Gnifettihütte in das Gletscherbecken dienen könnte???)

Wieder ging es steil bergan Richtung Schneedomspitze/Il Naso. Sturm und eisige Kälte fuhren langsam in unsere Körper. Wieder ein Schneegrat der nun allerdings sich leicht abzusenken begann und kurz darauf erreichten wir einen Blockgrat der in die Höhe zog.



Also anscheinend auch wieder nicht ganz richtig oder schon zu weit gestiegen... Wir stiegen einige Meter in die Höhe und beschlossen in eine Schnee- und Blockrinne, die offensichtlich Richtung Gletscher zur Gnifettihütte leitete, einzusteigen. Der obere Teil war gar nicht so schwer, allerdings im Bereich des Blockgrates waren immer wieder lose Steine mit Vorsicht anzugreifen. Inzwischen war es fast 14.00 Uhr... Plötzlich war es aus und wir standen vor einem Felsabbruch. Kurze Beratung was tun und die Entscheidung stand schließlich fest. Biwakieren wollten wir hier nicht, den richtigen Weg hatten wir offensichtlich ebenfalls verloren, die Zeit begann uns davonzulaufen - also gab es nur eine Entscheidung - zurück!



Der Aufstieg auf den Schneegrat, der zurück zur Il Naso/Schneedomspitze führte, war "hart". Der Schnee war grundlos und wir mussten uns fast 200m zurück auf den Grat "wühlen". Endlich oben angekommen war der weitere Wegverlauf klar, allerdings war uns das GPS eine sehr große Hilfe, denn auch unsere Spuren waren nun verschwunden. Mit Hilfe unseres Navigationsgerätes stiegen wir schließlich zurück zur Quintino Sella, die wir nach knapp 10 Stunden glücklich und wohlbehalten wieder erreichten!

Trackauswertung Twonav 2.4.2 mit CompeGPS 7.2.rc4
Dauer: 9:57:16
Strecke: 16,90 km
Maximale Höhe: 4281 m
Zeit in Bewegung: 7:51:55
Stillstandszeit: 2:05:21
Kum.Steigen: 1299m
Ges.Abstieg: 1290 m
Mittlere Geschwindigkeit: 1,6 km/h

 


Tourengänger: mountainrescue


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Kommentare (2)


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Herbert hat gesagt:
Gesendet am 12. August 2011 um 11:58
Hallo Erich,
leider kanns so auch gehen bei Westalpenfahrten, für unsereinen ist es halt ein bissl ärgerlich, weil es doch recht weit ist.
Aber dafür hattest voriges Jahr umso mehr Wetterglück!
Aber wie ich aus eigener Erfahrung weiß, sind auch solche Nebeltouren am Gletscher ein Abenteuer, das einem gefallen kann, und ich schätze bei Dir wirds ähnlich gewesen sein ... :-)

LG, Herbert

mountainrescue hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. August 2011 um 17:58
Hallo Herbert!
Ja leider hat das Wetter heuer überhaupt nicht mitgespielt, wo wir uns doch soooo viel vorgenommen hatten ;-) Aber die nächste Westalpenfahrt kommt ja bestimmt :-)))
Ich muss dir recht geben, die Nebeltour, die hat schon was gehabt und vor allem habe ich unheimlich viel gelernt dabei.
Danke für deinen netten Kommentar und liebe Grüße an euch 4
Erich


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