Wolken am Triglav - Sonne im Herzen


Publiziert von platonismo , 8. August 2011 um 22:06.

Region: Welt » Slowenien » Julische Alpen
Tour Datum: 6 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: SLO 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bis Mojstrana, dann auf der Triglavski Cesta bis zu Aljazev Dom. Parkplatz vorhanden und gratis.
Unterkunftmöglichkeiten:Aljazev Dom oder Kredarici Dom.

Nach einer Woche Zeitreihenanlyse betreuen an der Universität Ljubljana verlangen Kopf und Beine nach den Bergen. Diesem Wunsch gab ich gerne nach und eigentlich konnte das Ziel in diesem Fall nur der Triglav, der höchste Berg Sloweniens, sein. Geplant hatte ich die Tour natürlich bereits vorgängig, schliesslich gilt es den Sommer optimal zu nutzen, und wer möchte da ein Wochenende, zumal in ungewohnter Umgebung, ungenutzt verstreichen lassen? An dieser Stelle auch herzlichen Dank an Linard03, dessen Bericht mir die Planung ungemein erleichtert hat.
Erfreulicherweise begeisterten sich auch noch zwei Teilnehmer der Summer School an meinem Plan und so konnte die Unternehmung in Angriff genommen werden.
Da wir den Triglav als Tagestour budgetierten kam nur eine Automiete in Frage. In Slowenien, speziell in Ljubljana ist das jedoch erstens sehr unkompliziert und zweiten auch angenehm billig.

Am Samstag Morgen um 03.00 Uhr starteten wir demgemäss die Aktion 'Triglav'. Der Wetterbericht sah zwar keinen ungetrübten Sonnentag vor, jedoch durften wir auf eine relativ stabile Wetterlage hoffen. Nach sicherer Anfahrt machten wir uns um 04.20 Uhr, bewaffnet mit unseren Stirnlampen, auf den Weg. Vom Parkplatz beim Aljezev Dom zweigt nach kurzer Zeit der Tominskovapot linkerhand steil den Berg hinauf ab. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert und markiert. Selbst in der Nacht ist es wohl unmöglich, sich zu verlaufen. Das liegt mit ziemlicher Sicherheit daran, dass, so sagt man, ein echter Slowene nur der sei, der auch einmal den Triglav bestiegen habe. Doch dazu später mehr.
Der Weg führt zuerst immer steiler ansteigend durch den Wald und bald gelangt man in schrofiges, später felsiges Gelände. Immer wieder sind ausgesetzte Passagen und kurze Kraxelstellen zu überwinden (T5-). Trotz ziemlich guter Sicherung durch Stahlseile und Eisenstäbe kann hier ein Abrutschen verheerende Folgen haben, wovon auch die leider doch zahlreichen Gedenktafeln zeugen. Wir haben auf den Einsatz von Klettersteigsets verzichtet. Weniger sicheren Berggängern sind sie jedoch, zumindest für den Fall der Fälle, zur Mitnahme empfohlen.
In der Morgendämmerung präsentieren sich uns dann auch die ersten atemberaubenden Tiefblicke den steilen Kalkfelsen hinab, und sogar der Gipfel zeigt sich zwischen den aufsteigenden Schwaden nächtlichen Nebels. Fasziniert steigen wir weiter steil durch die Felsen bis wir die Karstmulde auf 2100m erreichen. Dort an der Stelle Begunjski Studerec trifft unser Weg auch auf den etwas weniger steilen und häufiger begangenen Prag-Weg.

Wir folgen den Wegweisern bis zur Kredarici Hütte und genehmigen uns dort erstmal eine herzhafte Gerstensuppe und ein süsses Getränk. Der durchwegs steile Anstieg des Weges hatte doch einige Kraft gekostet und mittlerweile hatte auch leichter Regen eingesetzt, so dass wir uns eine ausgedehnte Pause guten Gewissens gönnen konnten. Die Hütte, so man ein 200 Betten starkes Haus noch Hütte nennen mag, war gut besucht. Das liegt, wie erwähnt, an der Bedeutung des Triglav für die Slowenen. Diese Popularität hat jedoch auch zur Folge, dass zwischen Hütte und Gipfel jeweils regelrechter Stau herrscht, da der Grat und die Felsstufen nur in Einerkolonne relativ sicher durchstiegen werden können. Nun, man mag es weise Planung oder auch Glück nennen, aber zum Zeitpunkt unseres Aufbruchs Richtung Gipfel (wir hatten uns beim Hüttenwart vorher nach den Wetterbedingungen erkundigt) waren wohl die meisten slowenischen Gipfelstürmer bereits wieder in der Hütte. Das Wetter, mit mittlerweile unangenehmem Regen und wenig Sicht tat wohl sein übriges dazu.

Als wir die Vorfelsen zum Gipfelaufsteig (T4+) erreichten kamen uns angstschweissgebadete Slowenen entgegen, die sich offenbar nicht nur in der Beurteilung ihrer eigenen Fähigkeiten, sondern auch in der Wahl der Ausrüstung gründlich geirrt hatten. Man muss schon über einen recht ausgeprägten Fatalismus oder ein gerüttelt Mass an bersteigerischer Ignoranz verfügen, wenn man in Sandalen oder leichten Turnschuhen einen nassen Kalksteingrat in Angriff nimmt. Ketten hin oder her. Die zunehmende Dichte an Gedenktafeln war dann auch ein trauriger und stummer Zeuge slowenischen Wagemuts.
Wir, gut ausgerüstet, liessen uns jedoch weder vom Regen, noch von den dichten Wolken um den Gipfel vom Aufstieg abhalten und erreichten dann nach knapp 90 Minuten endlich den höchsten Punkt des Triglav. Mangelnde Sicht und die fortschreitende Tageszeit liessen uns nicht lange oben verweilen. Bald waren wir, nach leicht rutschigem, aber immer sicheren Abstieg wieder in der warmen und trockenen Hütte.

Der Abstieg erfolgte dann über den Prag-Weg (T4+), der ebenfalls einige interessante Kletterstellen, durchwegs gesichert, zu bieten hat. Auf dem Abstieg empfiehlt sich das fast durchgängige Tragen eines Helms, da viel loses Gestein, bewegt von anderen Berggängern, zu manchmal genauso unerwartetem wie  auch gefährlichem Steinschlag führen kann.

Nach gut 11 Stunden sind wir fast wieder beim Aljezev Dom, unserem Ausgangspunkt. Die Füsse schmerzten vom steilen Abstieg und der langen Belastung mittlerweile höllisch. Noch selten habe ich mich so gefreut, sie in die eisige Kälte eines Bergbachs zu halten.
Die letzten Meter legen wir dann müde, aber glücklich zurück. Das Ende eines langen Tages und einer grossartigen Tour.

Bemerkungen:
  • Zeitangabe: inkl. gut 2 Stunden Pause. Der Abstieg wäre wohl in gut 30 Minuten weniger zu bewältigen. Wir liessen uns jedoch ausgiebig Zeit.
  • Ausrüstung: stabile Trekkingschuhe reichen. Der Fels ist griffig. Bei Nässe jedoch rutschig. Allerdings sind alle Schlüsselstellen gesichert. Helm ist von Vorteil wegen der Dichte an Berggängern. Das Wetter schlägt oft und schnell um am Triglav. Der Hüttenwart gibt aber kompetent Auskunft.
  • Karte: Im Prinzip nicht unbedingt nötig, da ausreichend ausgeschildert. Trotzdem hier eine gute Karte: http://www.kompass.de/uploads/tx_wcgpstour/triglav.JPG
Tour zusammen mit Nino und Georg. Danke, Jungs, auch an Euch nochmal für die super Tour!




Tourengänger: platonismo


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