Zettenkaiser (1968m), Überschreitung Nordwandsteig - Riegersteig


Publiziert von Tef , 8. August 2011 um 20:59.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum: 6 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ausfahrt Kufstein Nord, beim Kreisverkehr links richtung Ebbs, nach etwa einem Kilometer rechts dem Wegweiser zum Lift folgen. dort P für 2 € Der Lift geht ab 9 Uhr, die letzte Talfahrt um 16:30, d.h. nix für Megatouren
Kartennummer:Kompass Nr.09

Der Sommer 2011 überfordert anscheinend die Meteorologen, denn niemand hatte einen so schönen Samstag auf der Rechnung. Selbst Samstag früh waren die Prognosen noch sehr zurückhaltend bezüglich der Sonnenscheindauer.
Die falsche Prognose hatte aber auch einen positiven Effekt: es war heute sehr einsam, sogar auf dem Lif-nahen Gamskögerl waren wir ganz alleine.
Wir begaben uns nach langer Zeit mal wieder ins wunderschöne Kaisergebirge. Wegen der bereits erwähnten unsicheren Wetterprognose suchten wir uns ein etwas kleineres Ziel heraus, welches mit Liftunterstützung (der Sommer 2011 läßt uns zu "Liftfahrern" werden) recht schnell erreichbar ist. Landschaftlich ist die Tour vor allem ab der Kaindlhütte wunderschön. Benutzt man den fast unbekannten Nordwandsteig als Aufstieg und den Riegersteig als Abstieg, ergibt sich eine eindrucksvolle Runde.
Man sollte die Wanderung so rum begehen, da der Nordwandsteig deutlich anspruchsvoller ist. Heute nach den ergiebigen Regenfällen der Nacht war auch der Riegersteig nicht ohne, da es oft sehr schmierig und rutschig ist.
Los geht es mit dem recht morbide wirkenden Einersessellift von Kufstein hinauf zum Brentenjoch (1272m). Man muß einmal umsteigen und holt sich nach nächtlichen Regenfällen einen nassen A.., den die Sonne aber bald wieder trocknen sollte.
Vom Lift geht es über einen Wiesenhang erstmal ein kurzes Stück steil hinab zur Brentenjochalm. Hier trifft man auf eine breite Almstraße, der wir in östlicher Richtung leicht fallend folgen. Nebelfetzen beginnen zu steigen und sich aufzulösen, Wasser der nächtlichen Sintflut tropft oder rinnt von überall. Der Steig über die Steinberghütte ist wegen eines Hangrutsches gesperrt, also müssen wir die Kurve der Almstraße ausgehen. Dahinter gehts wieder bergauf und in südlicher Richtung erreichen wir die sehr schön unter den westlichen Kaiserwänden gelegene Kaindlalm (1293m). Die Ansammlung der recht schönen Häuser wirkt fast schon wie ein kleines Dorf.
Wir gehen an der kleinen Kapelle vorbei noch ein Stückchen südwärts, bis nach links ein Pfad über die Wiese abzweigt. Auf dem Schild steht zwar nur Scheffauer, wir folgen dem Pfad trotzdem. Bereits nach wenigen Minuten über die feuchte Wiese kommen wir zu einer weiteren Verzweigung. Ein Wegweiser an einem Baum weist uns nun nach rechts "Zettenkaiser".
Auf schönem Pfad geht es nun zunächst im Wald steil empor, später kommen wir mehr in Latschenbereich und noch später lehnt sich das Gelände zurück und wir betreten ein wunderschönes Kar, genannt Großer Friedhof. Gleich zu Beginn zweigt nach links ein Pfad ab, der hinüber zum Widauersteig quert. Wir gehen aber weiter in das Kar hinein und steigen steil rechts zu einer das Kar begrenzenden Felswand empor. Unter dieser geht es steil aufwärts bis zu einem Sattel. Hier sehen wir nun nach Westen zu den Brandenberger Alpen und das Inntal.
Vom Sattel steigen wir nun hinab in ein weiteres Kar,den Kleinen Friedhof. Der Riegersteig durchquert das Kar nach rechts, wir verlassen jedoch den markierten Pfad und folgen schwachen Spuren über Geröll an die Felswand heran, die teilweise recht abweisend-naß glänzt. Wir hoffen, daß die Schlüsselstellen einigermaßen trocken sein werden.
Man muß am Wandfuß möglichst weit hinter ins Eck, jedoch ist der Weg dorthin durch Erosion sehr erschwert, so daß wir bereits vorher die Wand betreten und rechts rüberqueren. Den Beginn des Nordwandsteiges markiert ein roter Pfeil auf der Felswand, der einen leichten Riß hinauf zeigt.
Im weiteren Verlauf gibt es immer wieder rote Markierungspunkte, auch wenn die manchmal etwas verblasst sind und in weiten Abständen stehen. Wir steigen nun den Riß schräg nach links hoch und bereits bald kommt die erste Schlüsselstelle: ein kurzes Stück muß hier mit wenigen Griffen eine Steilstufe überklettert werden. Im AV Führer als eine II drin, kam sie uns heute bei Nässe eher wie eine III vor.
Danach steigen wir wieder einfacher weiter aufwärts, bis sich uns eine feuchte, überhängende Wand in den Weg stellt. Unten liegt ein auffällig weißer, kugelförmiger Steinblock. An diesem geht es rechts vorbei und dahinter gleich links zur Schwachstelle des Felsriegels: etwas ausgesetzt, aber mit guten Griffen und Tritten klettert man hoch (II) und kommt in Latschenbereich.
Oben gleich rechts der Latschengasse folgen. Ein deutlicher Pfad bringt uns nun durch die Latschen hindurch ins Schrofengelände. Der Weg führt ab hier recht logisch über Felsrippen, Rinnen und Schrofen empor, immer wieder muß man im Ier Gelände zupacken. Das Gelände ist durchaus etwas abschüssig, tief unten sehen wir die Kaindlhütte, aber nicht extrem ausgesetzt.
Weiter oben queren wir mehr und mehr nach rechts und erreichen über eine Schuttrinne den Normalweg. Nun sind es nur noch wenige Meter bis zum Kreuz geschmückten Gipfel.
Die Aussicht ist grandios und auch der höhere Scheffauer nebenan stört nicht. Wir genießen das wunderschöne Wetter und bleiben ziemlich lange oben.
Wir steigen nach der Rast wieder bis zum Beginn der Rinne ab, klettern aber gleich wieder zurück auf den Grat. Nun beginnt der schönste Teil des Abstiegsweges: fast immer geht es sehr aussichtsreich am Grat entlang, vor allem nach Süden gehts ganz schön hinab, tief unten leuchtet der Hintersteiner See. Ein wahres Schaulaufen, nicht übermäßig schwer, aber doch konzientriertes Gehen fordernd. Schließlich geht es um einen Felsblock herum und hinab in die Flanke - vorher rasten wir nochmal mit Blick Richtung Hohe Tauern.
Jetzt wird es eher unangenehm als schwer, vor allem bei der Nässe: steil geht es über Rinnen und durch Latschengassen hinab, es besteht vor allem im oberen Breich Steinschlaggefahr und man kommt nur langsam voran. Unmittelbar bevor man eine kleine Einsattelung erreicht, muß man noch einen nassen Felsriegel abklettern. Im AV Führer eine I, kommt er uns - vor allem wegen der Nässe - eher wie eine II vor.
Von der Einsattelung geht es steil rechts hinab zum Kleinen Friedhof, man kann im Abstieg wählen zwischen einer erdige-rutschigen Variante oder etwas rechts eher felsig mit einigen Kletterstellen (I). So oder so erreicht man den Kleinen Friedhof und nach dessen Querung wieder den Punkt,  bei dem wir heute morgen zum Nordwandsteig abgebogen sind.
Nun geht es wieder hinüber zum Großen Friedhof und hinab zur Kaindlütte.
Da das Wetter immer noch gut ist, biegen wir bei der Kapelle rechts ab und folgen der Almstraße nach Nordosten. Zu Füßen der Kaiserwände wandern wir aussichtsreich dahin, bald verlassen wir die Straße und wandern auf einem Wiesenpfad weiter.
Bei der nächsten Verzweigung wenden wir uns nach links. In einem weiten Bogen geht es durch Wiesenflanken mit wunderschönem Kaiserblick auf den Gamskogel zu, der zuletzt durch Wald erreicht wird. Es empfiehlt sich, gleich beim ersten Vorgipfel Pause zu machen, da vom Gipfel selbst der Blick eher nach Noden ins Flachland raus gerichtet ist. Aber wer will das schon, wenn man im Süden den Kaiser bewundern kann. Auf schönem Waldpfad geht es schließich vom Gipfel nach Westen wieder hinab und zuletzt hinauf zum Sessellift.

Tourengänger: Tef


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Kommentare (4)


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©bergundradlpeter hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2011 um 21:26
Hi,
da hatten wir wirkloch Dussel mit dem Wetter:-)
Geile Tour und schöne Bilder.
VG
Peter

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2011 um 22:12
Servus Peter,
merci fürs Kompliment.
Du hast ja das gute Wetter auch gut genutzt..
lieber "besser als vorhergesagt" als umgekehrt :-)

beste Grüße
Tef

Karw_geher hat gesagt:
Gesendet am 11. Juli 2016 um 11:39
Hallo Tef,
ich hab' gestern die von dir beschriebene Tour wiederholt. Deine Beschreibung und die Bilder haben mir sehr geholfen.
Viele Grüße
Karwendelgeher

Tef hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Juli 2016 um 21:39
Servus,
das freut uns, wenn eine Beschreibung nützlich war!
beste Grüße
Tef


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