Überschreitung des Arpelistockes, 3035.5 m.ü.M., vom Louwene- zum Sanetschsee


Publiziert von Felix , 18. Juli 2011 um 12:56. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:16 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Aufstieg: 1780 m
Abstieg: 1120 m
Strecke:Louwenesee, An der Ledi - Im Ture - In de Dole - Undere Feissberg - Nüwe Berg - Geltenhütte - P. 2057 - Rottal - P. 2685 - Arpelistock - Arête de l'Arpille - Col du Sanetsch - P. 2112 - P. 2090 - Restaurant du Barrage Sanetsch - Bergstation LSB Kraftwerk Sanetsch; Talstation LSB - Innergsteig - Gsteig
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Simmental, Schönried, Saanen nach Obergstaad; ab hier Taxi bis zum Louwenesee, An der Ledi
Zufahrt zum Ankunftspunkt:LSB Kraftwerk Sanetsch, Autostopp Gsteig - Obergstaad
Unterkunftmöglichkeiten:Geltenhütte SAC, Auberge du Sanetsch
Kartennummer:1266, 1286

Wie einst schon Shepherd festgestellt hatte, fahren sowohl die ersten Kurse der Kraftwerk-LSB in Innergsteig wie auch das Postauto nach dem Louwenesee viel zu spät, um eine Überschreitung zu vernünftiger Zeit und in Musse unternehmen zu können. Deshalb bestellten wir uns auf 6 Uhr ein Taxi, welches uns - nicht ganz billig - vom Parkhaus Obergstaad bis zum Fahrverbot hinter dem Louwenesee, An der Ledi, brachte.

Eine Bemerkung zur Schwierigkeits-Bewertung: Das T4- bezieht sich einzig auf den anspruchsvolleren obersten Teils des Abstieges vom Gipfel Richtung Arête de l'Arpille: hier ist Vorsicht angebracht, um auf dem steilen, sehr rutschigen, feinen Schutt nicht auszugleiten ... Gesamtheitlich ist die Überschreitung, inklusive die felsigere Passage nach P. 2685 zum Gipfelgrat, als T3+ zu bezeichnen.


Unmittelbar bei P. 1386, bei der Brücke über den Gältebach, beim Louwenesee, An der Ledi, starten wir zeitig, also noch im Schatten, queren den mächtig dahinrauschenden wilden Bach und gewinnen durch den Wald rasch an Höhe. Den Bach hören wir stets stark rauschend die Steilstufe bewältigend; In de Dole flacht das Gelände wieder ab; wir treten kurz aus dem Wald hinaus und sichten ihn wieder, nun ziemlich ruhig dahinfliessend. Doch erneut steigt der Weg im Wald wieder an, bis wir wiederum auf einen nun längeren flachen Abschnitt im Untere Feissberg gelangen. Schön, wie sich der Gältebach hier mäandrierend durch das Weideland schlängelt. Und nun ist der gewaltige Gälteschutz und der darunter befindliche Wasserfall zu erkennen, welche die hohe Felsstufe etwas unterhalb der SAC-Hütte überwinden. Waren die wechselnden Geländeabschnitte bereits bis hier interessant zu begehen, so wird der nun folgende Anstieg bereits etwas alpiner: an Geröllfeldern vorbei - wo wir die grossen Alpen-Akeleien leuchten sehen - gewinnen wir die hohe Felsstufe in deren zweiten Teil auf einem wohl aus dem Fels gehauenen breiten Weg, einmal sogar unter einem kleinen Wasserfall hindurch. Während die Bergspitzen zu unserer Rechten (besonders das Mutthore) im Sonnenlicht bereits erstrahlen, wandern wir nach der nun erklommenen Felsbarriere weiter im Schatten dem im Weideland tief und kunstvoll eingefressenen Gältebach nach bis zur Geltenhütte.

Diese ist recht gut besucht; es machen sich mehrere Berggänger zum Aufbruch bereit, zwei davon streben vor uns ebenfalls dem Arpelistock zu. Schön ist die Schwemmebene gegen das Furggetäli hin anzuschauen. Wir betreten diese jedoch nicht, sondern gewinnen über eine kurze steinige Stufe das Rottal; kurz davor erblicken wir eine Gruppe der immer wieder begeisternden Edelweisse. Am oberen Ende der auch hier grossen Ebene, welche der vom Gältegletscher unterhalb des Arpelistocks herabfliessende Bach dank seines mitgeführtes Geschiebes erschaffen hat, treten wir endlich an die Sonne. Zeit, um vor dem nun wieder steileren Grashang eine Znünipause zu machen. Die nun folgenden Aufstiegsmeter erwärmen uns kurz, bevor nach einem flacheren Wegabschnitt im Schutt ein weiterer steiler Aufstieg folgt - und ein sehr frischer Wind einsetzt. Kurz vor Erreichen des lauschigen Gletscherseelis ziehen wir uns wieder warm an - eisig wirkt hier der Wind; doch die Kulisse mit Gletscher, -seeli und nun den Arpelistock und dessen Gipfelkreuz vor Augen, ist fantastisch. Weiter geht es nun über gröberes Geröll der Felsstufe zu: der anregendste Teil unserer Tour zweifellos. Gut gestuft, relativ fest der Fels, nie ausgesetzt - einfach nur schön. Etwas bänderartig, gut zu begehen, kaum müssen die Hände gebraucht werden - und als "Zugabe" Dutzende der herrlichen Mont-Cenis-Glockenblumen; und über uns tiefblauer Himmel!
Nur zu schnell ist die steilere Passage vorbei; es folgt der etwas sanftere Anstieg auf flachem Geröll zum Nordwestgrat, auf welchem wir starkem, eisigen Wind ausgesetzt sind. Hier eröffnet sich bereits eine wundervolle Sicht auf den Glacier de Tsanfleuron, Les Diablerets und Oldehore - und den Mont Blanc, mit Föhnfisch obendrauf. Wenige steilere Aufstiegsmeter folgen noch und wir erreichen nach 4 1/2 h das Gipfelkreuz.

Traumhaft, das Panorama, welches der Arpelistock bietet - auch wenn sich gegen die zentralen Alpengipfel doch bereits beträchtliche Wolken aufbauen. Für unsere Mittagsrast suchen wir uns eine etwas windgeschütztere kleine Mulde ostwärts. Gut eingepackt geniessen wir den Logenplatz des aussichtsreichen Dreitausender im Westen (die Prognosen liessen einen Besuch in dieser Gegend als ratsam erscheinen), Verpflegung und Geburtstags-Prosecco. Nach 1 1/2 h machen wir uns auf den Abstieg: der wird ja noch dauern - und wir wollen doch vor der Talfahrt noch im Staumauer-Restaurant Halt machen. An einer winzigen Gipfelwächte vorbei geht es nun sehr vorsichtig die ersten Hundert Höhenmeter bergab: zwar weiss-blau-weiss markiert und mit knapp erkennbarer Wegspur, doch sehr, sehr rutschig. Und die Neigung hätte für einen Fehltritt böse Folgen; ungebremst über unangenehmen Schutt würde man in ein breites Couloir mit Felsabsätzen hineinschliddern. Sehr behutsam, auf guten Stand der Schuhe achtend, überwinden wir diese heikle Stelle, welche wohl besser im Aufstieg zu bewältigen ist (obschon wir nachher im Gespräch mit einer Tourengängerin erfahren - und selbst beobachten können, dass die Wegfindung aufwärts sehr schwierig ist: einige kamen von der Spur ab und in schwierigeres Gelände - oder kehrten sogar um ...).

An den letzten, teilweise originellen Felsaufbauten vorbei gelangen wir in den Bergweg, welcher von der neuen Cabane des Audannes herkommt; erstaunlich viele Wanderer sind auf den Arpelistock oder zur Hütte unterwegs (der Sanetschpass ist mit dem Auto erreichbar). Nun beginnt das längere, mal flache, dann wieder steilere, Wandern über l'Arête de l'Arpille - immer den Sanetschpass und den Glacier de Tsanfleuron vor Augen. Es ist ein karger Rücken, welchen wir überschreiten; in der unteren Hälfte versuchen dann immer mehr Blumenpolster den feinen Schutt zu erobern.

Ab der Passhöhe wird es definitiv flacher: kurz der Strasse nach, welche für Autos bis zur Staumauer befahrbar ist, dann Abkürzungen über die Weiden benutzend, wandern wir dem Sanetschsee zu. Ein letztes Mal können wir, das von der Seite her wuchtig wirkende Massiv des Arpelistockes - mit einem hübschen Wollgras-Gürtel davor - betrachten. Der rechtsseitige Weg dem See entlang ist schmal, führt mit häufigem Auf und Ab an verschiedenen Seeausbuchtungen vorbei zu einer letzten derartigen, besonders hübschen, mit grosses Felsen im Wasser. Hier entdecken wir auch das Mont-Cenis-Stiefmütterchen.

Auf der Terrasse der Auberge du Sanetsch verköstigen wir uns, bevor wir uns mit der LSB des Kraftwerks zu Tale fahren lassen: sehr steil geht's über senkrechte Felswände hinunter - doch auch der aus der Kabine erkennbare Bergweg führt in vielen Serpentinen gehörig runter - und wohl in die Knochen ... Ab der Talstation in Innergsteig wandern wir auf der Strasse bis zum hübschen Dörfchen Gsteig. Dort nehmen uns (da wir das Postauto um ca. 3 min verpasst haben) die Tourengänger, welche wir am Sanetschsee und beim Restaurant du Barrage du Sanetsch kurz gesehen haben, bis nach Obergstaad mit; vielen herzlichen Dank nochmals!

Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (7)


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bidi35 hat gesagt: Supertour...
Gesendet am 18. Juli 2011 um 14:30
...interessante Schilderung und prächtige Fotos.
Gratuliere!

Und wie gewohnt...Erweiterung meines Blumenlexikons!

LG Heinz

Baldy und Conny hat gesagt: eine richtige
Gesendet am 18. Juli 2011 um 19:51
Geburtstags-Hilights Tour habt ihr da gemacht. Mir gratuliere natürli no noträglig rächt härzlig.
Gruess Angelo und Conny

laponia41 hat gesagt: Herzliche Glückwünsche
Gesendet am 18. Juli 2011 um 20:21
zu dieser schönen Tour, dem tollen Bericht und natürlich zum Geburtstag.

Herzliche Grüsse
Peter

Ursula hat gesagt: RE:Herzliche Glückwünsche
Gesendet am 20. Juli 2011 um 09:33
Danke lieber Peter für die Glückwünsche!

l. G. Ursi

Ursula hat gesagt: RE:eine richtige
Gesendet am 20. Juli 2011 um 09:32
Danke Conny und Angelo.
Wirklich ein perfekter Geburts- und Bergtourentag. Genuss pur.

l. G. Ursi

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 18. Juli 2011 um 20:47
Auch von mir herzliche Glückwünsche ans Geburtstagskind! Tip top dieser Bericht. Er wird uns sicher hilfreich sein, da der Arpelistock auch auf der Wunschliste steht. Und wie immer, eine echte Augenweide mit den unzähligen Blumenfarben.

Grüessli, Anne-Catherine

Ursula hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juli 2011 um 09:35
Hallo Anne-Catherine

Auch Dir vielen Dank für die Glückwünsche. Viel Spass dann auf dem Arpelistock. Die Fussreise lohnt sich!

l. G. Ursi


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