LAGGINHORN 4010m (W-Grat) & JEGIHORN 3206m (Klettersteig)


Publiziert von danueggel , 5. August 2007 um 17:31.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:31 Juli 2007
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:Kreuzboden-Weissmieshütte-Lagginhorn-Weissmieshütte-Kreuzboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto bis nach Saas-Grund, danach mit den Hohsaasbahnen bis zur Mittelstation Kreuzboden
Unterkunftmöglichkeiten:Weissmieshütte, oder Touristenlagen Hohsaas an der Endstation der Hohsaasbahnen
Kartennummer:LK 1.25000, Bl 1329 "Saas"

 +++Danueggel knackt endlich die magische 4000er Grenze+++
DANUEGGEL IM HÖHENFIEBER

Mein Saisonziel erstmals einen Viertausender zu besteigen, sollte mit dieser Tour erreicht werden. Da ich über wenig Gletscher- und Eiserfahrung verfügte und die Tour mit einem Kollegen unternahm, der ebenso wenig Erfahrung besass, war die Auswahl dementsprechend gering. Nach reiflicher Überlegung fiel die Wahl aufs Lagginhorn. Ausschlaggebend war die Aussicht, kaum mit Gletschern in Berührung zu kommen. Diese Wahl sollte sich als vortrefflich erweisen.


1.Tag Jegihorn 3206m (T5, KS3)
Bevor es auf das Lagginhorn (4010m), dem Zwergen unter den Viertausendern ging, musste der Jegihorn-Klettersteig als Eingewöhntour herhalten. Mit zuviel Gepäck machten wir uns auf den Weg. Bereits ab Mitte des Klettersteigs wurden meine Schritte schwerer, da ich doch mit der Last (ca. 18kg) zu kämpfen hatte. Was beim geradeauswandern noch nicht spürbar war, zog in der Vertikalen doppelt an den Schultern. Der Kletterstieg an sich war wunderschön alpin und naturbelassen, zumindest bis zur Lücke vor dem Gipfelaufschwung des Jegihorns (3206m). Eisenstifte, Hilfstritte und Leitern waren nur dort angebracht, wo sie auch nötig waren.

DA HAT MICH DOCH DER MUT VERLASSEN

Bei der Lücke zwischen dem Vor- und dem Hauptgipfel des Jegihorns, teilt sich der Klettersteig in zwei Varianten. Einer einfachen Variante (KS3) über den Gipfelgrat und einer luftigen Alternative über eine atemberaubende Drahtseilbrücke, die 30 Meter über dem Boden verläuft und einem anschliessenden leicht überhängenden Aufstieg über eine Netzleiter (KS5). Aufgrund meiner Müdigkeit entschlossen wir uns schweren Herzens für die einfachere Variante, da keine Ausstiegsmöglichkeiten vorhanden waren. Zeitweise fühlte ich mich wie im Himalaya, als ich für grössere Tritte zweimal Luft holen musste und wie eine Schnecke, über den Gipfelgrat kroch. Böse Zungen behaupten, dass noch heute eine Schleimspur sichtbar ist...Irgendwie und Irgendwann standen wir dann doch noch auf dem Gipfel, wo wir über den Westgrat (T5) in Windeseile (40min) zur Weissmieshütte (2726m) hinabrannten, da das Abendessen lockte.
 

2.Tag Lagginhorn 4010m (T3, WS, II)
Nach einem tollen Abendessen und einer erholsamen Nacht liessen wir uns um 03:30 Uhr wecken, um dann um 04:30 Uhr Richtung Lagginhorn zu hinaufzusteigen. Glücklicherweise hielt sich die Anzahl der Seilschaften, die aufs Lagginhorn wollten in Grenzen und wir durften mit Schadenfreude auf den benachbarten Weissmies hinüberschielen, der bereits von den Leuchtketten der Stirnlampen "verziert" wurde. Das Wetter stand auf unserer Seite, nur der starke und eisig kalte Wind sollte uns zu schaffen machen. Über einen Geröllsporn  (T3) stiegen wir zum Fuss des nahezu spaltenlosen "Gletschers" hinauf, der mittlerweile nur noch ein Schatten seiner selbst ist und bestenfalls noch als Firnhang bezeichnet werden kann.

TAZ HILFT NIX
Wir folgten dem Möchtegern-Gletscher bis an sein oberes rechtes Ende unangeseilt, da unnötig, aber doch sicherheitshalber mit Steigeisen. Am rechten Ende des Gletschers zogen wir die Steigeisen aus und steigen über den Westgrat in einfacher Kletterei hinauf (I-II). Schlüsselstelle ist eine 5-7m lange Platte (laut Plaisir- Führer 2b), kurz vor dem Beginn des verschneiten Schlussteil des Westgrates. Wir befinden uns auf etwa 3600m über Meer und schauen neidisch auf die andere Seite des Saastales, wo sich die Mischabelkette bereits im Sonnenlicht sonnen darf, während wir uns am Lagginhorn den A.... abfrieren, denn wir hatten uns als Experiment nur mit Militärkleidern ausgerüstet. Leider war zu diesem Zeitpunkt die neue Funktionsunterwäsche noch nicht erhältlich und wir keine Geb Spez. Besonders die Kampfstiefel isolierten extrem schlecht.

Trotz Motivationsproblemen machen wir uns an den letzten Teil des Gipfelgrates der noch eingeschneit ist, im Spätsommer aber schnee- und eisfrei sein dürfte. Eine breite Laufspur führt narrensicher auf den Gipfel, die Hangneigung beträgt maximal 40 Grad. Meiner Meinung nach, kann dieser Berg von Steigeisen- und trittsicheren Berggängern mit etwas Hochtourenerfahrung ohne wesentliche Probleme im Alleingang bewältigt werden. Auch wenn wir uns als Zweierseilschaft angeseilt hätten, wäre ein Sturz auf dem Gipfelgrat kaum zu halten gewesen. Der felsige Teil des Westgrates ist durchwegs mit Steinmännchen markiert und wenig ausgesetzt, so dass auch dort eine Seilsicherung eher psychologischen Wert besitzt. Die Aussicht ist bei schönem Wetter genial.

BAHN FREI FÜR DIE TROTTINETT-RASER
Da der Wind so stark bliess, hielten wir uns nur kurz auf dem Gipfel auf und begannen gegen 09:30 wieder mit dem Abstieg. Um 12.00 erreichten wir die Weissmieshütte und stiegen in 20 Minuten nach Kreuzboden hinab, der Zwischenstation der Hohsaasbahnen. Von Kreuzboden aus durften wir von der genialen Möglichkeit Gebrauch machen, mit übergrossen "Trottinetts" nach Saas-Grund zu brausen. Mein Tipp: Unbedingt die Trottinetts mit Sattel mieten, da man mit diesen viel schneller und abenteuerlicher hinabrasen kann. Leider mussten wir unten im Tal feststellen, dass sämtliche Fotos auf meinem Natel gelöscht waren, die Ursache kann ich mir nach wie vor nicht erklären. Dummerweise hatte mein Gefährte auch noch sein Natel verloren, so dass wir OHNE Fotos nach Hause kehren mussten. Jammerschade!!! Aus diesem Grunde steht wohl eine zweite Begehung der Tour noch einmal aus.

Fazit: Super Wochenende mit viel Abwechslung.

Lessons learned:

  • Wer keine Geb Spez Ausrüstung besitzt, sollte nicht mit dem TAZ auf Touren gehen
  • Höhenluft vertrage ich sehr gut
  • Handys stürzen immer dann ab, wenn man Sie braucht
Wiederholungsfaktor: 4-5

Tour zu zweit


Edit
(16.08.2008) :
Mittlerweile ist das Handy meines Kollegen wieder aufgetaucht, da er aber fast keine Fotos gemacht hat, liegen nicht mehr als ein paar Fotos in mieser Handycam-Qualität drin.

Tourengänger: danueggel


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