Kleiner Watzmann - Überschreitung NO-Grat - O-Grat


Publiziert von kardirk , 13. Juli 2011 um 18:28.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:12 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:21km

Endlich wieder ein schöner stabiler Sommertag, dazu noch frei, also ab in die Berge.
Ziel war diesmal die Berchtesgadener Alpen mit dem schönen kleinen Watzmann, den ich schon lange auf meiner Liste hatte.
Startpunkt - Wirtshaus Hammerstiel (770m) - eine Parkbucht vor dem eigentlichen Parkplatz sparte auch noch die Gebühr. Mit dem Radl gings nun gen Kuhroint. Wer allerdings glaubt diese Auffahrt wäre ein Spazierfahrt täuscht sich gewaltig. Bereits der erste Kilometer hat es steigungsmässig in sich, dann folgen einige ganz nett zu radelnde Kilometer, doch spätestens ab der Schapbachalm (1040m) ist Schluss mit lustig. Obwohl die Strasse fast autobahnartig planiert ist, die Steigung ist beträchtlich und lang, erst der letzte Kilometer wird dann wieder einfacher. Da schob ich doch lieber mein Radl ein Stückchen um Kräfte zu sparen. 2h

Ab Kuhroint (1420m) gehts dann zunächst Richtung Watzmannhaus, dann bei Waldbeginn gleich aufwärts auf schmalem Steig durch einen üppig grünen wilden Wald mit viel Unterwuchs. Der Steig wird steiler und erreicht schließlich den Kederbichlrücken, den man über eine kurze Latschengasse betritt.
Weiter gehts am Rücken und schon steht man vor der "berüchtigten" felsigen Engstelle, die ich aber ziemlich harmlos fand - dazu noch schöner fester Fels - II. Ab hier muß man auf sehr verblichenen gelben Punkte und Steigspuren achten, will man den rechten Pfad nicht verlassen. Es geht weiter steil, teilweise durch Felsrinnen, dann wieder über Gras und Schuttschroffen aufwärts, zuletzt überwindet man noch eine mächtige Querwand über eine steile Felsrinne - II, meiner Meinung nach die schwerste Stelle. Über teilweise schuttbedeckte riesige Platten gewinnt man zuletzt äußerst anregend den Gipfel, den ein neues schmuckes Holzkreuz ziert, womit der "Kleine" nun gar zwei Kreuze besitzt.
Alles allerdings sehr anstrengend und konditionsfordernd - 3,40h - ich war ziemlich platt.
Beim Aufstieg hatte ich mein Überschreitungsziel aufgrund spürbarer Schwäche eigentlich schon abgeschrieben - aber nach eine halbstündigen Pause bei herrlichster Aussicht regten sich neue Kräfte und ich beschloss nun doch über den O-Grat zum Mosslahnerkopf hinüber abzusteigen - was ich dann auch nicht bereuen sollte.
Ich wählte aber dazu nicht den kleinen kaum sichtbaren Steig in der Mitte der Flanke, über den ein paar Minuten vorher eine Bergkameradin abgestiegen war, sondern blieb zunächst direkt am Grat. Hier waren wunderbare Graspolster und feste Felsschroffen, die den Abstieg gegenüber dem Schutt der Flanke mir den Vorzug gaben. Außerdem begleitete mich eine fantastische Aussicht.
Erst weiter unten erzwang ein steiler Abbruch das Ausweichen nach links in die Flanke. Hier traf ich auch auf Steinmänner und schwache Trittspuren, denen ich nun steil rechts abwärts in das kleine Schuttkar am Fuße der großen Türme im O-Grat folgte. Die Spuren führten das Kar hinab, rechts einen Rücken unterhalb umquerend.
Mich trieb es jedoch wieder zurück zum Grat, sodaß ich aus dem Kar zum Rücken querte. Der Grat bricht jedoch zur Scharte vor dem Fensterlturm nahezu senkrecht mit Platten und einzelnen Grasflecken ab. So stieg ich ein Stückchen am Rücken hinab und querte dann in die Steilflanke, wo ich über Graspolster, steile Platten und eine Gamsspur schließlich den waagerechten Grat wieder erreichte – diese Variante bescherte mir dann noch mal einige kitzlige IIer Stellen - nicht zum nachahmen empfohlen!
Über den flachen Grat gings nun über einige plattige Stellen zur Scharte. Der Fensterlturm fällt nach SO mit einer plattigen grasdurchsetzten Steilflanke ab. Je näher ich kam desto offensichtlich wurde der einfache Anstieg über breite Graspolster über die man die Scharte oberhalb des Turmes erreicht.
Nun geht’s meistens auf der N-Seite des Grates entlang durch eine eigenartige kuriose latschendurchsetzte Felsenlandschaft. Eine Steilstufe erfordert noch mal etwas Kletterei (I-II).
Allmählich wurde das auf und ab etwas mühselig, zuletzt steigt man nochmals steil einen Latschenhang aufwärts, quert unterhalb des Grates und gelangt so auf den Steig der in wenigen Minuten auf den Gipfel des Mooslahnergipfels führt (1815m) – gut 3,30 h.
Dieser Ort gehört zu den schönsten Aussichtsplätzen die ich kenne, einfach fantastische Blicke auf Königssee, Steinernes Meer, Watzmann und Berchtesgaden.
Gut eine halbe Stunde genoss ich den Blick auf den türkisblauen See und die kleinen weissen Ausflugsboote.
Der Abstieg erfolgt über den Steig nach Kuhroint, der zunächst noch ganz bequem, dann aber bald recht steil, und aufgrund der runden Felsen und des nassen kotigen Terrains  unangenehm zu gehen ist. Nach ca. 45min erreichte ich dann die anscheinend erst kürzlich neu renovierte Kuhroint-Alm.Dort zischte ich erstmal 2 wohlverdiente Spezies und ein Skiwasser hinab, und genehmigte mir noch eine Brotzeit.
Über den breiten Fahrweg rauschte ich dann per Radl zufrieden in knapp 35min zum Parkplatz zurück.
 
Fazit:
Grandiose, aber anstrengende und lange Tour in wildem Ambiente.
Schwierigkeit: Viel Gehgelände T5, einige wenige Kletterstellen, max. II.
Den Abstieg über den O-Grat fand ich technisch leichter als den NO-Grat, er erfordert aber mehr Blick für das Gelände, Kletterstellen I, und ist deutlich länger.
Ich würde auf jedenfall immer in dieser Richtung  gehen, dürfte einfacher sein.
Sehr wiederholenswert!!!

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (3)


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83_Stefan hat gesagt: Glückwunsch,...
Gesendet am 13. Juli 2011 um 19:03
...eine echt grandiose Tour! Muss ich mir unbedingt auch mal anschauen. Ist aber leider sehr weit weg von mir.

gero hat gesagt: Ebenfalls Glückwunsch...
Gesendet am 13. Juli 2011 um 20:51
.... wow, toll ! Na, da brauchst Dir über den Haunold keine Gedanken zu machen. Wegen der Schwierigkeit sowieso nicht, aber auch nicht wegen der Kondi.

@Stefan: he, das ist doch fast vor Deiner Haustüre ;-)

Gruß, Georg

83_Stefan hat gesagt: RE:Ebenfalls Glückwunsch...
Gesendet am 13. Juli 2011 um 20:58
Na wenn man es aus deiner (Nürnberger) Perspektive betrachtet, kann ich dir nicht widersprechen ;-) .


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