Piz Cambrena 3606m (via Nordkante) & Piz d'Arlas 3375m (via Cresta d'Arlas)
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Fantastische Rundtour auf den Piz Cambrena und den Piz d'Arlas
Auch dieses Jahr zog es uns wieder ins fantastisch schöne Engadin und erneut wurden wir mit Kaiserwetter und allerbesten Bedingungen belohnt - 2 Bilderbuchtage, von denen wir garantiert noch lange zehren werden.
Mit der letzten Bergfahrt der Diavolezza-Seilbahn fahren wir hoch zum Berghaus Diavolezza 2978m, welches direkt in die Seilbahn-Bergstation integriert ist. Wer übrigens Lust und Zeit hat, kann sich noch an der gedeckten Kletterwand der Divaolezza-Bergstation einklettern, um dann tagsdarauf sich in die grossen Palü- und Cambrena-Abenteuer zu stürzen. Das Berghaus Diavolezza gehört sicherlich zu den schönsten und besten "Base-Camps", vorallem auch deshalb, weil man für CHF 85.00 bzw. CHF 90.00 praktische 4- bzw. 2-Bett-Zimmer mit eigenem Lavabo kriegt - Halppension inklusive. Wer 2 Nächte und mehr bleibt, dem sind sogar noch die Bergbahn-Tickets geschenkt - es lohnt sich also, eine vernünftige Planung vorzunehmen.
Nach einer angenehmen Nacht, dafür aber mit Kopfweh und Unwohlsein meinerseits (mein Barcelona-Aufenthalt wenige Tage zuvor hat scheinbar nicht viel zum Aufbau roter Blutkörperchen dazu beigetragen, dabei ist doch Sangria und Vino Tinto so was von rot...) brechen wir um 04.00 Uhr auf zu unserer Piz Cambrena - Piz d'Arlas-Rundtour. Bis zur Fuorca Trovat führt ein ausgetretener Pfad (allenfalls am Vorabend rekognoszieren, da auch der vermeintlich einfachste Weg im Schein der Stirnlampen zu einem kleinen Denksport führen kann...) und vom Beginn des Pers-Gletschers führen zahlreiche Fussspuren Richtung Piz Palü. Diesen folgend bis P. 3011 erreicht man den Einstieg - aktuell durch eine braune Schutthalde gekennzeichnet. Man könnte aber auch schon östlich von P. 3011 über ein Schneeband aufsteigen - aktuell verraten zahlreiche Fussspuren, wo man hoch steigt. Wir wählen wie erwähnt die steile Schutt- und Firnflanke, welche bereits das erste Mal den Einsatz unserer Steigeisen-Frontzacken abverlangt. Dafür aber gewinnen wir schnell an Höhe, traversieren dann nach links und peilen aufsteigend die Nordkante an - so ein Zwitterdings zwischen dem Nordwestgrat und der Cresta d'Arlas (welche wir dann im Abstieg begehen).
Die Kletterei an der Nordkante ist "Plaisir pur" und übersteigt nirgendwo den II. Klettergrad. Zwar ist es ausgesetzt, doch zahlreiche Griffe und Tritte vermitteln einem ein sicheres Gefühl, sodass auch wir alles am kurzen Seil hochsteigen. Viel zu schnell verlassen wir das Klettergelände und gelangen zum Beginn der "Eisnase" - heuer zum Glück mehr Firn- als Eisnase. Zum Glück berühren wir nur für wenige Sekunden derart harten Firn, dass bei mir bereits Blankeis-Ängste auftauchen und finden uns dann gleich wieder in perfektem Trittschnee, sodass wir ohne grosse Probleme den Gipfelsturm antreten können.
Um 07.40 Uhr, nach knapp 3 3/4 Stunden inkl. Pausen, erreichen wir den windigen Ostgipfel des Piz Cambrena 3606m, gönnen uns dort an windgeschützter Stelle eine Znünipause, besuchen dann im Anschluss noch den Westgipfel 3606m und geniessen noch einmal das Panorama sowie natürlich die aus dieser Himmelsrichtung neue Perspektive des Piz Palü.
Für den Abstieg bzw. zur Vollendung unserer Rundtour wählen wir die Variante über die Cresta d'Arlas, welche mit traumhaftem IIer-Klettergelände aufwartet und als Krönung auch noch eine Abseilstelle (50m-Seil perfekt!) beinhaltet. Am kurzen Seil überschreiten wir beide Gipfel des Piz d'Arlas 3467m / 3375m und erreichen so die Fuorcla d'Arlas 3083m, von welcher man nun wieder abseilen könnte. Wir entscheiden uns jedoch für ein Abklettern, weshalb wir dem Grat noch einige Meter weiterfolgen, dann über eine Art Bändersystem an Höhe vernichten (im Zick-Zack hinunter) und so eine Reihe von Eisenstiften erreichen, welche derart breit gesteckt sind, dass wir uns über die Verwendung dieser "Hilfen" nicht wirklich klar wurden. Unser langen Arme reichten auf alle Fälle gerade noch knapp aus, um vom einen zum anderen Eisenstift hinüber zu traversieren - kleinere Leute mit weniger Armlänge bräuchten dann vermutlich bereits mehr Fantasie oder seilen sich dann ganz einfach bis hinunter zum Gletscher ab.
Wer nun den Pers-Gletscher wieder unter den Füssen hat, der wird vermutlich als letzte Etappe den Aufstieg zur Diavolezza vorziehen, wir jedoch stehen nun am Anfang eines langes Gletscher-Trekkings über den Vadret Pers mit Ziel Bovalhütte. Die kleine Felsinsel südlich des Piz Trovat umgehen wir rechts (östlich), die Steilheit erfordert hier nochmals den Einsatz unserer Steigeisen, welche wir auch gleich bis zur Isla Persa an den Füssen lassen. Ein gut ersichtlicher Pfad führt über genannte Isla Persa, verliert sich dann aber unterhalb den Abbrüchen der Sagl dal Vadret Pers, sodass man selbst einen logischen (und sicheren) Weg über den spaltenreichen, jedoch ausgeaperten Morteratsch-Gletscher suchen darf. Die Schlussetappe führt vom Gletscher über beinbrechendes Roll-Stein-Material hoch zur Bovalhütte SAC 2495m, von welcher aus man einen fantastischen Blick in das zurückgelegte Tagesprogamm hat.
Es folgt nun eine schlafreiche, angenehme Nacht, welche uns vor dem nächsten Abenteuer trennt...
Fazit: Während der Piz Palü aufgrund seines Drei-Gestirns zu Recht im Rampenlicht der Diavolezza-Besucher steht, verirren sich nur sehr wenige Bergsteiger auf die östlichsten Gipfel des Bernina-Massivs, den Piz Cambrena sowie den Piz d'Arlas. Man darf jedoch sagen, dass gerade wegen der traumhaften Kletterei diese beiden Gipfel ebenso einen Besuch verdienen - kommt noch dazu, dass man auf der gesamten Tour mehrheitlich alleine am Berg ist, während dessen sich unzählige Seilschaften am Piz Palü abmühen. Unsere Rundtour über die Cresta d'Arlas darf somit zu Recht als kleines Bijout genannt werden, selbstverständlich gäbe es auch noch andere tolle Varianten, wie man diese beiden Berge erreichen kann.
Tourenzeiten: 10 1/4 Std, ohne Gipfelpause auf dem Piz Cambrena, jedoch mit allen anderen Unterbrüchen.
Route Nr. 546 & 545 - SAC Alpinführer Bündner Alpen 5 - Pierino Giuliani
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