Arlasgrat und Piz Cambrena


Publiziert von MunggaLoch , 17. August 2019 um 13:57.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:10 August 2019
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: 3 (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Palü-Gruppe 
Aufstieg: 890 m
Abstieg: 890 m
Strecke:Diavolezza - Arlasgrat - Piz Cambrena - retour
Unterkunftmöglichkeiten:Diavolezza, sehr zu empfehlen!

Bei diesem Tourenbeschrieb möchte ich mal all die Prosa wie "schöner Sonnenaufgang", "phantastische Aussicht" und "gutes Essen" weglassen und mich auf die Route beschränken.

Denn die Route auf den Piz Cambrena, resp. über den Arlasgrat ist nicht sehr detailliert beschrieben oder nicht mehr sehr aktuell.

Der Aufstieg zum Piz Cambrena direkt über die Eisnase, resp. die Eiskuppe kam für uns praktisch nicht in Frage. Es liest sich dort immer wieder von schlechtem Fels und wenig Absicherungsmöglichkeiten. Und wir sind, vielleicht auch bedingt durch das Alter und dem steigenden Verantwortungsbewusstsein, lieber sicherer unterwegs.

So entschieden wir uns, den Ab- und Aufstieg über den Arlasgrat zu probieren. Was sich, vorneweg, als gut machbar erwies. Übrigens sind unsere Zeiten sehr realistisch, um nicht zu sagen "langsam"... ;-) Aber eben, wir sicherten relativ gut ab und wägten gewisse Routenabschnitte und Alternativen zweimal ab.

04:55
Start in der Diavolezza, Marsch um den Piz Trovat, bis zum Gletscher.
05:45
Erreichen des Gletschers, wo wir noch Palü-Aspiranten beim Anziehen der Steigeisen/Gurt "erwischten". Wir stiegen ein paar Meter ohne Steigeisen/Gurt auf dem Gletscherrand auf.
05:55
Wir stehen am Fuss des Steinhaufens und beraten, was wir anziehen: Helm war klar ;-) Den Rest liessen wir im Rucksack. Den Helm liessen wir auf dem Kopf bis wir wieder hier zurück waren. Es hat überall loses Gestein.
Das unterste Stück ist wirklich nur Schutt. Der Aufstieg routenmässig ziemlich klar, aber mühsam wegen dem rutschtenden Geröll.
Nach dem ersten kurzen Aufschwung wird es besser mit dem Schutt, es wechselt in etwas grösserer Geröll, ist etwas kompakter, man rutscht nicht mehr sofort zurück. Auch Wegspuren sind teilweise zu erkennen und es läuft sich ziemlich angenehm.
Es kommt wieder ein etwas steileres Stück, das wir gerade rauf "erklommen". Man könnte wohl auch etwas links halten, wir folgten aber den Spuren.
Ab hier ist der Rücken recht breit. Es liegt in der Mitte auch ein grosses Schneefeld, welches auf den Fotos gut zu erkennen ist. Wir blieben auf der rechten Seite, was alles tiptop ging.
Man erkennt leicht den Steinmann am Beginn des Grates. Unser Ziel war, etwas links vom Steinmann den Grat zu erreichen, was auch recht gut klappte.
07:00
Beim Steinmann zogen wir den Klettergurt an und seilten uns an. Wir hatten ca. 12m Seil zwischen uns, gingen das meiste am kurzen Seil und hatten etwas vorig für spontane Sicherungen an Zacken und Felsen. Den Klettergurt und das Seil behielten wir angezogen, bis wir wieder an diesem Punkt zurück waren.
Zu Beginn ist der Grat breit und gut zu begehen. Später wird er schmaler, schmal und sehr schmal ;-) Es gab Stellen, welche wir ostseitig umgangen haben. Das geht meistens auch recht gut, es ist nicht soooo steil wie die Westseite.
Der "Reitergrat" hat seinen Namen von all den Bergsteiger, die diese 6m im Reiterstil gemeistert haben. Dies ist hier keine Schande. Hier hat es vorher und nachher Bohrhaken zur Sicherung.
07:45 (ca.)
Wir haben die "Kletterstelle" erreicht. In den anderen Beschrieben hiess es, dass man hier raufklettern muss, resp. im Abstieg abseilen soll. Wir entschieden uns nach Besichtigung des Geländes, Pfadspuren zu folgen und die Kletterstelle ostseitig zu umgehen.
Ein paar Meter weiter stiegen wir auf und traversierten ca. 10m unter dem Grat nach hinten. Die Wegführung war relativ klar und wir erreichten den Grat auch so. Hier errichteten wir ein kleines Steinmännchen, damit wir die Stelle wieder fanden beim Rückweg.
Auf dem Grat angelangt stiegen wir danach mit Blockkletterei bis zum Gletscher ab. Das sind doch nochmals erstaunlich viele Höhenmeter.
08:15
Hier sollte man die Steigeisen anziehen. Wir meinten, es ginge im Trittschnee ohne, es ging aber nicht. Wir zogen unsere Steigeisen an einer steileren Stelle an, weil unter dem Schnee zu schnell Eis kam.
Mittlerweilen hat das Wetter zugezogen und es gab ein paar Regentropfen. Aber schon nach dem Anziehen der Regenjacke hörte es wieder auf ;-)
Es gibt ganz oben doch ein paar Spalten, auf welche man aufpassen muss.
08:55
Den Gipfel erreichten wir ziemlich genau 4h nach dem Loslaufen.
Runter gings viel schneller. Mindestens über den Gletscher.
09:40
Am Ende des Gletscher zogen wir die Steigeisen wieder aus und liessen sie bis zum Ende des Tages im Rucksack.
Wir steigen auf den grossen Blöcken bis auf den Piz Arlas. Vorbei auch an unserem Steinmännchen, um die Abseilstelle noch zu sehen. Aber, die fanden wir nicht. Ich weiss nicht, ob wir noch etwas absteigen hätten müssen.
Auf alle Fälle liefen wir ein paar Meter zurück, bis zu unserem Steinmännlein.
So umliefen/umkletterten wir die Abseilstelle auf der gleichen Route wie wir aufgestiegen sind.
10:15
Am Ende der "Abseilstelle" verlängerten wir unser Seil etwas, damit wir über den Grat, vor allem den Reitergrat, etwas mehr Seit zum sichern und spielen hatten als im Aufstieg.
Und so gings retour. Ich war überrascht, wie schwierig die Wegfindung ist. Bei ein paar Stellen war ich mir sicher, ob wir auf dem Grat kamen, resp. ob wir die Stelle östlich ein paar Meter tiefer umgingen. Aber bei ein paar Stellen hatte ich keine Ahnung, ob wir hier schon im Aufstieg vorbei kamen...
Wir liessen den Reitergrat hinter uns und schon bald wurde der Grat wieder breiter und hörte beim grossen Steinmänndli auf.
11:15
Wir wählten einen etwas anderen Abstieg und seilten uns schon etwas vor dem Steinmännli ab. Das Gstältli verschwand auch im Rucksack. Und wir versuchten auf den gleichen Pfaden wie im Aufstieg abzusteigen.
Wie gesagt wählten wir oben bewusst eine etwas direktere Route, die aber nicht besser oder schlechter war.
Auch zwischendurch gibt es natürlich wie im Aufstieg auch jetzt verschiedene Varianten. Bis ganz zuunterst der Schutt-Hang, bei dem ich wieder sehr froh war, war vor und vor allem hinter uns niemand ;-)
11:55
Wir erreichten den Gletscher und die Stelle, bei dem die Palü-er den Gletscher verliessen. Hier verstauten wir auch noch den Helm und wanderten zurück bis zur Diavolezza.
12:55
Das letzte Stück ging recht gut und erreichten genau 8h nach dem Loslaufen wieder das Restaurant.
Was wir hier alles noch tranken und assen würde wieder zum "low-Informationgehalt" gehören und lasse es deshalb weg ;-)


 

Anmerkung für Nachahmer: Für das Nachlaufen von Touren reicht das gramatikalische und inhaltliche Verständnis dieses Berichts nicht unbedingt aus. Nebst Respekt gegenüber der Natur ist auch Grundwissen (z.B. über die Schwierikeitsstufen der T-Skalen oder Lawinengefahrenstufen) und eine seriöse Tourenplanung notwenig: Bin ich der Tour gewachsen? Ist meine Ausrüstung genügend? Lässt das Wetter und die Jahreszeit diese Tour zu?
Falls jemand mit meiner Tourenbeschreibung inhaltlich nicht zufrieden ist (besonders bezüglich Schwierigkeit), soll er sich bitte bei mir per Nachricht oder Kommentar melden! Wer Schreibfehler findet, darf sie behalten...

Tourengänger: MunggaLoch


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