Sidelhorn (2764 m) & Grosses Sidelhorn (2879 m) - Wanderung über den Aargrat


Publiziert von alpinos , 10. Juli 2011 um 22:14.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 3 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 6:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis Grimselpass, hier Parkmöglichkeiten

'3G-Tour' pur - großartiges Alpinerlebnis, geniale Kletterei, gigantische Aussicht

Nach der gestrigen Plaisir-Tour über das Gross Muttenhorn brachen wir heute vom Grimselpass zu unserer wohl schönsten Alpinwanderung der aktuellen Saison auf. Die Tour bot wirklich alles, was sich unser Bergsteigerherz wünschen konnte; daher die neue Alpino-Tourenkategorie '3G'!



Um kurz acht stiegen wir von der Passhöhe des Grimselpass (2165 m) auf dem weiß-roten Wanderweg bei wolkenlosem Himmel aber recht frischen Temperaturen hinauf auf das Sidelhorn (2764 m; T3; ca. 1h15min). Die Aussicht war atemberaubend: die Walliser Riesen im Südwesten strahlten in Weiß; Finsteraarhorn, Lauteraarhorn und Schreckhorn waren zum Greifen nahe. Welch ein Einstieg!

Nach einem entspannten Znüni machten wir uns an die wunderbare Alpinwanderung über den Aargrat. Bzgl. des Wegverlaufs braucht man eigentlich nicht viele Worte verlieren; bis zur Gestlerlicke ist der Wegverlauf weiß-blau markiert. Der ganze Grat besteht aus Blockgelände, großen, ineinander geschachelten Felsen und Türmen. Ein Eldorado des Alpinwanderns! Und das alles bei einer genialen Aussicht: wer die Überschreitung von Ost nach West macht, der kann die ganze Wanderung über den Blick über die Mischabelgruppe, das Matterhorn zum Weisshorn schweifel lassen. Nördlich kommt das Finsteraarhorn immer näher. Die Aussicht ist die andere Hälfte des Tourgenusses!

Zunächst geht es über Blöcke hinab in den Sattel P. 2689. Hier zweigen weiß-rote Wanderwege nach Norden und Süden ab. Weiter dem Grat - und den hübsch leuchtenden weiß-blau Markierungen - folgend geht's hinauf zu P. 2733 und wieder hinab über große Blöck und mit einiger Kraxelei hinab in die Triebtenseelicke (2639 m), in der wieder ein weiß-roter Wanderweg den Grat überquert. Wir hielten uns direkt auf dem Grat, nur diesen markanten Turm umgingen wir rechts in der Nordflanke. Man könnte ihn aber auch überklettern (ca. III+), die Rückseite ist einfacher. Bis zur nächsten 'Licke' sind nun wieder zwei kleine Gipfelchen zu überwinden - P. 2750 und P. 2752. Jetzt wird die Kletterei schon ernsthafter und mancher IIer Zug ist zu meistern. Wir versuchten, immer direkt auf dem Grat zu bleiben - wie die Markierung auch. Wer sucht, der findet auch die eine oder andere IIIer Kletterstelle - je nach Wegführung. Steil geht's von P. 2752 hinab in die Gestlerlicke (2697 m) - vorbei an einige Ruinen und alten Hütten.

Die weiß-blauen Markierungen driften nun in die Flanke nach Norden ab; wir stiegen auf dem Grat zum Ostgipfel des Grossen Sidelhorns hinauf. Nach einem ersten Aufschwung erreichten wir die 'Schlüsselstelle' dieses Abschnittes: eine senkrecht aufgestellte Platte mit einem sich anschließendem rundlichen Türmchen (ca. III). Die beiden Kletterstellen sind liebevoll mit zwei neuen kleinen Schlingen in selbst-gebohrten Löchern abgesichert (für den, der ein Seil dabei hat). Nun folgt ein wahres Felslabyrinth an übermannsgroßen, ineinander gekeilten Blöcken. Wir stiegen etwas in der Südflanke auf den eindrücklichen riesigen Turm in Gratmitte zu. Diesen umgingen knapp links (südlich) auf einer kleinen Terrasse. Einen weiteren Turm umgingen wir ebenfalls links und stiegen dann direkt zum Ostgipfel des Grossen Sidelhorns (2872 m) hinauf. Der Kraxelspaß ist aber noch nicht zu Ende - es muss noch der Grat hinüber zum Westgipfel des Grossen Sidelhorns (2879 m) überwunden werden (den großen Turm in Gratmitte umgingen wir links), den wir nach insgesamt flotten 2h30min vom Sidelhorn erreichten.

Wieder konnten wir das prächtige Panorama und die Vorfreude auf die nächsten Hochtour-Unternehmungen genießen. Als Abstieg wählten wir nun - nicht wie beschrieben und geplant - nicht den Westgrat, sondern eine Variante entlang des Südgrates. Warum das? Tja, das kommt, wenn man voller Freude zahlreichen Steinmännchen hinterher steigt, die ungefähr in die Richtung laufen, in die man möchte. So standen wir nach einem steilen Abstieg durch ein schotteriges und steinschlägiges Couloir im Sattel südlich des Grossen Sidelhorns. Den Steinmännchen folgend stiegen wir nun durch das breite Tal über anstrengendes Blockgelände hinab in die breite Mulde beim "a" auf der Karte. Hier stand ein letzter großer Steinmann und dann war Schluss. Blöd. Über die steilen Hänge des Gross Griem stiegen wir in zahlreichen Schleifen über Gras und Schotter hinab zum Oberaarsee. Etwas anstrengend, aber machbar. Vom Berghaus Oberaar (2350 m) wanderten wir schließlich auf der Straße wieder zurück zum Grimselpass (2165 m).

Welch ein Genuss! Wir haben jeden Meter auf dem Aargrat in vollen Zügen genossen, die Kletterei war herrlich und der rauhe Fels ein Traum. Auch wenn die generelle Richtung immer klar ist, bietet die lokale Wegfindung doch einiges an Abenteuer und Nervenkitzel. Die Abstiegsvariante entlan des Südgrates können wir nicht wirklich empfehlen; außer man quert von dem ausgedehnten Geröllhang unterhalb des Sattels unter dem Westgrat hindurch auf den normale Abstiegsweg vom Westgrat (siehe Beschreibung von Felix. Sonst sei die Tour jedem Alpinwanderer empfohlen.

Tourengänger: alpinos


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 6567.gpx Sidelhorn&GrSidelhorn

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

TeamMoomin hat gesagt: Super...
Gesendet am 11. Juli 2011 um 12:28
Tour habt ihr da gemacht, vielen Dank für die super Beschreibung, ich gedenke nämlich dieses JAhr noch diesen Grat zu machen bis zum Löffelhorn mit welchem ich noch eine Rechnung offen habe. Mit eurem Bericht weiss ich jetzt viel besser bescheid, merci. Wahrlich eine grandiose Tour auf die ich mich schon mega freue!!

Grüsse

Oli und Moomin

alpinos hat gesagt: RE:Super...
Gesendet am 11. Juli 2011 um 17:20
Hallo,

Vielen Dankf fürs Kompliment, die Tour hat uns auch risiegen Spass gemacht. Bis zum Löffelhorn ist ja noch ein ganz schön weiter Weg.... Wir haben ca. 2.5 Std vom kleinen zum grossen Sidelhorn gebraucht, nimmt man nicht jeden Boulder mit, spart man wohl gute 30 Minuten. Bis zum Löffelhorn wirds dann sicher eine tagfüllenden Tour. Viel Spass dabei, wir sind schon gespannt, was es so vom weiteren Gratverlauf zu berichten gibt.

Gruss,

Robert & Anna


Kommentar hinzufügen»