Kreuz & quer vom Thurgau nach Flawil


Publiziert von Fico , 27. Juni 2011 um 16:26.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:25 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   CH-TG 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 540 m
Strecke:Hüttlingen - Wolfikon - Affeltrangen - Ruine Heitnau - Braunau - Almisberg - Zuzwil - Brübach - Thurau - Nutzenbuech - Watt - Niederglatt - Flawil (ca. 35 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Hüttlingen-Mettendorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Flawil
Kartennummer:1053 (Frauenfeld), 1073 (Wil), 1074 (Bischofszell), 1094 (Degersheim)

"Sind sie auf dem Pilgerweg?", fragte die Bauersfrau vom Tobelacker. "Ja, auf meinem eigenen Pilgerweg", entgegnete ich, "kreuz und quer durch den Thurgau." Mag es an meiner Ausrüstung mit Rucksack und Wanderstock gelegen haben, meinem gleichmässigen Gang und dem müden Blick, dass sie auf diese Idee gekommen ist. Vielleicht auch einfach daran, dass sie, wie viele, gehört hatte, es führe ein Pilgerweg - der sogenannte "Schwabenweg" - durch den Thurgau, aber nicht genau wusste, wo er sich befindet. Nun, ein ganz kleines Wegstück habe ich tatsächlich mit dem berühmten Schwabenweg geteilt, aber eher zufällig.

Das Besondere an dieser Tour ist die eigenwillige Routenführung: Oft kreuzt sie den offiziellen gelben Wanderweg oder benützt ihn sogar, ab und zu geht es aber auch querfeldein, immer im Bestreben, der Zivilisation und vor allem dem motorisierten Verkehr auszuweichen. Meistens ist das erstaunlich gut gelungen, und obwohl die Tour keineswegs durch eine völlig abgeschiedene Gegend führt, bin ich - abgesehen von den bewohnten Gebieten und der Strecke an der Thur entlang - kaum einer Menschenseele begegnet. Trotz 700 m Aufstieg und 480 m Abstieg ist es keineswegs eine Bergtour, weil sich die Höhendifferenz auf rund 35 km verteilt. Aufgrund ihrer Länge kann die Tour, je nach Sichtweise, als Pilgerweg, als Ausdauertraining oder als individueller Fitnesstest betrachtet werden.

Eine Warmfront nördlich der Schweiz sorgte für angenehme Temperaturen und bedeckten Himmel, aus dem gelegentlich sogar ein paar Tropfen niedergingen. Doch lieber ein paar Regentropfen, als noch mehr Schweisstropfen. Denn ein allzu grosser Flüssigkeitsverlust zwang mich im August letzten Jahres, die gleiche Tour bereits in Zuzwil abzubrechen. Inzwischen habe ich auch die Streckenführung weiter optimiert und kann sie mit gutem Gewissen allen Wandern und Naturfreunden empfehlen. Wem die Tour zu lang ist, kann sie ohne Weiteres unterteilen und abkürzen.


Streckenbeschreibung

Ausgangspunkt ist der Bahnhof Hüttlingen-Mettendorf. Von dort führt der Weg an der Kirche Hüttlingen vorbei ins Kirchtobel. Fast ganz zuhinterst gelangt man auf dem "Hüttlinger Pilgerweg" (die Bauersfrau hatte also doch recht!) auf die Anhöhe. Eine Variante, die ich diesmal benützt habe, ist der alte, teilweise verfallene Weg, der - ein Stück weiter hinten und nach der Querung des Baches - etwas kürzer und steiler direkt hinaufführt (T2). Dann über Chrattehof und - dem Strässchen in den Wald folgend - bei der ersten Lichtung links auf dem "Holzweg" direkt den Wald hinauf und weiter zum nächsten Hof (Held). Dort trifft man erstmals auf den offiziellen gelben Wanderweg, dem man, am Hof Grueb vorbei, bis an den Waldrand folgt. Hier unbedingt den Wanderweg verlassen, um zuerst links, anschliessend gleich wieder rechts abzuzweigen und auf dem Waldsträsschen bis zum nächsten gelben Wanderweg zu gehen, der zu einem Weiher führt. Bis dahin verläuft die Tour genau wie hier beschrieben. Statt rechts am Weiher vorbei, geht es nun (beim Pt. 638 Lk) nach links, zuerst an einer Waldlichtung entlang, dann bei der nächsten Weggabelung nach rechts und an den Waldrand, dem man weglos folgt und dann querfeldein direkt auf ein bewaldetes Stück zusteuert. Dort auf einem Strässchen nach Wolfikon. Mitten durchs Dorf gehen und auf der Durchgangsstrasse sogleich nach rechts abzweigen und über Feldwege (am Pk. 573 Lk vorbei) nach Battlehuuse. Dort kreuzt mein Weg bei Pt. 565 wieder einmal den gelben Wanderweg. Weiter geht es an Obstbäumen vorbei zum nächsten Wäldchen. Dort sogleich den ersten Weg nach rechts nehmen, der ein kleines Stück durch den Wald und anschliessend dem Waldrand entlang führt. An dessen Ende befindet sich eine Sitzgelegenheit mit wunderschönem Ausblick aufs Lauchetal und den Alpstein mit Churfirsten. Seit Beginn der Tour sind zwei Stunden vergangen. Höchste Zeit für eine Pause und den ersten Energieriegel! ;-)

Anschliessend verläuft die Tour auf dem offiziellen Pilgerweg, dem weiss beschilderten "Schwabenweg". Allerdings bloss etwa 500 m bis zur Hauptstrasse bei der Agip-Tankstelle. Während der Schwabenweg der stark befahrenen Hauptstrasse folgt, kreuze ich diese lediglich, wandere am Bio-Hof vorbei, zweige dann rechts ab und gehe weiter über einen Feldweg, der auf dem gelben Wanderweg endet. Diesen kreuze ich und gehe querfeldein bis zur nächsten Strasse, die nach Affeltrangen führt. Am Ortseingang gleich links abzweigen und diesem Strässchen folgen, bis es die Lauche überquert. Nun wieder links und bevor die Strasse erneut über den Bach führt, rechts auf den Feldweg abbiegen, etwa 350 m der Lauche entlang, dann nach rechts abzweigen und dem kleineren Bächlein folgen. Der Weg kreuzt bald einmal, zuerst die Hauptstrasse, dann die Bahnlinie und führt zum Pt. 520. Nun erneut querfeldein, rechts haltend auf den  Feldweg, dann zuerst links, nachher rechts abbiegen, bis man auf die nächste Autostrasse kommt. Hier wäre ich gerne ein nochmals querfeldein zum Waldrand gegangen, hätte zu diesem Zweck aber eine umzäunte Kuhweide durchqueren müssen. Die Herde, die sogleich auf mich zustürzte, liess mich eines Besseren besinnen, so dass ich brav der Strasse entlang wanderte, um bei der nächsten Abzweigung den Weg Richtung Wald zu nehmen. Im Wald dem Weg geradeaus folgen, bei einer grösseren Wegkreuzung, weiter sanft ansteigend, halblinks gehen, bis eine gelbe Wanderwegmarkierung nach rechts weist.

Wer die Streckenbeschreibung bis hierhin als kompliziert empfunden hat, darf erleichtert sein: Der ganze Rest der langen Tour verläuft nun - mit einer Ausnahme - stets auf dem offiziellen gelben Wanderweg. Vorerst geht es ein Stück ziemlich steil auf gutem Weg hinunter, über den Hartenauer Bach und dann wieder hinauf. Auf den kleinen Abstecher zur Ruine Heitnau habe ich diesmal verzichtet, da bereits früher einmal besichtigt, und bin gleich weitergegangen. Beim Verlassen des Waldes erspähe ich drei Rehe, nicht die ersten auf dieser Tour. Bis jetzt sind mir heute tatsächlich mehr Rehe als Menschen über den Weg gelaufen. Unglaublich! Weiter geht es auf dem gelb markierten Wanderweg nach Braunau und anschliessend weiter Richtung Greutisberg. Beim Pt. 775 erreiche ich den höchsten Punkt der Tour - und nach gut 200 m "Abstieg" am Waldrand die Sitzbank für die Mittagsrast, mit prächtiger, wenn auch leicht trüber Rundsicht vom Bodensee über Alpstein und Churfirsten bis zu den Glarner Alpen. Inzwischen ist es 11.30 Uhr, und nach 4 Std. reiner Wanderzeit habe ich gut die Hälfte der Strecke bewältigt.

Frisch gestärkt setze ich danach die Tour fort, wobei ich auf dem Strässchen angekommen, statt weiter auf dem Wanderweg nach Greutisberg zu gehen, rechts nach Almisberg abzweige. Dort angekommen, verlasse ich die geteerte Strasse, indem ich nach dem zweiten Haus nach links auf einen Wiesenpfad abzweige. Dieser verliert sich allmählich in einer Linkskurve. An dieser Stelle rechts haltend zum letzten Mal querfeldein gehen und am Waldrand die Fortsetzung des Weges suchen, der in einem kleinen Bachtobel abwärts führt. (Auf der Online-Landeskarte map.geo.admin.ch  ist  ist er bereits eingezeichnet, nur der Wegweiser auf der Wiese fehlt noch!) Weiter auf dem Feldweg nach Oberi Möörenau, anschliessend kreuzt man die Hauptstrasse und gleich darauf auch die Kantonsgrenze, und wo man erneut auf den gelben Wanderweg trifft, dem man nach Zuzwil folgt. Ist auch die Landschaft noch die gleiche, so kann der Wanderer dennoch anhand der zahlreichen, kunstvollen Kruzifixe erkennen, dass er sich nicht mehr im reformierten Thurgau, sondern im katholischen St. Gallerland befindet.

In Zuzwil folge man vorerst dem Wanderwegweiser Richtung Bischofszell und nachher Richtung Brübach. Auf der viel befahrenen Hauptstrasse angekommen, bleibt nichts anderes übrig, als dieser bis hinunter zur Thurbrücke zu folgen, ausser man gehe - wie ich - erneut querfeldein über die Wiese bis an den Waldrand und anschliessend dem Maschenzaun entlang auf die Hauptstrasse hinunter. Auf der Thurbrücke bietet sich ein lohnender Blick flussaufwärts auf den kleinen Wasserfall. Statt bereits hier die Thur zu überqueren, gehe man am diesseitigen Ufer auf dem Wanderweg dem Fluss entlang. Als kleiner Abstecher empfiehlt sich, auf einem der schmalen, verschlungenen, teils sandigen Weglein, die unmittelbar dem Wasser entlang führen, etwa einen Kilometer weit durch den Auenwald zu gehen, um anschliessend bei Pt. 494 die Thur zu überqueren. Der Weg im Gebiet der Thurau, auf der linken Flussseite (in Fliessrichtung gesehen), muss mit vielen andern, die zu Fuss, hoch zu Ross oder mit dem Velo unterwegs sind, geteilt werden - auch die Autobahn verläuft in der Nähe. Welch ein Kontrast zum einsamen Wald mit den Rehen! Unmittelbar vor der Einmündung der Uze hat es einen betonierten Grillplatz direkt am Wasser, den ich benütze, um den zweiten Energieriegel zu verzehren. Nach rund 30 km habe ich den grössten Teil der Tour hinter mir und spüre das auch deutlich in den Füssen, die schwerer und schwerer werden. Weit ist es nicht mehr bis Flawil, allerdings sind auch noch 120 Höhenmeter zu überwinden.

Gleich neben der Uze mündet auch die Glatt in die Thur und weist den weiteren Weg, der zuerst dem Fluss entlang und nachher durch den Wald nach Nutzenbuech führt. Anschliessend geht es über die Glatt, dann kurz und steil hinauf, auf der Anhöhe weiter nach Watt und auf der Strasse nach Niederglatt. Für den Rest bis nach Flawil bieten sich mehrere Varianten an: Wer noch Kraftreserven hat, kann einen lohnenden Abstecher nach Glattmüli und Glattburg machen. Diesmal habe ich, um in Flawil rechtzeitig den Zug für die Heimreise zu erwischen, den kürzesten Weg über Untertobel, Obertobel und Rüti gewählt.

Nachtrag

Am 29.05.2014 habe ich die Route erneut optimiert. Modifikationen und GPS-Track sind in diesem Kurzbericht ersichtlich. Die gesamt Strecke beträgt nun "nur" noch 32.5 km.


Tourengänger: Fico


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