Felsenmeer / Felsberg


Publiziert von joe , 1. Juni 2011 um 16:56.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:30 Mai 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kuralpe / Lautertal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Kuralpe / Lautertal
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Kreuzhof auf der Kuralpe oder an der Bergstrasse.

Ich musste mal wieder in meine alte Heimat fahren. Dort gab es private Dinge zu erledigen.

Als Basislager bietet sich für Wanderer, MTB'ler und Rennvelofahrer die Kuralpe bei Lauterbach an.

Hier gibt es eine Besonderheit für Wanderer zu entdecken: das Felsenmeer. Meine Eltern sind früher mit mir oft hierher gekommen.

Aus diversen Quellen ist folgendes zu erfahren:

Die Sage:

Die Sage vom Felsenmeer handelt von zwei Riesen, die in der Gegend von Reichenbach wohnten, der eine auf dem Felsberg, der andere auf dem Hohenstein. Als sie Streit bekamen, bewarfen sie sich mit Felsbrocken. Der Hohensteiner war im Vorteil, er hatte mehr Wurfmaterial. So kam es, dass der Felsberger Riese bald unter den Blöcken begraben wurde. So wurde im Volksmund die Entstehung des Felsenmeeres erklärt.

Die Siegfriedquelle, am Fuss des Felsnemeeres, gilt als einer der möglichen Tatorte der Ermordung Siegfrieds im Nibelungenlied.

Die Geologie:

Die Felsenmeere am Felsberg bestehen aus Quarzdiorit. Die Verwitterung erreichte tief liegendes Gestein und bewirkte die Zersetzung der Gesteinsblöcke, hauptsächlich an den Rändern. Um die Blöcke herum versammelte sich der Verwitterungsschutt, ein Gemisch aus Kies und Tonmineralien. Während der letzten Eiszeit vor ca. 12 000 Jahren befand sich der Odenwald in einer Zone des Permafrostes und war nicht vom Eispanzer bedeckt. In den wärmeren Jahreszeiten konnte der Boden ein Stück weit auftauen und Wasser umspülte die Felsblöcke. Der Granit-Grus wurde ausgewaschen und das in den Rissen und Klüften gesammelte Wasser gefror in den Wintermonaten. Mit dem zurückweichen der Frostgrenze am Ende der Eiszeit kamen die nun freigelegten Blöcke in Bewegung, glitten die Täler hinab und bildeten das Felsenmeer. Der Verwitterungsprozess verleiht den Gesteinsblöcken ihr typisches Aussehen.

Die Römer:

Fast dreihundert unfertige oder beschädigte Werkstücke, verteilt auf 15 Werkplätze, haben die Römer auf dem Felsberg hinterlassen. Da so gut wie keine Werkzeuge, Inschriften oder Gegenstände des täglichen Gebrauchs gefunden wurden, sind Zeitpunkt und Dauer der römischen Präsenz nur ungefähr zu bestimmen. Nach eingehender Analyse des Materials wird die Aktivität der Römer am Felsenmeer auf das 2. bis 4. Jahrhundert eingegrenzt. Die Steinspalttechnik mit eisernen Keilen war in der römischen Antike bereits sehr ausgefeilt. Hierzu wird eine Reihe von konisch zulaufenden Löchern (sogenannte Keiltaschen) in den Stein gearbeitet. Anschließend werden Keile eingetrieben. Die Spaltwirkung wird jedoch nicht durch die Schneide der Keile erzeugt, sondern ausschließlich durch den Flankendruck der Keile gegen die Keiltasche. Daher ist es wichtig, dass zwischen den Flanken des Keils und den Seitenflächen der Keiltasche ein möglichst lückenloser Kontakt besteht. Dies ist unter anderem ein Grund, warum Keiltaschen in der Regel sehr sorgfältig ausgemeißelt werden. Ein Effekt, der von den Steinhauern gefürchtet wird, sind die sogenannten Stiche. Dabei handelt es sich um Fehler in der Struktur des Materials, die nicht den gesamten Block durchziehen. Wurde ein Stich erst unmittelbar vor Vollendung eines Werkstückes festgestellt, führte dies in der Regel dazu, das Werkstück aufzugeben - wie beim sogenannten Sarg oder sehr gut erkennbar bei dem Altarstein, der sehr klar eine ungewollte Abspaltung zeigt. Möglicherweise ist dies auch der Grund, warum die völlig fertig bearbeitete Riesensäule vor Ort verblieb. Experten glauben, dass die inneren Strukturen der Säule es nicht zuliessen, sie akkurat zu zerteilen. Die Riesensäule unbeschadet aus dem Felsenmeer zu bergen, wäre selbst mit Technologie des 21. Jahrhunderts eine schwierige Aufgabe. Nur bei sehr weichem Gestein ist ein Sägen mit gezahnten Sägeblättern möglich. Normalerweise handelt es sich beim Steine sägen um einen Schleifvorgang: Das waagerecht oszillierende Sägeblatt schleift unter Zugabe von Quarzsand und Wasser eine schmale Nut aus dem Material heraus. Die Sägetechnik hat den Vorteil, dass auf die natürliche Spaltwilligkeit des Gesteins keine Rücksicht genommen werden muss. Für den Felsberg kann man annehmen, dass mobile Sägen eingesetzt wurden. Da es sich am Felsberg um einen allumfassenden Werkplatz handelte, wurden die Blöcke nicht zur Säge geschafft, sondern die Säge über den Blöcken aufgebaut. Die vermutliche Sägeleistung lag bei 5 mm Absenkung pro Stunde bei einer Schnittlänge von 1 m.

Die bekanntesten römischen Werkstücke sind: das Schiff, die Riesensäule oder der Altarstein.

Heute:

Seit einigen Jahren gehört das Felsenmeer zum UNESCO Geo-Naturpark Bergstrasse-Odenwald.

Die unschwierige Wanderung kann je nach verfügbaren Zeitaufwand in einigen Stunden oder an einem Tag durchgeführt werden.

Offensichtlich werden die Felsblöcke auch von den Kletterern zum "Bouldern" neu entdeckt.



Tourengänger: joe


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