Durch den Mordgrund und auf die Oelsener Höhe


Publiziert von lainari , 22. April 2011 um 20:53.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum: 3 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 218 Pirna-Bahratal oder 219 Pirna-Bahratal bis Hellendorf Siedlung (verkehren nicht am Wochenende)
Kartennummer:1:20.000, SK Nr. 94 Bad Gottleuba-Berggießhübel und Umgebung

Durch den Mordgrund und auf die Oelsener Höhe

Diesmal sollte es nur eine kleinere Runde sein, dazu fuhr ich durch Hellendorf zum Rückhaltebecken Mordgrundbach. Das Rückhaltebecken wurde als Hochwasserschutzanlage zwischen 1960 und 1966 errichtet und wird im Teildauerstau betrieben, weist also immer eine gewisse Wasserfläche auf. Kurz hinter dem Staudamm stellte ich das Auto ab, lief von dort aus talaufwärts. Am Ende des Sees steht links im Wald eine große alte Fichte, an ihrem Fuß befindet sich die sogenannte Karl-Schmidt-Bank. Etwa gegenüber soll sich am Hang das Mundloch des Stollens der Ratsfundgrube/Gotteszeche befunden haben. Noch 1923 wurde hier ein neuer Abbauversuch von Silber unternommen, er wurde jedoch wegen der Inflation und geringer Ausbeute alsbald wieder beendet. Ich vermute, dass die Öffnung mit dem Bau des Rückhaltebeckens verschlossen wurde. Weiter ging es auf der Fahrstraße entlang des Mordgrundbaches nach Bienhof. Bienhof, dessen Name sich von einer Bienenweide ableiten soll, wurde 1503 erstmals urkundlich erwähnt und beherbergte auch einen Eisenhammer.
 
Das Erz des Berggießhübeler Revieres wurde zur Verarbeitung in die umliegenden wald- und wasserreichen Täler gebracht. Hier gab es genug Holz für Holzkohle und Wasser als Antrieb für Pochwerke, Blasebälge der Öfen und Schmiedehämmer. Zerkleinertes Erz wurde mit Holzkohle in Renn- oder Stücköfen geglüht, bis ein Klumpen, die sogenannte Luppe entstand. Diese wurde geschmiedet, zerteilt, neu geglüht, zum Teil vergütet und weiter zu Halbzeugen und Fertigwaren geschmiedet. Die Produkte mussten dann an die Pirnische Eisenkammer in Pirna abgeführt werden. Hatte man die Öfen zu stark erhitzt, so dass das Eisen vollständig schmolz, hielt man das Produkt zunächst für Abfall, weil es nicht mehr zu schmieden war. Später fand man heraus, dass Gusseisen für eine Menge Gebrauchsgegenstände verwendbar war, oder durch frischen wieder schmiedbar gemacht werden konnte und erzeugte es geplant. Die Nähe zu den Zinnerzlagern im Erzgebirge schuf die Möglichkeit zu einem weiteren Produkt, der Herstellung von verzinntem Blech, dem Weißblech, welches in Sachsen etwa ab 1620 erzeugt wurde. Bis gegen Ende des 17. Jh. ging die Eisenindustrie in den Tälern langsam nieder, die Hammerwerke wurden in Hammergüter oder Mühlen gewandelt.
 
So sicher auch in Bienhof. Etwa um 1823 gab es hier 13 Gebäude mit 65 Einwohnern, führt die Chronik aus. Heute gibt es nur noch drei Gebäudekomplexe, das sind die Bienhofmühle als Bauernhof und zwei mehr oder weniger ungenutzte alte Ferienheime, darunter das alte Hammergut mit seiner interessanten Jagdvilla. Dahinter lief ich am rechten Hang im Tal des Mordgrundbaches, einem herrlichen Wiesental, weiter bis zur tschechischen Grenze. Dort bog ich nach rechts und gewann im Tal des Grenzbaches langsam ansteigend an Höhe. Waren es zunächst Fichten, die den Weg säumten, wechselte die Bewaldung dann auf Lärchen, später auf Birken. Dann ging es auf Wiesenflächen hinaus, nach kurzer Zeit erreichte ich den Kulmer Steig, einen alten Handels-und Passweg. Dort wandte ich mich von der Grenze weg landeinwärts. Auf der Hochfläche wehte ein unangenehmer Wind, von Frühling war hier noch nicht viel zu spüren. Bald erreichte ich die Oelsener Höhe, ein Erdhügel mit Treppenaufstieg und Geländer markiert hier den höchsten Punkt. Oben sind Tafeln angebracht, auf denen die umliegenden Berge und Ortschaften benannt sind, die man unter günstigen Bedingungen sieht. Dunst in der Ferne schränkte heute den Ausblick ein, einzig der Špičák (Sattelberg) direkt hinter der Grenze war schön zu sehen. Im Verlauf lief ich leicht fallend Richtung Oelsen hinunter und passierte ein Sühne- oder Mordkreuz am Weg. Im Ort findet man am Abzweig zum alten Erbgericht das Kopfteil einer Bet- oder Martersäule. Eine Tafel im Ort beschreibt das 15. Jh. als Ursprung beider Steine. An der Kirche bog ich schräg nach rechts auf den Fahrweg Richtung Hellendorf ab.
 
Nach dem Ortsende ging es auf einer Anhöhe am Friedhof vorbei, danach fiel der Weg zwischen Wiesen und Feldern ab. Ein Stück nachdem ich den Wald erreicht hatte, nahm ich den Weg der spitzwinklig nach rechts hineinging und gelangte danach zur felsigen Anhöhe Mieth's Ruhe. Hier muss es sich um ein altes Ausflugsziel handeln, ein Geländer und eine Bank mit gemauertem Unterbau weisen darauf hin. Des Weiteren steht ein großer alter Baum auf dem kleinen Felsgipfel. Ausblick in die Umgebung hat man auf Grund der Bewaldung nicht mehr so richtig. Danach streifte ich durch das umgebende Gelände, Steinhaufen, Wälle und Halden hatten mich neugierig gemacht. Allerdings ist es schwierig am Waldrand zwischen Bergbauspuren und den typischen Lesesteinwällen zu unterscheiden. An einer Stelle entdeckte ich eine trichterartige Mulde, wo Material erst in jüngerer Zeit nach unten nachgerutscht war, ein Hinweis auf unterirdische Hohlräume. Möglicherweise befand sich hier einst ein Schacht der Ratsfundgrube/Gotteszeche. Vorbei an Mieth's Ruhe lief ich zum Fahrweg zurück. Dort angelangt, bog ich kurz darauf nach rechts zu einem Aussichtspunkt mit Blick über das Rückhaltebecken. Von hier aus kam ich am Hang abwärts laufend zum Parkplatz zurück.

Tourengänger: lainari


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 5717.kml

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