Rund um Hellendorf


Publiziert von lainari , 8. Februar 2015 um 13:25.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum: 7 Februar 2015
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 295 m
Abstieg: 295 m
Strecke:9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 218 Pirna-Bahratal (verkehrt nicht am Wochenende) oder 219 Pirna-Bahratal bis Hellendorf
Kartennummer:1:20.000, SK Nr. 94 Bad Gottleuba-Berggießhübel und Umgebung

Ein Winterspaziergang
 
Eine uneinheitliche bzw. ungenaue Wetterprognose, die von sonnigem ruhigem Wetter bis windig und bedeckt differierte, ließ meinen Tourenplan für den Sonnabend in letzter Minute platzen. Bisher hatte ich nur die, in Internet-Wetterportalen für jeden beliebigen Ort mit gerechneten Werten verfügbaren Prognosen skeptisch betrachtet. Deshalb habe ich jeweils speziell in der Nähe des Zieles liegende Wetterstationen ausgesucht. Nun musste ich bei einem Ist-Abgleich am Sonnabend enttäuscht feststellen, dass selbst die aktuell gemessenen/beobachteten Stationswerte noch nicht einmal in die Tagesprognose einfließen. Anders lässt sich nicht erklären, wie man bei sonnigem Wetter mit 40 km Fernsicht gleichzeitig eine ganztägige Nebelprognose abgeben kann. Da ich ursprünglich eine längere Anreise nach Böhmen vorgesehen hatte, wollte ich dazu nur unter Idealbedingungen aufbrechen.
 
So startete ich heute gemütlich in den Tag. Da sich das Wetter dann doch stabil und sonnig zeigte, nutzte ich den Nachmittag für einen Winterspaziergang. Dazu fuhr ich nach Hellendorf und stellte das Auto in der Nähe des Dorfplatzes auf einem Parkplatz ab. Vorbei am Dorfplatz, der vom alten Zollamt (1890-1936, später Gemeindeamt) und dem Erbgericht gesäumt wird, bog ich ins Tal des Mordgrundbaches ein, das ich über die Bergstraße nach rechts sogleich wieder verließ. Auf dem Höhenrücken angekommen, wandte ich mich nach links und folgte einem Flurweg zunächst über Offenland, dann in den Wald hinein. Da es mit Windstille in der Sonne recht angenehm war, musste ich mir zunächst Marscherleichterung verschaffen. Als ich an der Einmündung in einen größeren Querweg stand und das gesuchte Carlowitz-Kreuz noch nicht gefunden hatte, lief ich nochmal ein Stück zurück. Ein parallel zum Weg angebrachter Wegweiser machte mich dann stutzig. Wenn man aus dem Seitenweg mit Publikumsverkehr rechnete, sollte das einen Grund haben. Ich ging den Seitenweg hinauf und schaute nach etwa 250 m links in eine Schneise. Dort stand in etwa 50 Metern Entfernung der Gedenkstein an Georg von Carlowitz, der in Kreuzform ausgeführt, aber kein Sühnemal ist. Die Familie Von Carlowitz war die langjährige lokale Gutsherrschaft auf den Hellendorfer Hammergütern Kleppisch, Fichte und Cratza. Nach der Besichtigung begab ich mich erneut zur Einmündung auf den größeren Querweg und folgte ihm nach links bis zur Straße nach Oelsen. Unmittelbar gegenüber der Kreuzung befand sich der Zugang zum Aussichtspunkt über das Rückhaltebecken Mordgrundbach. Das Rückhaltebecken wurde als Hochwasserschutzanlage zwischen 1960 und 1966 errichtet und wird im Teildauerstau betrieben, weist also immer eine gewisse Wasserfläche auf. Nach rechts parallel zur Straße nach Bienhof durch den Wald weitergelaufen, kam ich am Ende des Sees zur großen alten Fichte mit der sogenannten Karl-Schmidt-Bank an ihrem Fuße. Etwa gegenüber soll sich am Hang das Mundloch des Stollens der Ratsfundgrube/Gotteszeche befunden haben. Noch 1923 wurde hier ein neuer Abbauversuch auf Silber unternommen, er wurde jedoch wegen der Inflation und geringer Ausbeute alsbald wieder beendet. Das Stollenmundloch wurde verschlossen und ist nicht mehr auffindbar, jedoch zeichnet sich eine Halde ab.
 
Nun ging ich vorbei am Staudamm auf der Fahrstraße weiter. Am Talboden lief ich durch die kleine Siedlung Bärhau Richtung Staudamm und bog nach links auf einen Flurweg ein. Dieser führte leicht steigend durch den Strompelgrund südostwärts. Dann drehte er in nördliche Richtung und führte aus dem Tälchen heraus auf einen Höhenrücken. Die umgebende Landschaft war hier durch die typischen Steinrücken des Osterzgebirges geprägt. Das Gelände wies außerordentlich viele Wildspuren von Rot- und Rehwild auf. Die Sonne wurde nun durch Schleierwolken verdeckt und der Wind frischte auf. Durch Schneeverwehungen arbeitete ich mich auf den Bocksberg hinauf. Hier soll es einst einen Bergbauversuch auf Silber gegeben haben. Die möglichen Halden und auch die Lesesteinwälle der Wiesen und Felder wurden im Befreiungskrieg 1813 als Kanonenstellungen verwendet. Dabei wurden sie wechselweise von den Franzosen und den Koalitionstruppen genutzt. Um den Ort Hellendorf herum gab es 17 größere Gefechte, das Dorf wurde geplündert und durch den Durchzug tausender Soldaten verwüstet. Wohnhäuser wurden als Brennmaterial für Wachfeuer abgerissen. Fast die Hälfte der Einwohner starb an Misshandlungen und kriegsbedingten Seuchen. Auf dem Flurweg zurück, bewegte ich mich abwärts und passierte einen landwirtschaftlichen Betrieb. Das Siedlungsgebiet umgehend, kam ich kurz darauf zur Peterswalder Straße und lief über den Fußweg nach Hellendorf und zum Parkplatz zurück.
 
Die Gehzeit betrug schneebedingt 2 h 30 min. Die Strecke ist mit T1 zu bewerten.
Ein fundierte Zusammenstellung der Ortsgeschichte findet sich in A. + S. Fischer, Geschichte der Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel, Teil 8 Hellendorf.

Tourengänger: lainari


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