Oelsengrund - Spuren des verschwundenen Ortes im oberen Gottleubatal


Publiziert von lainari , 22. April 2011 um 20:53.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:10 April 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Bus Linie 214 Bad Gottleuba-Oelsen bis Oelsen Ortsanfang (verkehrt nicht am Wochenende)
Kartennummer:1:20.000, SK Nr. 94 Bad Gottleuba-Berggießhübel und Umgebung

Oelsengrund - Spuren des verschwundenen Ortes im oberen Gottleubatal
 
Diese Tour sollte sich örtlich an die Runde von voriger Woche anschließen. Dazu fuhr ich nach Oelsen und parkte das Auto am unteren Ortsende. Zu Beginn ging es dann entlang des Oelsenbaches talwärts. Einige Rehe traten im Wald, von meinem Erscheinen gestört, die Flucht an. Ich passierte die Vorsperre am Oelsenbach und traf später auf den Uferweg der Talsperre Bad Gottleuba. Diese wurde zwischen 1965 und 1974 als Trinkwasserspeicher und Hochwasserschutz erbaut. Drei Siedlungen mussten am Oberlauf der Gottleuba im Wassereinzugsgebiet deshalb aufgegeben werden und wurden mehr oder weniger konsequent entfernt. Die betroffenen Orte waren Oelsengrund, Klein-Liebenau und Rudolphsdorf. Nach Spuren von Oelsengrund wollte ich heute suchen. Auf dem Uferweg gelangte ich zur Vorsperre an der Gottleuba. Später, nach dem Ende der Talsperre ein Stück flussaufwärts, fand sich ein Pegel am Bachufer. Das kümmerlich dort vorbeifließende Bächlein lässt nur schwer vermuten, dass es auch anders kann. Aber bereits beim Bau der Talsperre kam es nach Fertigstellung der Vorsperre und einem geplanten Probestau nach zwei Tagen Dauerregen zum Überlaufen der Vorsperre. Dadurch wurde die Baustelleninstallation auf dem Grund des zukünftigen Beckens der Hauptsperre unter Wasser gesetzt. Und es war ausdrücklich kein Hochwasser, sondern nur erhöhter Zufluss wegen des Dauerregens. Ganz anders zeigten sich die fast regelmäßig aller dreißig Jahre aufgetretenen Hochwasserereignisse von 1897/1927/1957, dort wird teilweise von Gewässerbreiten von 80-100 m (gesamte Talbreite) und Flutwellen bis 6 m Höhe (ausgelöst durch Treibgutstaus) berichtet, die jeweils ihren Ursprung in lokalem Starkregen und Gewitter hatten. Das letzte Großereignis war im Jahr 2002, als die Talsperre nach extremen Dauerregen überlief.
 
Ein Stück talaufwärts startete bei meiner Annäherung unerwartet ein großer dunkler Vogel aus dem Bachbett, ein Schwarzstorch. Er war rasch zwischen den Bäumen entschwebt, so dass ich ihm ein anderes Mal fotografisch nachstellen werde. Später wurde links neben dem Weg ein Fundament sichtbar, dass am Rand die Reste eines schmiedeeisernen Geländers trug. Oben auf der Plattform stand ein großer alter Baum, hier handelte es sich um den einstigen Standort der Clemensmühle. Noch ein Stück weiter oberhalb fand sich in der Gottleuba das zugehörige Wehr und der Durchlass des alten Mühlgrabens unter der alten Talstraße. Danach erreichte ich die heutige Straße, ca. 200 m ging es an ihrem Rand entlang, dann bog sie nach rechts über eine Brücke ab. Am anderen Ufer steht eine Säule, der Hinweis auf den früheren Standort der Paustmühle. Ich jedoch ging geradeaus weiter. Später wechselte die alte Talstraße auf die andere Seite des Baches hinüber. Hinter der nächsten Brücke befand sich einst der Dorfplatz von Oelsengrund, die Ebertmühle und weiter in der Geschichte zurück auch ein Eisenhammer. Das Stück einer Mauer, der Durchlass des einstigen Mühlgrabens, vereinzelte Obstbäume und kleine Lichtungen sind hier die noch sichtbaren Reste der Siedlung. Die auf alten Postkarten sichtbaren großflächigen Wiesen im Tal sind teilweise aufgeforstet worden oder von selbst verbuscht. Nachdem die alte Straße nochmals das Ufer wechselte, stand ein kleines Gebäude am Rand, es ähnelte einer Garage mit danebenliegendem Büro, möglicherweise die Feuerwehr oder ein anderes amtliches Gebäude. Irgendwo am Talhang hatte ich unterwegs auch einige Bienenhäuser gesehen. Dann gab es neben der Straße alte Zaunpfähle aus Beton und Reste von Gärten zu entdecken, bis am Bach die Ruine der Meiselmühle auftauchte. Oberhalb gab es noch ein altes Wohnhaus am Hang. Die Straße wandte sich dahinter in einiger Höhe um eine Felsklippe, die Stützmauer und die Hälfte der Fahrbahn waren irgendwann einmal in den Bach gestürzt. Nun kam die Brücke über den Nasenbach in den Blick. An seiner Mündung in die Gottleuba muss sich die alte Köhlermühle befunden haben, die 1927 beim Hochwasser vollständig zerstört wurde. Ob sie danach noch einmal aufgebaut wurde, konnte ich noch nicht herausfinden.
 
Am Nasenbach entlang stieg ich aus dem Tal der Gottleuba heraus, unterquerte dabei die Autobahnbrücke der A 17/D 8 Dresden-Prag. Es scheint seltsam, dass man damals Orte im Wassereinzugsgebiet als potenzielle Gefahr für das Trinkwasser entfernte, die Straße nach Oelsen oberhalb der Talsperre nicht mit Tausalz gestreut werden darf, heute jedoch eine Autobahn, auf der täglich unzählige Gefahrgutlaster fahren, das Gebiet durchschneidet und dabei auf zwei Talbrücken die Fließgewässer überquert.
Auf der Höhe angekommen, war es unangenehm kühl und zugig, auch die Vegetation war noch recht verhalten. Ich lief ein kleines Stück auf der alten Dresden-Teplitzer Poststraße entlang und überquerte auf einer Brücke die Autobahn. Dahinter zweigte ich wieder talwärts ab. Auf dem weiteren Weg passierte ich ein einsam gelegenes bewohntes Grundstück, dass von mehreren Herdenschutzhunden bewacht wurde. Da sie sich recht wild gebärdeten, war ich froh, dass uns ein Zaun trennte. Am Talgrund angekommen ging es ein kurzes Stück auf bekanntem Weg zurück, bevor ich am verwaisten Dorfplatz bergwärts Richtung Oelsen abbog. In einigen Schleifen gewann der Weg an Höhe. Als ich um eine Kurve bog, kam aus dem höher gelegenen Gelände rechts von Weg ein Rehbock genau auf mich zugerannt. Er hatte mich scheinbar gehört oder gewittert, aber nicht gesehen. Ich rief ihm ein lautes „Heh!“ entgegen, was ihn abstoppen ließ. Etwas unschlüssig und verwirrt beschrieb er einen Halbkreis um mich und verschwand talwärts, bevor ich ihn fotografisch erlegen konnte. Später erreichte ich die offene Hochfläche, auch hier zeigte sich die Vegetation erst spärlich. Frühling fühlt sich definitiv anders an! Im Ort angekommen, passierte ich das alte Erbgericht, die Bet-oder Martersäule vom letzten Mal und lief entlang der Dorfstraße talwärts zum Auto zurück. Den Besuch des Naturdenkmales Hohler Stein musste ich aus Zeitgründen auf ein anderes Mal verschieben.

Tourengänger: lainari


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