Der Weg ist das Ziel; Von Biasca nach Cresciano, oder das Tessin ist immer für Ueberraschungen gut.


Publiziert von Regula52 , 13. April 2011 um 00:14.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 8 April 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Torrone Alto 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 624 m
Abstieg: 624 m
Strecke:Biasca, Aldirei, Monte Robart, Motta Bella, Osogna, Santa Pieta, Sul Sasso, Cresciano
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto
Kartennummer:Ausdruck aus CD 1: 25000 Ticino

Die Wand  oberhalb Biasca hat mich schon als Kind fasziniert.  Da wollte ich hin. Meine Eltern fanden: was willst du dort . Dort oben ist nichts. Dann vergass ich das Gebiet. Durch die Berichte von Zaza  ermuntert, war mein Entschluss gefasst. Da will ich hin. Um 4h aufstehen, erster Zug von Zürich nach Biasca.  Die Hunde bleiben zu Hause. Ich traue ihnen das nicht zu. Zudem sind die Frühlingsschlangen langsam und gefährlich. Vom Bahnhof zuerst nach Biasca. Ich steige hinauf zur Kirche  San Pietro und dann dem Stationenweg entlang zum Kirchlein Santa Petronilla. Im Fensterbogen sieht man ein Fresco mit einer Frauengestalt "oben ohne". Sieht ganz frivol aus.  Der Weg nach Aldirei ist viel breiter als erwartet und gut geputzt und erhalten.  Auf einem privaten Wegweiser steht übrigens  Albat.  Also da wären die Hunde schon durchgekommen.  Aber ich geniesse es , wenn ich einmal nicht auch noch auf sie aufpassen muss. Unter der Woche knallt es von den Sprengungen in den verschiedenen Steinbrüchen. Heute knallt es vom Schiessstand.  Die Schüsse tönen nach Museumsgewehr. Herrliches Wetter und ich bewege mich im Schatten der Bergwand. Der Weg nach Monte Robart zweigt wie auf der Karte angezeigt vom Weg nach Albat ab. Er ist im übrigen inoffiziell blau markiert. Am Anfang steht ripari FFS. Ich bin ganz froh  über die Markierung, da vieles, was man als Weg betrachten möchte, halt doch nirgends hinführt.  Bei Monte Robart steigt  man von der Ruine  unter Umgehung von Dorngebüschen etwa 2o m ab und kommt so auf ein Trasse, das nach Motto bello führt. Ich folge von dort den blauen Markierungen und nun wird alles anders als geplant. Ich wollte über Piotella nach Osogna. Doch den Weg habe ich verpasst, falls es ihn überhaupt noch gibt. Gesehen habe ich nichts. In einem Anflug von Unbeschwertheit habe ich  den Höhenmeter nicht eingestellt.  Schade. Ein ander mal. Nun komme ich auf einen faszinierenden Weg. Er ist in der Karte eingezeichnet. Die Realität stimmt aber mit der Karte nicht recht überein. Man kommt an einer Stelle, wo auf der Karte Giustizia steht heraus. Der Weg geht so ziemlich direttissima hinunter, schlägt enorm in die Knie. Es wird heiss. Bald ist das Ziel meiner Begierde nicht mehr  explorieren, photographieren sondern ganz banal: Gartenwirtschaft.  Unten angekommen gehe ich nicht über die Ueberführung  über die Bahnlinie, sondern schlage mich vor der Brücke links in die Büsche. Ich möchte nicht bis Osogna auf der Kantonsstrasse gehen. Ein kurzes Stück quer Feld ein und dann kommt man auf einen Weg der Bahnlinie entlang, der bis nach Osogna führt. Nun Augen auf, Osteria nicht verpassen. Bei einem halben Liter Orangina überlege ich, was ich nun weiter tun will. Nochmals 800 m hinauf und wieder hinunter, wie eigentlich geplant mag ich auch nicht wirklich bei der Hitze. 
Ich entschliesse mich für den untersten Weg nach Santa Pieta, Prato di Reir nach  Cresciano. Der Weg ist  zu Beginn wunderschön. Weicher federnder Boden, herrlich für die maltraitierten Beine. Lichter Kastanienwald. Das Licht spielt in den frischen Blättern. Und dann komme ich zu einer zauberhaften Stelle. Die Boggera von den Felsen herabstürzend ergiesst sich in viele kleine Seelein und flache Bächlein, bevor sie sich  wieder durch die Felsen bohrt. Dieser Ort strahlt eine unendliche Ruhe und Frieden aus. Wenn irgendwo Elfen leben, dann muss es hier sein. Leider kann ich nicht auf sie warten bis zur Nacht. Nach einer ausgedehnten erholsamen Rast geht es weiter durch den Wald. Ueberall hat es Ställe, meist Ruinen. Wahrscheinlich  befand sich hier  früher ein sehr lichter Kastanienwald mit Wiesen zwischen den Bäumen. Es gibt einzelne sehr alte Kastanienbäume. Das Gebiet heisst ja auch Prato di Reir. Und nun noch die grosse Ueberraschung. Der Eichelhäher macht mir seine Aufwartung. Auf zwei Meter Distanz beobachtet er mich und ich ihn. Einfach herrlich. Der Abstieg nach Cresciano erfolgt auf einem typischen alten  Maultierpfad. Uebrigens, wenn man von Cresciano nach Porta aufsteigt, ist die Abzweigung nach Osogna mit zwei Steinmännern am linken Rand des Weges markiert. 
Auf der ganzen Tour bin ich keinem einzigen Menschen begegnet.

Tourengänger: Regula52
Communities: Ticino Selvaggio


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