Mannomann - Masnàn und Magn!


Publiziert von Polder , 21. Oktober 2018 um 10:00.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:19 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Torrone Alto   CH-TI 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3150 m
Abstieg: 3150 m

Grande Giro della Valle di Santa Petronilla, bei grand beau (grande bello;-)?) und allerschönsten Herbstfarben, unten Birkengelb und Buchenbraun, oben Lärchengold. Die Runde über Nadro - Compiett - Piancra Bella - Pizzo Magn - Mottone - Forcarella di Lago - Cima di Biasca - Cima di Lago - Masnàn - Tongia - Negressima wäre für "Monster-Hikr" an einem Tag machbar. Ich übernachtete im Rifugio Lago, und zudem geriet mir der Schluss nicht wunschgemäss am Südrand des V. di S. Petronilla - dennoch eine traumhafte Tour über einem traumhaft wilden Tal mit ebensolchen Monti.

Seit über 10 Jahren war ich nicht mehr in den Monti di Biasca; vom Gelände her gehören sie sicherlich zu den wildesten Ecken der Schweiz. Und auch i.S. Herbstfarben sind sie schwerlich zu überbieten, bieten sie unten doch viele Birken und oben viele Lärchen. Start ins Herbstfarbenfeuerwerk nach 9 am Bahnhof Biasca, kurzer Marsch ins Dorf und schon mal hinein in den falschen Weg (Compiett via Sentiero di Monti). Wäre auch eine Möglichkeit, aber ich wollte mal wieder auf Nadro; somit etwas mühevolle Querung über dem Hüttchen 521m auf die angedachte Route. Schon sehr eindrücklich, der Abschnitt aus der engen Schlucht auf die Terrasse der Bedra del Vent, der Pfad eine einzige Treppe. Kurzer Abstecher auf die Terrasse von Nadro, dann vor Piansgera Eintritt in sonnendurchflutete Birkenfluren - ein Traum in Gold.
In Compiett schlug ich mich - der Blick nach oben verlockt dazu - zu früh in die Büsche, der mutmassliche Pfad würde weiter östlich bei den hinteren Hütten in die Höhe führen. Das Gelände ist weglos aber recht gut begehbar, zuoberst in der Grasrinne, die in den Sattel östlich einer auffälligen Kuppe führt. Eindrücklicher Blick in den schattigen Schlund im Norden. Auf dem anschliessenden Rücken könnte man Piancra Bella rechts liegen lassen, aber ich will mir die Hütte ansehen - und staune: Ein äusserst luxuriöses Etablissement, mit Dusche, Boiler, TV, Bettsofa, Kinderbadewännchen; es ist verschlossen und eine Übernachtung wohl nicht erwünscht, aber der Schlüssel war für einen Augenschein sehr leicht aufzufinden...;-).
Wieder zurück schräg links aufwärts, die Ruine eines Stalles links liegen lassend, dann über einen Grashang in eine grasige Rinne, die auf das zum Felszahn führenden Grasgrätchen führt - erstaunlich, wie sich in dem wilden Gelände immer wieder ein prima Durchschlupf findet. Auch der selbige Felszahn lässt sich nördlich auf gutem Band leicht umgehen (und auf der Rückseite ersteigen - der Felszahn ist auf der LK leicht erkennbar, "Rundumeli" der Kote 2100 Hm).
Danach nicht lange auf dem zur Alpe di Lago führenden Ziegenpfad, sondern nach wenigen Schritten schräg aufwärts in ein auffälliges Gras- und Schrofencouloir queren, das erstaunlich unproblematisch auf den Grat des Pizzo Magn führt (erst im mittleren und oberen Teil gegen T5); zuletzt auf einer Rampe gegen links aussteigen und in Kürze über den plattigen Grat auf den Gipfel mit seinem eindrücklichen Tiefblick. 
Nach der Gipfelrast über den schönen Grat über die beiden Mottone in die Forcarella di Lago und zum wunderbar gelegenen (aber recht spartanischen) Rifugio; das alte Steinhüttchen im goldigen Gras, daneben der dunkle See. Verspätete Siesta bis zum Sonnenuntergang, Znacht am effizienten Gasherd und schon etwas langer, einsamer Abend im Kerzenlicht. Interessant, das riesige Hüttenbuch, das mehr als 20 Jahre dokumentiert. Darunter auch meine Wenigkeit, 1996 mit Bertrand, dann 1999 sowie 2000 und 2003 jeweils mit Fortsetzung über Cima di Biasca - Torrent Basso - Torrone Alto. Auch ein junger dynamischer Berggänger scheute 1999 und 2000 spartanische Hüttenübernachtungen offenbar noch nicht;-)!

Vom Rascheln der Mäuse begleitete Nacht, anderntags Aufbruch bei Sonnenaufgang an den Bergen zwischen Leventina und Verzasca sowie bald auch den Wallisern. Über den schönen N-Grat auf die Cima di Biasca, wobei die Verhältnisse insbesondere in der exponierten Kettenpassage (Ketten inzwischen ältlich...) recht heikel waren, dies wegen eisiger Reifauflage auf vielen plattigen Felsen. Wunderbare Fernsicht, aber doch ein kaltes Lüftchen, sodass ich bald der Cima di Lago zustrebte. Umgehung der tiefen Scharte im Norden (Geröll, 30 Hm) oder im Süden (Gras, Schrofen, 50 Hm)? Da die südliche Variante aus dieser Richtung keineswegs offensichtlich ist, versuchte ich mich zuerst im Norden, doch bald waren die Blöcke wieder vereist und der Boden gefroren - also retour. Gen Süden führt ein guter Schafweg runter, doch dies wohl östlich des richtigen Durchschlupfs, sodass ich letztlich fast 200 Hm absteigen musste - tant pis;-)!
Lange Rast auf der wunderbaren Aussichtswarte des Masnàn, bevor ich mich an den Abstieg auf dem / entlang vom S-/SW-Grat machte und von Pt. 2174 mühsam über Kleingesträuch auf den Weg zwischen Piviciou und Larecc abstieg - Larecc machte seinem Namen alles Ehre mit wunderbarstem Lärchengold. 
Danach lief's nicht mehr ganz nach Wunsch: Angedacht war die  Querung von Otri hinauf zum Ansatz des auf der LK eingezeichneten Pfades hinüber, oberhalb Aldabanas vorbei, nach Tongia, um so die südliche Begrenzung des Valle di Santa Petronilla und den Abstieg über Negressima zu gewinnen. Allein, anfängliche Pfadspuren verloren sich, und ich geriet in mühsames, unübersichtliches Gelände mit vielen Felsstufen. Immerhin schaffte ich es, mich auf den Grat nördlich der Cima di Stabiello durchzukämpfen, fand dann aber den richtigen Einstieg in die weitere Querung ebenfalls nicht und entschloss mich sodann, über die Cima und die Albat-Route abzusteigen. Die Cima di Stabiello ist dabei ein wundervoller lärchengoldener Ort mit eindrücklichem Tiefblick und ebensolchem Überblick über viele der verlorenen und vergessenen Monti di Biasca, der beste Durchschlupf im Abstieg dann wegen sperrender Felsgürtel auch nicht ganz einfach zu finden, jedenfalls musste ich auch wieder recht tief in die Osogna-Flanke ausweichen...
Auch Albat schon verwaist - die einzige Person, die ich in den zwei Tagen traf, war ein Rentner auf Compiett - der weitere Abstieg auf dem prima Weg dann effizient und in der Nachmittagssonne goldig schön, aber dennoch lang...., zumal noch eine laaaaange Querung bis Biasca anstand. Aber dennoch: Ein schönerer Abstecher in goldene Herbstfarben ist schwerlich denkbar;-)!

Tourengänger: Polder


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