Kulturregion Domleschg Teil II - Unterer Weg


Publiziert von lainari , 1. Februar 2011 um 21:41.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Domleschg
Tour Datum:13 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 365 m
Abstieg: 440 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto, RhB Rothenbrunnen-Thusis
Kartennummer:1:50.000, Blatt 257T Safiental

Thusis-Fürstenau-Paspels-Rothenbrunnen

Dieser Herbsturlaub war anders, mein Stammhotel ausgebucht, lohnenswerte Alternativen rar. Grund genug, sich großräumig umzuschauen, vorgezeichnete Pfade zu verlassen. Nach vorheriger erfolgreicher Anmeldung begab ich mich nach Feldis/Veulden ins Hotel Cas' Aulta. Ein traditionsreiches Haus mit authentischer regionaler Küche. Nach verregneter Anreise ein erfreulicher Ausblick, es sollte besser werden. Anderthalb Tage war es das auch, dann folgten Sturm, Kälteeinbruch und der erste Schneefall. Das Bild in den darauffolgenden Tagen immer ähnlich, gebannt schauten der Wirt und ich - der mittlerweile einzige Übernachtungsgast - am Morgen schweigend aus den Panoramafenstern der Gaststube und sahen nach frostiger Nacht Neuschnee bis auf ca. 1000 m herunter. Bis jeweils Einer von uns das Schweigen brach - „eigentlich sei das um diese Jahreszeit die Ausnahme“ - „eigentlich sollte das wieder weggehen“ - versuchten wir uns gegenseitig aufzumuntern…ich wähnte mich als handelnde Figur im Film „Täglich grüßt das Murmeltier“.
 
So war es auch an diesem Morgen. Jegliche Bergtouren unmöglich, das Wetter zu instabil. Ich entsann mich, mir eine zweite Tour durchs Domleschg vorgenommen zu haben. Ich legte mein Auto frei und fuhr vorsichtig talwärts. Unterwegs die Überraschung, der Himmel riss auf, blau setzte sich durch. Ich parkte an der Station Rothenbrunnen und fuhr mit dem RhB-Zug nach Thusis. Vom Bahnhof abwärts lief ich ein Stück an der Hauptstraße entlang, bog rechts unter der Bahn durch und streifte - nach links abgezweigt - eine Gewerbezone. Dann ging es ein Stück an der Bahn und in der Folge am Cazner Bach entlang. Eine Unterführung brachte mich unter der Autobahn hindurch. Über eine Brücke wurde jetzt der Hinterrhein gequert. So gelangte ich später nach Fürstenau. Dort begeisterte mich das an der Straße im Vordergrund stehende Schloss Schauenstein (1660-1667) mit seiner barocken terrassenförmigen Gartenanlage, die übrige Ortslage indes nicht uninteressant. Weiter ging es vorbei an Wiesen und Feldern leicht aufwärts, dann hinüber, das Schloss Rietberg (um 1200) immer im Blick. Hinter dem Schloss dann, nach einem Graben, eine größere Fläche des namengebenden Gewächses - Riet. Relativ eben schritt ich Richtung Paspels, oberhalb die Halbschale der Ruine Neu-Sins/Canova (13. Jh.), voraus die Ecke der Ruine Alt-Sins (um 1200). Ich traf in Paspels ein, entdeckte zu Füßen der Ruine Alt-Sins das romantische Schloss Sins (1695). Daran vorbei brachte mich der Weg über Wiesengelände auf einen Höhenrücken, oben thronte das Kirchlein Sogn Luregn/St. Lorenz (11./12. Jh.). Der Ort ebenso faszinierend wie die Kapelle St. Maria Magdalena auf meiner ersten Tour. Im schönsten Sonnenschein legte ich eine Pause ein. Abschließend noch ein paar Bilder in gewagter Position am Abgrund aufgenommen, ging ich dann zurück nach Paspels hinunter.
 
Vor der Ruine Alt-Sins ging ich nach rechts und lief in einem Bogen abwärts, zu Füßen des Bergrückens, auf dem das Kirchlein steht. Dabei kam ich an einer Kiesgrube vorbei, in der wunderbar gleichmäßig gemischtes Sediment abgebaut wurde. Die Landschaft des Domleschg besteht hier aus mächtigen Geschiebeablagerungen des Hinterrheins. Im Verlauf passierte ich das oberhalb auf dem Felsen liegende Schloss Ortenstein (13. Jh.). Dass ich hier die Kapelle Sogn Vetger/St. Viktor „übersehen“ habe, schreibe ich einer „Ausfallerscheinung“ zu. Bei Mulegns traf ich auf die Straße und lief Richtung Rothenbrunnen, ließ mir abermals den Abstecher zur Burgruine Innerjuvalt (13. Jh.) nicht entgehen (abweichend hier Schwierigkeit T 2). Der Ausblick auf die Landschaft schien mir diesmal noch prächtiger, vielleicht war die Herbstfärbung bunter. Wieder im Ort nahm ich mir Zeit, die Malereien von Hans Ardüser von 1584 am Haus Tscharner anzuschauen. Anschließend lief ich noch etwas rechts vom Hinterrhein hinab, bis der Weg die Sperrstelle Rothenbrunnen erreichte. Unterhalb des Felszackens mit der Ruine Hochjuvalt (12. Jh.) eine Festungsanlage der jüngeren Geschichte, der Gegenpart dazu, jenseits des Hinterrheins oberhalb der Straße. Neue Strategien haben auch diese Bauwerke überflüssig werden lassen. Den Weg zurückgegangen, bog ich zum Bahnhof hinüber und fuhr mit dem Auto wieder nach Feldis hinauf.

Im Hotel erwartete mich noch die Krönung dieses an sich schon schönen Tages, ein kulinarischer Bündnerabend. Gereicht wurden Pizzoccheri, Fleischtorte mit Salat, Hirschentrecôte mit Salbeipolenta und Proseccokabis und als Nachtisch ein Zimtparfait mit warmen Zwetschgen. Die Wartezeit zwischen den Gängen verkürzte der Wirt mit interessanten Erläuterungen über die Jagd und die Herkunft der Gerichte. Zur Verdauung gab es dann noch ein Gläschen Iva-Likör. Mit einem angeregten Gespräch mit der Wirtsfamilie klang der Abend später am Stammtisch bei einer guten Flasche Rotwein aus. Wenn jemand durch diese Schilderung Lust bekommen hat das Cas' Aulta zu besuchen, muss ich ihn leider enttäuschen, seit Frühjahr 2010 ist dieses Haus auf Grund Renteneintritts geschlossen.

Tourengänger: lainari


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