Vom Gornergrat (2.800 m) zur Gandegghütte (3.030 m).


Publiziert von Gemse , 19. Januar 2011 um 23:33.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:16 August 1972
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Gornergrat - Gornergletscher - Unterer Theodulgletscher - Gandegghütte - Zermatt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Gornergrat Von Brig nach Randa, ab da mit dem Zug nach Zermatt, weiter mit der Zahnradbahn auf den Gornergrat
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Zermatt Von Brig nach Randa, ab da mit dem Zug nach Zermatt
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Zermatt, Gandegghütte

Heute am Geburtstag meiner Mutter sollte ein gemütlicher Ausflug nach Zermatt folgen. Denn jeder Bergwanderer oder Bergsteiger sollte einmal den Flair dieses berühmten Ortes genießen und dem Matterhorn Auge in Auge gegenüberstehen. Ich packte sicherheitshalber mal die Bergausrüstung ein, falls eine kleine Wanderung ins Hause stehen würde. Dass es etwas Größeres werden sollte, wusste ich noch nicht.
Vom Campingplatz bei Münster im oberen Rhonetal ging’s früh los. Schon in Münster strahlte uns das Weißhorn entgegen. Über Fiesch ging’s weiter nach Brig. Hier bogen wir nach links ab ins Mattertal und fuhren hoch bis Randa. Hier war Schluss mit dem Auto. Wir stellten es auf dem Großparkplatz ab und zahlten die Parkgebühr von 2 sFr, fast unglaublich für einen Tag. Die Weiterfahrt erfolgte mit der Bahn bis nach Zermatt.
Wir bummelten ein wenig durch Zermatt, dann wurde uns der Trubel zu viel und wir fuhren mit der Zahnradbahn hoch zum Gornergrat. In der Nacht hatte es leicht geschneit und so war oben die Landschaft leicht überzuckert. Auch hier hielt es uns nicht lange, denn es ging hier zu wie in München am Stachus. Nahezu kein Wort deutsch war zu hören, auch kein Schwizzer Dütsch. Da wir noch sehr früh dran waren (1/2 9 Uhr) stiegen wir ab zum Rotenboden, den wir in einer Viertel Std. erreichen. Von hier sind es nur wenige Minuten zum Riffelsee. Die Spiegelung des Matterhorns hier ist ein berühmtes Fotomotiv. Wir gehen vor zum oberen Rand der Moräne und schauen hinunter auf den etwa 150 m tieferliegenden Gornergletscher. Gegenüber sahen wir das Kleine Matterhorn und rechts unterhalb auf einem Felskegel blitzte etwas Helles auf. Ein Bergführer, der gerade vorbeikam sagte, es sei die Gandegghütte. Auf die Frage ob man von hier dort hinüberkäme meinte er: „Ja die Moräne hinunter, über den Gletscher immer auf den Felssporn des Triftji zuhalten und dann diagonal über Unteren Theodulgletscher und kurz vor dem Gletscherbruch rechts über die Felsen hoch zur Hütte, Zeit etwa 3 Std..“
 
Wir überlegten nicht lange und stiegen über eine vorhandene Wegespur in steilen Serpentien über die Moräne ab. Nach etwa 100 Hm verschwand die Wegespur und so ging es weglos und äußerst steil hinab zum Gletscher, den wir nach einer halben Stunde erreichten. Am Gletscherrand angekommen galt es den etwa 2,5 km langen Weg quer über Gletscher hinüber zum Felssporn am Triftji zu finden. Einen Kompass hatten wir leider nicht dabei. Die riesigen Felstrümmer und Eistürme versperrten jede Sicht. Selbst das Kleine Matterhorn, das über dem Triftji steht war teilweise auch nicht sichtbar. So musste ich immer wieder an Eishügeln hochsteigen, um die Richtung nicht zu verlieren. Spalten waren auf dem gesamten Weg nicht zu sehen, nur zwei Gletscherbäche machten einige Schwierigkeiten, bis wir drüber kamen. Nach vielen Schlangenwegen kamen wir endlich an der Felsnase des Triftji an. Bisher waren 2 1/2 Std. über den Gletscher gegangen. Der Übergang vom unteren Felssporns auf den Unteren Theodulgletscher bereitete einige Probleme, da hier auf einer Breite von etwa 30 m absolutes Blankeis war bei einer Hangneigung von etwa 30 0.. Da nur ich Steigeisen dabei hatte, spannte ich das 40 m-Seil und so konnte sich meine Mutter und mein Kollege hochziehen, aber nicht ohne mindestens je 2-Mal auszurutschen. Aber alles ging gut und wir kamen wieder auf griffiges Eis.
Wir stiegen mäßig steil diagonal nach rechts über den Gletscher. Einige kleinere Spalten konnten leicht umgangen werden. Kurz vor dem Gletscherbruch querten wir hinüber in die Felsen unterhalb der Gandegghütte. Hier waren endlich Markierungen und ein Steig, der durch die Felsen hoch zur Hütte führten. Vom Felssporn bis zur Hütte waren wir wieder 2,5 km unterwegs und brauchten für die 400 Hm ziemlich genau 1 1/2 Std.
Vom Riffelsee bis zur Hütte waren wir also 4 1/2 Std. unterwegs, von einer gemütlichen Geburtstagswanderung konnte man also nicht mehr sprechen.
Erstaunlicherweise erhielten wir um 1/2 2 Uhr noch ein ordentliches Essen, das für die lange Gletschertour entschädigte.
Um 3 Uhr brachen wir auf, denn es stand uns noch der 9 km lange Abstieg nach Zermatt bevor.
Über den Trocken Steig ging es über gute Wege 1.430 Hm ohne Schwierigkeiten hinab nach Zermatt, das wir um 1/2 7 Uhr ziemlich müde erreichten.
 
Fazit:         5 km teilweise unübersichtlicher Gletscherweg
               500 Hm Aufstieg
            1.800 Hm Abstieg
                  17 km Gesamtstrecke
                    9 Std. Gehzeit (ohne Pausen)
                    =
                  Eine gemütliche Geburtstagswanderung schaut etwas anders aus.

Bergsteiger:
Monika, Egon und Karl
 

Tour 29 <--- Tour 30 ---> Tour 31   (Tournummern nach Einstellungsdatum der Touren)
 


Tourengänger: Gemse


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt: toll, Karl, was ihr damals unternommen habt ...
Gesendet am 20. Januar 2011 um 14:53
als leichte Geburtstagswanderung ...
Wie die Gegend wohl heute aussehen würde?

Auf jeden Fall ein herzliches Dankeschön für deinen nachgereichten Bericht - und liebe Grüsse an alle.

Felix

Gemse hat gesagt: RE:Gletscherrückgang
Gesendet am 20. Januar 2011 um 15:23
Hallo Felix,

Ich nehme an, dass man Abstieg zum Gletscher am Riffelseeabstieg noch 100 m tiefer liegt. Der Übergang über den blanken Gornergletscher dürfte mit Spalten übersät sein. Eine Verbindung zwischen Unteren Theodulgletscher und Gornergletscher dürfte nicht mehr vorhanden sein.
Beim Abstieg von der damals seilbahnfreien Gandegghütte ins Tal schweben über den Wanderern ständig Gondeln, die die Landschaft verschandeln.
Entschuldigung, ich habe nichts gegen Seilbahnen, aber nicht überall und so massiv.

Alles Gute mit einem Berg Heil
Dein Karl


Kommentar hinzufügen»