Zweierlei am Stephanstag

Mein heutiges Tourenziel waren Grand Garde 2154m und La Seya 2182m, westlich von Ovronnaz, oder auch nördlich von Saillon. Genau dort startete ich, in der Nähe der Burganlage auf 500m.
Welch nette Überraschung. Kein Schnee hier. Absolut Null.
Ob mein Plan umsetzbar sein wird, wollte ich von den Verhältnissen abhängig machen. Der finale Nordosthang mit max. 28° Neigung dürfte wohl bezüglich Lawinenbeurteilung die Schlüsselstelle sein.
Vorher galt es aber erst einmal durch die steile Südostflanke ab Saillon, über Plan des Combes, Plan Charrat, Les Betson und Bregneux zum P.1945m zu gelangen. Der Weg führt zunächst durch Weinberge, ehe sich ein guter Wanderweg der Kategorie T2 zwischen Felspassagen und durch den Wald schlängelt. Es hatte ab 700m eine Schneeauflage, die selten einen Zentimeter erreichte. Mehr ein Farbtupfer also. Die Schneeschuhe trug ich somit natürlich auf dem Rucksack. Und so kam ich höher und höher und der Weg wurde glatter und glatter und zunehmend eisiger. Eine leicht exponierte Stelle mit etwas plattigen Untergrund brauchte schon ein klein wenig Überwindung. Ab 1170m war es dann mehr Wassereis, als alles andere, mit einer Millimeter-Schneeauflage. Ich kam an eine Traverse oberhalb eines längeren Plattenfelsen (1200m). Meine Steigeisen hatte ich noch am vorherigen Abend aus dem Rucksack genommen. Mist. Noch diese Traverse und ich wäre vermutlich durch, da ich den Abstieg über Ovronnaz plante. Nun Augen zu und durch? Aber sollte ich umkehren müssen, dann wäre diese Passage im Abstieg ziemlich heikel.
General Hasenfuss übernahm nun das Kommando und bliess zum Ruckzug.
Zurück in Saillon sah ich, dass Ovronnaz völlig in dicken Wolken lag. Heimfahren wollte ich um 12 Uhr aber auch noch nicht. Sehr freundliches Wetter zeigte sich auf der Südseite des Rhonetals. Ich blickte hinauf nach Iserables und beschloss, diesen wunderschön gelegenen Ort erstmals einen Besuch abzustatten und noch eine Nachmittagswanderung dranzuhängen.

Iserables liegt auf 1100m und auch hier war der Schnee sehr sparsam. Die Schneeschuhe also weiterhin auf dem Rucksack, marschierte ich los. Die Südwesthänge wurden mit Sonne verwöhnt, was die Kälte gut erträglich machte. In den schattigen Waldpassage war es allerdings sehr frostig. Ich montierte dann doch irgendwann die Schneeschuhe und erreichte La Dzora 1754m und Prarion 1839m.
Nun war fertig mit Winteridylle. Ich stand plötzlich im Skigebiet Quatre Vallees. Die Skipisten konnte ich allerdings bei inzwischen eindrücklicher Schneehöhe zunächst nördlich unverspurt und dann über einen verfahrenen, unpräparierten Hang nach Balavaux 2050m umgehen.
Da sich nun die Sonne langsam Richtung Untergang bewegte, war ein Besuch des Dent de Nendaz, 2453m, sicherlich kein Thema. Die Abfahrt mit Schneeschuhe, vor allem auf den freien Hängen bei La Dzora war sehr fein. Eine perfekte Unterlage mit noch 15-20cm Pulver darüber. Bravo, wäre mit Ski wohl ein Hochgenuss gewesen. Weiter unten mit zunehmend verschwindenden Weiss dann natürlich umso weniger. Von daher waren die Schneeschuhe wieder mal die richtige Wahl.