Kurzbericht 

Dampf (und Diesel) in der Sächsischen Schweiz


Publiziert von lainari , 19. Dezember 2010 um 10:56.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:25 Mai 2008
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 0:45
Strecke:3,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto, Linienschiff der Sächsischen Dampfschifffahrt Pirna-Krippen (verkehrt seit 2009 nur noch bis Bad Schandau)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:S-Bahn S1 Bad Schandau-Pirna

Dampf (und Diesel) in der Sächsischen Schweiz

Dieser Geburtstag sollte anders werden, keine großartige Feier sondern ein Ausflug im kleinsten Kreis. Ein Ausflug, wie ich ihn in Kindertagen dutzendmal mit den Großeltern gemacht hatte, eine Fahrt mit dem Dampfschiff auf der Elbe und eine Einkehr im Ausflugslokal „Ziegelscheune“ in Krippen. Obwohl ich die Schiffe der Sächsischen Dampfschifffahrt vom Büro in Dresden aus täglich sehe, liegt eine letzte Fahrt mit ihnen schon länger zurück. Entsprechend groß die Vorfreude.

Bei frühsommerlichem Wetter ging es morgens mit dem Auto nach Pirna auf den Elbeparkplatz. Das früheste Schiff fuhr 9.30 Uhr, für unseren Plan ausreichend, aber für eine Verbindung mit einer Wanderung im oberen Elbtal würde es heutzutage nicht mehr so recht langen. Früher ging das erste Schiff ab Pirna um 8.00 Uhr, was mehr Möglichkeiten eröffnete. Am Fahrkartenschalter angekommen der Clou: Geburtstagskinder fahren nach Vorlage eines amtlichen Ausweises gratis! Wir gingen an Bord des PD „Kurort Rathen“ (Baujahr 1896 ex „Bastei“). Kurz nach der Abfahrt wurde das gesparte Fahrgeld in einen Pott Kaffee und ein Stück Dresdner Eierschecke „reinvestiert“. Gemütlich ist es an Bord, auch für das Personal, sind doch die Schiffe (bis auf eins) mittlerweile ölgefeuert. Vorbei am ehemaligen Wohnort der Großeltern ging es stromauf. Unzählige Stunden saß ich damals auf dem Balkon und beobachtete die Schiffe und den Zugverkehr auf der Bahnstrecke im Elbtal. Fernreisezüge trugen wohlklingende Namen wie: Metropol, Pannonia, Istropolitan, Trakia, Vindobona, Meridian, Balt-Orient-Express u.a. und fuhren zu exotischen Zielen. Heute besteht der Fernverkehr durch das Elbtal aus Eurocity-Zügen im Zweistundentakt, die im Wechsel nach Prag, Wien oder Budapest fahren. Im weiteren Verlauf passierten wir nun die Felsenlandschaft mit der Bastei in Rathen. Kurz vor Königstein die Überraschung - eine Begegnung mit dem letzten seiner Art - der tschechische Heckradschlepper LR „Beskydy“ mit einem Schleppverband als Talfahrer. Schiffe dieses Typs zogen früher Verbände mit bis zu 6 Schleppkähnen. Auch die Frachtschifffahrt auf der Elbe ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Den Lilienstein in einer großen Schleife umfahrend gelangten wir nach Bad Schandau. Hier endet seit 2009 die Fahrtstrecke der Dampfschifffahrt. Wir jedoch konnten noch eine Station weiter nach Krippen fahren.

Dort abgestiegen liefen wir stromauf auf dem Elberadweg bis zur „Ziegelscheune“ einem Traditionsgasthaus. Dies ist das letzte Gebäude des Ortes Krippen. Vor dem Gasthaus befand sich früher ein rege genutzter Anker- und Übernachtungsplatz der Güterschiffe. Hinter dem Gasthaus liegt der Güterbahnhof Bad Schandau-Ost, einstmals betriebsame Importabfertigungsstelle. Heute ankert kein Frachtschiff mehr, die Gleise des Bahnhofes sind verwaist, Buschwerk breitet sich darauf aus. Bei schönem Wetter „liefert“ nun der Elberadweg unzählige Kundschaft. Wir jedoch fanden noch einen Platz auf dem Freisitz. Das Gasthaus war liebevoll renoviert, zwei Dinge stachen mir aber ins Auge, ein gläserner Wintergarten vorm Haus und eine seltsame Glaskanzel im Dachbereich. Ob die der Denkmalschutz „übersehen“ hat? Mein Spitzname stand jedenfalls fest: „Stellwerk Bad Schandau-Ost II“. Aussehen hin oder her, das Essen hat gemundet. Anschließend ging es auf besagtem Elberadweg zurück und weiter zum Bahnhof Bad Schandau. Sollte doch noch ein Highlight folgen, eine Fahrt mit dem Sonderzug der OSEF mit Dampf und Diesel über Sebnitz nach Neustadt/Sa. Anlass für die mehrfach durchgeführten Fahrten war das 675-jähige Stadtjubiläum von Neustadt/Sa.

Irgendwie hatten wir uns beim Essen etwas vertrödelt und eine Beschleunigung des Schrittes half auch nicht, der Zug war schon bereitgestellt. Er fuhr ohne Reservierungsmöglichkeit und war bereits von hunderten Leuten in Beschlag genommen worden. Einzig Stehplätze im Türbereich gab es noch. Enttäuscht standen wir am Bahnsteig und ließen ihn abfahren. Mit der S-Bahn ging es direkt zurück nach Pirna. Unterwegs überlegte ich, wie die Situation halbwegs zu retten sei. Die Lösung, mit dem Auto ging es zurück zur Fahrtstrecke des Sonderzuges. An einem Bahnübergang bei Krumhermsdorf sondierte ich die Fotomöglichkeiten, als zwei Autos rasant heranfuhren. Zwei Männer sprangen heraus und bauten, ohne mich eines Blickes zu würdigen in meinem möglichen Bildbereich ihre Videostative auf. Lachend ging ich Gelegenheitsfotograf an ihnen vorbei über den Bahnübergang, sollten sie nur am Hang die Schattenseite des Zuges filmen. Ich ging talseitig über eine große Wiese und kletterte auf einen Erdhaufen und fotografierte so einen kleinen Zug in großer Landschaft. Ein Unterwegshalt des Zuges ermöglichte einen weiteren Fotopunkt aufzusuchen, Goßdorf-Kohlmühle im Sebnitztal. Hier ein ähnliches Bild, Bahnfans hatten sich an einem Bahnüberweg auf Klappleitern in Positur gebracht. Ich ging nach rechts hinter den Schienen ein ganzes Stück einen Wanderweg entlang, fand hier eine ideale Stelle. Auf einer Granitsäule stehend konnte ich hier den bis in die Neunzigerjahre streckentypischen Zug (Speisewagen und Dampflok ausgenommen) ungestört ablichten. Die verpasste Mitfahrt dadurch ein wenig entschädigt, traten wir die Heimfahrt an.

Weitere Informationen unter:

https://www.saechsische-dampfschifffahrt.de
  
https://www.ziegelscheune.de

https://osef.de



Tourengänger: lainari


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