Dündenhorn und Zallershorn


Publiziert von Camox , 23. August 2010 um 19:10.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:21 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:Frutigen - Oeschinen - Pass 2'620 - Dündenhorn - Pass 2'620 - Zallershorn - Pass 2'620 - Oeschinen - Frutigen

Ich starte meine Tour früh morgens mit dem Bike in Frutigen. Auf markierten Routen fahre ich nach Kandersteg. Dem Öschibach entlang führt ein asphaltiertes Strässchen Richtung Oeschinensee hoch, zuerst auf der linken Bachseite, später in einem ziemlich Steilen Stück auf der rechten Seite. Dieses Stück kann ich grad noch so fahren, der Puls läuft aber hier am Limit. Beim Restaurant am See führt der Weg links hoch zu Punkt 1'671 und ich folge noch ein kurzes Stück dem nordöstlich weiterführenden Wanderweg, bis man vor dem Wald auf einen grösseren Platz kommt. Hinter einem Holzstapel deponiere ich das Bike und beginne meinen Aufstieg zu Fuss.
Zuerst geht’s durch den Wald einige Höhenmeter hoch bis ich auf den Bireweg treffe. Dieser war einige Zeit als blauer Wanderweg markiert, aufgrund der aufwändigen Wartungsarbeiten löste man den Wanderweg wieder auf. Man findet ihn aber noch in der Landeskarte. Der Weg führt zuerst leicht steigend durch die Gropeni-Hänge, dann direkt hoch zu den Felsen, diese über einen Bach querend (zwei Seilstellen), hoch in und durch eine Schlucht, westlich unter einem Felsband durch und nördlich durch dieses zu Punkt 2'302. Auf dem Weg versammelten sich zahlreiche Alpensalamander. Immer wieder erstaunlich, dass diese Tiere mit ihrer tollpatschigen Fortbewegungsform in den Bergen zurecht kommen. Der weitere Weg auf die Bire ist übrigens nicht mehr sehr schwierig, nur der Gipfelgrat ist etwas ausgesetzt.
Ab Punkt 2'302 verlasse ich aber den Bireweg und steige ein paar Felsen leicht westlich umgehend zu einem markanten Felsband auf. Unter diesem quere ich auf Schafwegen Richtung Osten bis ich es an einer nicht sehr hohen Stelle durchklettern kann (Stellen II). An dieser Stelle kommt auch ein Bächlein das Band herab. Darüber steige ich über Geröll zum Pass auf rund 2'620müM auf, gelegen zwischen Zallershorn links und Dündenhorn rechts.
Nun der schwere Gipfel zuerst, das Dündenhorn. Im Aufstieg auf dem Lägigrat begegnet man zwei Absätzen. Der erste ist der einfachere. Zuerst auf einem Schotterhang auf der südlichen Seite schräg emporsteigen und im oberen Teil auf die nörliche Flanke wechselnd aufsteigen bis fast ganz zu Punkt 2'736. Dann weiter flach auf dem Grat zum zweiten Absatz, der Wittwiplatte. Von weitem sieht die Sache ziemlich übel aus. Einmal am Fuss verliert die Sache aber etwas an Dramatik. Diese mit Rissen durchzogene, leicht schräg stehende Platte wird direkt erklettert (Stellen II), wonach man rechts der beiden Felszacken auf einen Übergang gelangt. Diese Besteigung ist die Schlüsselstelle der Tour. Danach geht’s direkt wieder flach weiter und bereits steht man vor dem Gipfelgebilde, bestehend aus dem Vorgipfel rechts und dem Hauptgipfel links. Ich steige unter dem Vorgipfel nördlich entlang in den Sattel zwischen beide Gipfel. Von dort aus gelangt man in kurzer Zeit auf den Gipfel des Dündenhorns (Stellen II+). Hier hat man den wahrscheinlich besten Blick auf die Blüemlisalp-Gruppe, wirklich lohnend! Zudem hat man ringsum kaum ein Gipfel im Weg, da man sich auf der höchsten Erhebung der Gruppe befindet. Ein spärlich gefülltes Gipfelbuch findet sich in einem Steinkranz versteckt, ein Gipfelkreuz fehlt aber leider. Wer als nächster hochgeht, soll doch bitte eins mitbringen :-)
Der Abstieg zum Pass 2'620 führt über die gleiche Route. Die Wittwiplatte muss besonders im Abstieg mit Vorsicht angegangen werden. Zwar hängt ein Stoffseil die halbe Platte runter, dem wollte ich mein Leben aber nicht anvertrauen. Es ging dann auch ohne.
Der Aufstieg zum Zallershorn ist im unteren Teil etwas mühsam. Er führt in nordwestlicher Richtung rechts um die Ausläufer der drei Eidgenossen rum, drei Felserhebungen östlich des Zallershorn. Das Schotterfeld, über welches man aufzusteigen hat, zeigt sich dabei als ziemlich kräfteraubend. Die Eidgenossen werden nun nördlich umgangen bis man wieder auf den Grat gelangt. Von dort gelangt man mit etwas Unterstützung der Hände relativ einfach auf den Gipfel. Dieser ist vor allem wegen seiner Aussicht ins Kandertal lohnen. Auch er besitzt ein Gipfelbuch (es ist etwas fummelig diese verrostete Samariterbox aufzubekommen) aber kein Gipfelkreuz.
Runter vom Zallershorn begehe ich den gleichen Weg bis zum Pass. Statt durch das Felsband umgehe ich dieses nun aber westlich. Dazu muss man etwas mühsam die darüber liegenden steilen Schutthänge queren. Später steigt man über Gras runter auf den Bireweg. Dann flach zu Punkt 2'302 und den gleichen Weg runter zum Bike. Dann in einer flotten Abfahrt nach Kandersteg und zurück nach Frutigen.
 
Das Dündenhorn ist nicht ganz einfach zu besteigen. Durch die Tatsache, dass sich im gesamten Abschnitt zwischen Oeschinen und dem Gipfel immer wider heikle Stellen befinden, darf die Konzentration auf der Tour nicht nachlassen, ein Gipfel hat man ja erst zurück im Tal gewonnen. Alternativ kann man das Dündenhorn auch über den Oeschinengrat besteigen (ZS) oder man steigt via Giesene / Feistertal zum Pass 2'620 auf. Dieser Weg ist aber nach der Querung unter der Felswand zu einem grossen Teil abgerutscht und ziemlich heikel zu begehen. Dies wäre auch der Alternativaufstieg fürs Zallershorn, welches auch von der Bire zu erreichen wäre.
 
Zeiten:
Frutigen – Oeschinen: 1.5h
Oeschinen – Dündenhorn: 2h
Dündenhorn – Zallershorn: 1.25h
Zallershorn – Oeschinen: 1.25h
Oeschinen – Frutigen: 0.75h¨
 
Schwierigkeiten:
Zallershorn: T5 von Giesene (Daniel Anker) bzw. L von Oeschinen (Voralpenführer)
Dündenhorn: WS

Tourengänger: Camox
Communities: Bike & Hike


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Kommentare (14)


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Aendu hat gesagt: Grandiose Tour!!
Gesendet am 23. August 2010 um 19:17
Tschou Camox

Gratuliere zu dieser Super-Tour!!! Das Strässchen zum Öeschinensee ist wirklich fast überhängend...

Gruss, Aendu

Camox hat gesagt: RE:Grandiose Tour!!
Gesendet am 23. August 2010 um 19:29
Danke...
Stimmt, so steil ist's dort, da kann selbst die Griesalp einpacken!

akka hat gesagt: Griesalp kann einpacken
Gesendet am 23. August 2010 um 19:49
Ja, da ächzen die Knie und beim Abfahren die Bremsklötze.

Ist die Bergtour mit T5 nicht etwas unterbewertet?

Wie gewohnt eine klasse Tour und Bericht.
Glückwunsch.

Gruss
Jörg

Camox hat gesagt: RE:Griesalp kann einpacken
Gesendet am 24. August 2010 um 18:44
Hei Jörg,
Die Schwierigkeit T5 habe ich aus dem Buch "Berner Oberland" von Daniel Anker. Sie bezieht sich nur auf die Route zum Zallershorn bei westlicher Umgehung des Felsgurtes. Auch Zaza und Lugges haben so bewertet. Das Dündenhorn ist dann auf alle Fälle WS.
Gruss
Markus

akka hat gesagt: T5
Gesendet am 25. August 2010 um 22:10
Ciao Markus

Besten Dank für den Hinweis.
Lohnt sich die Literatur von D.Anker?

Gruss
Jörg

Camox hat gesagt: RE:T5
Gesendet am 26. August 2010 um 07:11
Es finden sich in diesem Buch Touren in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, zum Teil wirklich interessante Ideen. Du kannst unter folgendem Link ein Blick in's Inhaltsverzeichnis und Teile des Buches werfen: http://books.google.de/books?id=dYCtE7Xlg74C&printsec=frontcover&dq=daniel+anker+berner+oberland&source=gbs_similarbooks_s&cad=1#v=onepage&q&f=false
Auf dieser Seite findest du auch weitere Bücher von ihm. Ich hätte das Buch wahrscheinlich aber nicht selbst gekauft, hab' es stattdessen in der Kantonsbibliothek gefunden.
Gruess
Markus

Alpenorni hat gesagt: A propos Griesalp...
Gesendet am 25. August 2010 um 23:31
...wie sieht es denn mit dem Aufstieg vom Kiental über Bärentritt aufs Dündenhorn aus ? Laut SAC-Führer mit dem sehr dehnbaren (L) bewertet, wäre das doch an sich der leichteste Zugang da hinauf ?
Gruß
Martin

Camox hat gesagt: RE:A propos Griesalp...
Gesendet am 26. August 2010 um 07:04
Hei Martin,
In meinem Führer finde ich nur Routen über den Öschinen- oder Lägigrat. Den Bäretritt finde ich als Zugang zur Bundstocklücke als BG-Tour, wobei die Ostgratbesteigung an diese Tour anschliesst. Nach dem Bäretritt müsste man sonst den Öschinengrat nördlich oder südlich umgehen. Ich weiss allerdings nicht, wie schwierig das wäre.
Gruss
Markus

Alpenorni hat gesagt: RE:A propos Griesalp...
Gesendet am 26. August 2010 um 08:45
Hi Markus,
dann hast Du wohl die zurechtgekürzte neuere Auflage. Das Original von M.Brandt (`81) gibt da viel mehr her, was auf hikr auch schon mehrfach gewürdigt wurde. W-Flanke aus dem Feistertal (ZS), NNW-Grat (S) und besagte Bäretritt-NE-Flanken-Route (L) hat der in diesem Fall noch zu bieten. Inclusive grober Skizze.
Im Abstieg wurde das hier auch schon beschrieben und als eher mühselig eingestuft - mir ginge es allerdings um Orientierungspunkte für den Aufstieg - auf dem Dündeband unterhalb vom Öschinengrat zur Flanke und da den besten Weg dann zu finden.
BG ist ja auch quasi T5 ODER T6 , was ja ein gehöriger Unterschied ist...
Naja, nicht mehr lange, dann ist auf Hikr ja eh alles ausführlich beschrieben, wenns so weitergeht.
Deine fundierten Berichte und Fotos sind diesbezüglich übrigens eine absolute Bereicherung auf Hikr ! Ganz toll !!
Noch mehr Stoff zum Träumen für mich Urlaubsalpinisten aus Norddeutschland...
Herzlichen Gruß
Martin





Camox hat gesagt: RE:A propos Griesalp...
Gesendet am 26. August 2010 um 19:27
Ja, ich hab' eine ziemlich neue Auflage. Find' ich schade, dass sie ausgerechnet einfache Touren streichen.
Mit BG wirst du allerdings schon nahe bei WS sein, wenn ich mir überlege, dass der Weg auf die Bire bloss als EB bewertet ist. Viel einfacher dürfte die Tour über den Bäretritt dann also nicht sein. Aber ich würde auch gerne mehr über diese Variante erfahren.
Ja, ich mach' zwar lang nicht zu jedem Gipfel einen Bericht, dafür zählt für mich die Qualität umso mehr. Für einen Bericht sitze ich aber schnell mal zwei Stunden vor dem PC.. Aber es lohnt isch ja offenbar bei all den Rückmeldungen!!
Liebe Grüsse in dem Fall ins flache Norddeutschland (Wie trainierst du denn für die Schweiz? Hast du vor deinem Haus einen Berg aufschütten lassen, den du täglich zehnmal besteigst?)!
Gruess
Markus

Alpenorni hat gesagt: RE:A propos Griesalp...
Gesendet am 26. August 2010 um 20:16
Auf meiner hikr-homepage kannst Du Dir die hiesigen Hügel gerne mal angucken. Ich habe da ,als norddeutsche Enklave im HikrKosmos , bislang der einzige hier, einen Batzen neuer Wegpunkte gesetzt. Wir sind hier auf 53m Höhe, und der höchste Höhenzug hier in der Nähe ist 441m hoch.
Nichtsdestotrotz habe ich z.B. im ersten HJ 2010 hier knapp über 20.000 Hm und >800 Km abgerissen. Die Landschaft im Leinebergland hat ihren ganz eigenen Charme, den ich selber erst in den letzten Jahren so richtig schätzen gelernt habe. Sehr einsam - stundenlang keine Menschen on the way - wenn man die entsprechenden Wege kennt. Letzteres gilt aber auch für die Alpen: Von den letzten 27 Gipfeln aus 10 und`09 waren wir auf 22 oder 23 ganz alleine !
Das Dündenhorn fehlt mir noch als einer der allerallerletzten "Voralpengipfel" im Gebiet Lauterbrunnen-Kiental-Kandertal. Deswegen bin ich da an Infos interessiert. Ich würde das gerne zusammen mit Gudrun vom Kiental aus machen, und die Grate dort sind uns ne Nummer zu schwierig.
Tja, vorm nächsten Sommer wird das wohl nix mehr, seufz, jaul !
Gruß aus dem verregneten Hannover
Martin

Camox hat gesagt: RE:A propos Griesalp...
Gesendet am 27. August 2010 um 06:15
Hauptsache Höhenmeter, egal wie hoch das Ziel ist. So kann man auch fit bleiben. Wünsch dir demfall viel Erfolg am Dündenhorn, vielleicht klappts ja doch noch dieses Jahr. Und ich freu mich über diese Aufstiegsvariante hier auf Hikr zu lesen..
Gruess
Markus

Zaza hat gesagt: Dündenhorn
Gesendet am 27. August 2010 um 09:13
Hallo Martin,

ich bin vor Jahren mal von der Griesalp aus zum Dündenhorn gestiegen, das war wesentlich weniger mühsam als der Abstieg. Denn so findet man die besten (bzw. am wenigesten schlechten) Passagen einigermassen gut. Wenn ich mich recht erinnere, ging ich zum Bärentritt, dann folgte eine lange, schuttige Querung unter dem Grat, dann (etwas heikel) auf den Grat rechts (von unten gesehen) des Gipfels und in Kürze zum höchsten Punkt. In jedem Fall ist der Lägigrat vorteilhaft - wenn ihr das Ärmighorn souverän geschafft habt, dann ist die Differenz zu diesem Grat nicht mehr so gross. Dies auch dank des Strickes in der Wittwiplatte.

In der neuesten Ausgabe des Skitourenführers von Anker/Schnegg ist das Dündenhorn übrigens auch als (sehr exotischer) Skigipfel drin!

Gruess, Manuel

Alpenorni hat gesagt: RE:Dündenhorn
Gesendet am 27. August 2010 um 14:51
Hallo Manuel,

Dann hast Du die R.694 gemacht. R.693 quert unter dem Gipfelaufschwung nach links und erreicht den Gipfel dann letztlich von links, am allerobersten Lägigrat quasi.
Ich hab einfach mal SAC-Skizze und ein Zoom vom Dreispitz aus auf diese Flanke grad hochgeladen - habs in meinen Dreispitzbericht einsortiert, da passt es hin (3 Bilder). Wenn Du/Ihr mal gucken mögt...
Vielleicht sollte man je nach Schneelage zur Sicherheit Pickel und Steigeisen mitnehmen, dann könnte das über die Schneefelder durchaus zügig gehen.
Vielen Dank für die Einschätzung Lägigrat - mal schaun !
Gruß
Martin


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