Piz Bernina (von Diavolezza)
|
||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Doppeltour:
Piz Bernina:
http://www.hikr.org/tour/post26502.html
Piz Palü
http://www.hikr.org/tour/post26504.html
Anreise
Wir sind zu Dritt unterwegs gewesen. Anreise am Freitag mit der letzten Bahn zur Diavolezza hoch. Im kalten Nieselregen. Es ist ein Bergrestaurant mit Massenlager, hat also normale WCs mit fliessend Wasser und sogar Duschen und Schliessfächer (Schloss mitbringen). Im Kiosk und Restaurant bekommt man alles, was man so erwarten kann.
Am Empfang wurde uns gesagt, „alle angemeldeten Bergführer haben abgesagt“. Uups. Es hatte die Tage viel Neuschnee gegeben und das extra Lawinenbulletin hat wenig gutes Verhiessen. Immerhin war der Schlafsaal daher auch nur halbvoll, immer das Positive sehen…
Sehr schön an der Diavolezza: Sie bauen ein Buffet auf und man kann frühstücken, wann man will. Müsli, Brot, lecker Kaffee, gibt Extrapunkte fürs gute Frühstück J
Abmarsch zu Fortezza und zur Marco e Rossa
Wir sind um 4:15 abmarschiert. Eine Seilschaft ist mit uns gestartet (Vater mit kleinem Kind, die nicht alleine durch die Spalten wollten), sonst war noch alles ruhig. Der Gletscher sollte uns heute allein gehören.
Wir sind von der Terasse ziemlich direkt runter auf den Gletscher (siehe auch GPS Track im Anhang). Ca. 30 Minuten und wir haben den Weg nicht genau gefunden und mussten schon das erste Mal die Hände aus dem Hosensack nehmen.
Auf dem Spaltenreichen Gletscher sind wir einer Spur gefolgt. Hey, wer immer hier gespurt hat: Vielen Dank! Der Schnee war ca. Knietief und so konnten wir viel Kraft sparen…
Laut Führer soll man aufgrund der Ausaperung den ersten Felsblock südlich umgehen. Da von Aperung keine Spur zu sehen war, sind wir voll drüber. Das ging ohne jegliche Probleme.
Die Kletterei im Fortezza ist super schön. Als wir ankamen war es schon ausreichend hell, dass wir uns gut orientieren konnten. Die Kletterei ist im II Grad und teilweise mit Bohrhaken und Markierungen versehen (siehe Bilder). So stellt er einen idealen Einstieg dar. Leider ist der Grat nicht sehr lang (ca. 45 Minuten), so schön wars J
Wir konnten auch schon einen bewundernden Blick auf den Grat vom Palü werfen, wo eine grössere Gruppe am Klettern war.
Nicht gut: Den ganzen Morgen gingen Lawinen von der Flanke des Bernina ab. So haben wir gedacht, dass wir ihn nicht machen würden können und sind in lockerem Tempo marschiert.
Nach der Fortezza geht es noch mal ordentlich bergauf, Traversierung unter den imposanten Eiswänden der Bellavista und wieder runter zur Hütte.
Marschzeit bis zur Marco e Rossa: 6.5 Stunden
Piz Bernina
An der Hütte war klar, dass keine Lawinengefahr von dieser Seite drohte. Die Gruppen vom Morgen sind uns schon entgegen gekommen, so dass wir ohne Gegenverkehr aufsteigen konnten. 4 Stunden Retour sollte die Tour noch dauern…
Aufstieg zunächst im festen Firn bis zur Felswand (gut sichtbar von der Hütte).
Die Kletterei im festen Fels ist deutlich schwerer, als die Fortezza (II laut Führer, wir tippen auf III), aber gut mit Bohrhaken abgesichert. In der Hütte haben wir Gruppen getroffen, die wieder umgekehrt sind: zu Schwer. Ohne Steigeisen ginge es sicherlich besser, aber man findet auch an plattigen Stellen immer mal eine Kante um einen Zahn hinter zu hängen. Mühsam wird es allerdings, wenn man in Gegenverkehr kommt (siehe unten).
Nach der Kletterei geht es über einen Felsgrat, an dem man gut das Seil um Zacken legen kann, zu einem Firngrat. Der ist man echt schmal und dazu geht es auch noch leicht herunter. Links senkrecht ins Nichts, rechts fast senkrecht runter zu den Spalten (siehe Bilder). Puuh, WS+ stellt man sich anders vor.
Am kurzen Seil sind wir langsam rüber. Keine Chance hier ne Pickelbremse zu machen, also in Gedanken noch mal wiederholen: „Wenn der Vordermann nach rechts fällt, Seil los lassen und nach links springen!“
Schliesslich kommt noch ein kurzer Felsgrat und man ist auf dem Gipfel. Kein Kreuz zu sehen, dafür trudeln Gruppen vom Biancograt ein. Überhaupt war ziemlich viel Betrieb am Gipfel(grat). Bei perfektem Wetter haben manche die traumhafte Aussicht noch ein wenig genossen.
Der Abstieg ging wesentlich besser als gedacht – bis zur ersten Abseilstelle. Vor uns war gerade keine Gruppe, so mussten wir selbst nach dem nächsten Muniring suchen (erste Länge ist nur ca. 6m, dann ca.20m und noch mal 20m). Hinter uns kamen mehrere weitere Gruppen und haben sofort gedrängelt und jetzt kamen von unten noch drei Italiener im Aufstieg (Am Nachmittag um 16:00???). Als Nina abseilen wollte, hat einer der Italiener sich an ihrem Seil hoch gezogen und sie hing mitten in der Seillänge und kam nicht mehr vom Fleck. Gleichzeitig haben die Österreicher hinter uns angefangen sich an unserem Muniring abzulassen. Man kann sich vorstellen, wie es da zuging. Wir hatten alle einen langen Tag hinter uns und neben der Konzentration hat auch die, äh, Gutmütigkeit nachgelassen.
Als ich das letzte Stück nach der zweiten Länge ungesichert abgeklettert bin, haben sich zwei der Österreicher gleichzeitig abseilen gelassen und sind natürlich prompt aus dem Gleichgewicht gekommen und voll in mich reingeknallt. Reiner Zufall, dass ich gerade super Gripp hatte und nicht ins Nichts gefallen bin (schönes Dankeschön an Joseph und Sandra) L So knapp bin ich dem Sensenmann lange nicht mehr von der Picke gehüpft…
Die letzte Seillänge endet im steilen Gelände mit fast hüfthohen Schnee, mit Steinen darunter. Um diese Uhrzeit natürlich weich. Also ging es noch ein paar Höhenmeter langsam am kurzen Seil runter, wieder haben uns zwei Österreicher überholt.
Dann landet man wieder auf festem Firn, bei angenehmem Winkel ging es schnell die letzten 10 Minuten zur Hütte runter. Die Österreicher waren ohne Steigeisen unterwegs und sind recht mühsam rumgerutscht, schnell haben wir sie wieder hinter uns gelassen.
Die erste Gruppe war übrigens genau 7 Minuten vor uns in der Hütte. Dafür Leben zu riskieren lohnt vielleicht nicht unbedingt, da hätten sie lieber oben noch eine rauchen sollen…
Gesamtzeit: 6 Std., 13 Std. insgesamt
Fazit: Super schöne, lange Tour. Ich habe aber schon einige ZS- Touren gemacht, die wesentlich einfacher waren...
Marco e Rossa
Die Hütte war meine erste Hütte in Italien (EUR mitnehmen). Fliessend Wasser auf 3600m sind natürlich super, das WC dafür weniger. Geschlafen werden musste bei geschlossenem Fenster, Italiener frieren ja nicht gerne. Immerhin war das Abendessen ganz okay (Pasta mit Weissbrot, Kartoffeln mit Fleisch oder Spiegelei und Kuchen oder Pudding zum Dessert), es gab mehrere Biere zur Auswahl und nackte Frauenbilder an den Wänden. Eine Männerhütte halt.
Frühstück sollte es erst ab 5 geben, das war uns zu spät. Mit viel Überredung haben wir vereinbart, dass sie uns was raus stellen: Ausgetrocknetes Weissbrot, eine Tasse lauwarmer, wässriger Tee und Konfi aus der Dose. Hmh, und ich hatte mich auf den feinen italienischen Kaffee gefreut, von dem immer alle so schwärmen L
Luzern, 9.8.2010
Stephan Wiesner

Kommentare (5)