Piz Bernina - Top of Graubünden


Publiziert von zigertiger , 16. August 2022 um 14:34.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:14 August 2022
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Bernina   Bernina-Gruppe   I   Palü-Gruppe 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 970 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Rif. Marco e Rosa CAI - Spallagrat - Piz Bernina - Spallagrat - Fuorcla Crast'Agüzza - Eck - Bellavista-Terrasse - Fortezza (- Persgletscher - Diavolezza)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:-
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Seilbahn Diavolezza - Station Diavolezza, per Auto oder RhB
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Marco e Rosa CAI; Berghaus Diavolezza

Der Piz Bernina als einziger Viertausender, damit höchster Gipfel der Ostalpen (und natürlich Bündner Kantonshöhepunkt), ist einer der grossen Klassiker in den Alpen. Die Besteigung des höchsten Bündners steht bei vielen Alpinisten weit oben auf der Wunschliste.
Es gibt viele ausführliche Tourenberichte, weshalb ich nur auf aktuelle Besonderheiten und persönliche Eindrücke eingehe.

Wir übernachteten in der Marco e Rosa-Hütte, siehe Tourenbericht zum Piz Palü. Da von der Hütte aus der Aufstieg nur etwa zwei Stunden dauert, konnten wir bis 4:45 Uhr "ausschlafen". Um 5:30 Uhr stiegen wir den mässig steilen Firnhang zum Einstieg in den Spallagrat auf. Durch die starke Ausaperung in diesem Jahr ist stellenweise mit Blankeis zu rechnen.

Der Spallagrat dann normal, Blockkletterei, einzelne kurze IIIer-Stellen, die im Abstieg -- vornehmlich um zügiger voranzukommen -- abgeseilt werden.
Der Spallagrat ist inzwischen definitiv KEIN Firngrat mehr, sondern ein Block-/Felsgrat mit ziemlich gutem Gestein. Es wechseln sich Passagen entspannten Geh-Geländes mit wenig schwieriger Kletterei ab. Im oberen Teil reicht der Firn zwar noch bis zur Gratscheide hoch, aber man geht/klettert gleich links/südlich davon im Fels.

Die Spalla/Spedla 4020m stellt den Vorgipfel des Piz Bernina dar. Da die Landesgrenze zwischen Italien und der Schweiz von der Fuorcla Crast'Agüzza den Spallagrat hochzieht, dann über die Spalla/Spedla wieder nach Süden zum Piz Scerscen schwenkt, ist die Spalla/Spedla der höchste italienische Punkt der Berninagruppe.
Von der Spalla/Spedla wird wieder einige Meter abgestiegen und im zweiten Teil des Spallagrates, nun etwas ausgesetzter, der Gipfel des Piz Bernina 4048m angepeilt.

Um 7:40 Uhr erreichen wir den höchsten Punkt -- ein erhebendes Gefühl macht sich breit! 

Nach kurzer Gipfelrast (es zieht stark) wird auf der gleichen Route abgestiegen, teilweise abgeseilt. Nach insgesamt vier Stunden treffen wir wieder in der Marco e Rosa-Hütte ein, wo wir uns vor dem langen Abstieg nochmals stärken.
Die "Rückreise" führt wieder durch das Spaltenlabyrinth zum "Eck" hoch, nochmals knapp 300 Höhenmeter! Die Beine sind inzwischen etwas schwer...

Die Bellavista-Terrasse stellt im Abstieg eine willkommene "Zwischen-Entspannung" dar, bevor die Fortezza in Angriff genommen wird. Hier verhält es sich ähnlich wie am Spallagrat: wenig schwierige Kletterei und etwa drei Abseilpassagen wechseln sich ab, bevor der lange Marsch über den Persgletscher und schliesslich wieder hoch zur Diavolezza (nochmals 250 Höhenmeter Aufstieg!) anstehen.

Abschluss mit Schrecken
Am Ende der dritten und letzten Abseilstelle passiert es: ich stehe bereits auf dem Stand unten, als mein Gefährte (wir beide wurden vom Bergführer "am Seil abgelassen") den Halt verliert und nach rechts um einen Felsblock herumschwingt. Da uns nur knapp zwei Meter Seil trennen, werde ich mitgezogen und drei Meter nach rechts katapultiert und pralle mit voller Wucht mit dem rechten Fuss auf einen vorstehenden Fels. Mein Fuss wird um 45° nach oben gedonnert und ich spüre, wie etwas nachlässt. Schmerzen im Rahmen, aber ich kann nicht mehr auftreten. Hoppla.
Unserem Bergführer ist die Situation sofort klar: an den weiteren Abstieg ist zu Fuss nicht mehr zu denken. Vom Tourengänger innert Sekunden zum Patienten mutiert, mache ich es mir auf einem flachen Stein "gemütlich", während unser Bergführer die Rettung aus dem Fortezzagrat organisiert.
Das Vorgehen ist klar: ich muss per Heli an der Winde aus dem Grat geholt werden. 
Nach einer Stunde liege ich bereits im Spital in Samedan und die Untersuchung bestätigt die Vermutung: Achillessehnen-Riss. Ich mache mir Gedanken und komme zum Schluss, dass ich wohl viel Glück hatte bei dieser Aktion und mit einem lädierten Fuss gut weggekommen bin...! 
Nun begleitet mich diese unvergessliche Tour auf den Piz Bernina noch längere Zeit auch abgesehen von den schönen Erinnerungen und den Fotos... Eine wichtige Erinnerung wird die souveräne, ruhige und professionelle Behandlung der Situation durch unseren Bergführer (sowie selbstverständlich aller übrigen an der Rettung Beteiligten!) sein -- Danke, Wildi!!!


Nun, während ich den Nachmittag im Spital in Samedan verbringe, absolvieren mein Gefährte und unser Bergführer die Tour ordnungsgemäss zu Ende und so treffen wir uns ein paar Stunden später wieder zur gemeinsamen Heimfahrt.

Tourengänger: zigertiger


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 57360.gpx GPX-Export SchweizMobil (Route nur ungefähr!)

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

Wimpy hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2022 um 17:41
Gute Besserung und Danke für die schönen Bilder von den höchsten Bündner.
Wimpy

zigertiger hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2022 um 19:31
Lieben Dank für die guten Wünsche. Wird schon!

3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2022 um 22:52
Gute Besserung!
Erinnert mich gerade an den heutigen Instapost von Tommy Caldwell:

/www.instagram.com/p/ChR-OulOrJq/?igshid=YmMyMTA2M2Y=

Hoffe bei dir reicht einmal rupturieren!


zigertiger hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2022 um 06:43
Ui du machst mir Freude! Nein, wird schon klappen. Lieben Dank für die guten Wünsche!

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2022 um 11:29
auch aus dem hohen Norden eine gute Besserung und eine schnelle Genesung. Die Erinnerung an deine Berninabesteigung wird von nun an immer eine Besondere sein, aber auf Grund des relativ glimpflichen bzw eigentlich sogar guten Ausgangs, ist sie positiv behaftet.

Gruß aus Flachlandhausen
WoPo

PS, hab mir gerade meine alten Fotos von den Bernina Besteigungen Ende der 80er angeschaut. Damals noch mit einem ziemlich firnigen Spallagrat

zigertiger hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2022 um 13:51
Danke für die guten Wünsche!

Alpin_Rise hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2022 um 13:42
Gemeinsam an einem einzigen Seilstrang abgelassen? Ouch...
Mit zwei so schönen Touren im Sack und einer positiven Attitüde wird die Rekonvalsezenz hoffentlich schnell und vollständig gelingen!

Gute Wünsche und G,
Rise


zigertiger hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. August 2022 um 11:41
Ich werde das Wochenende sicher auch in sehr guter Erinnerung behalten! Danke für die guten Wünsche! Gruss


Kommentar hinzufügen»