Ferienauftakt um Domodossola und im Valle Bognanco

Wieder einmal ist es Sommer und mit meinem Wanderkollegen Oskar geht es für eine Woche in den warmen Süden. Die Anfahrt zum Treffpunkt in Brig in einem völlig überfüllten InterCity ist an diesem Sonntagmorgen zwar nicht besonders angenehm, genauso wenig wie das Wetter und die Temperaturen in Brig, aber es kann ja nur noch besser werden. So ist es auch: Der Schnellzug nach Domodossola ist nur spärlich besetzt und bereits in Iselle lacht die Sonne von einem strahlend blauen Himmel und durch das offene Fenster strömt angenehm milde Luft hinein.

In Domodossola heisst es erstmal eine Unterkunft suchen. Obwohl ich die Stadt gut kenne, kann ich diesbezüglich kaum Erfahrungen vorweisen, denn das einzige Hotel, in dem ich mal logiert habe, das Albergo Domus, ist seit Jahren nur noch eine Ruine. Nicht weit vom Bahnhof stossen wir jedoch auf das Hotel Corona, wo man uns sagt, dass wir ein Zimmer haben können, jedoch noch etwa 20 Minuten warten müssen, da es noch nicht bereit sei. Kein Problem, draussen an der Sonne, das Treiben auf der Strasse beobachtend, vergeht die Zeit wie im Fluge. Anschliessend steigen wir in den 3. Stock hinauf und finden ein Zimmer mit einem Balkon, welcher einen prächtigen Blick auf die Dächer der Altstadt bietet. Keine Frage, hier bleiben wir, zumal auch das Zimmer selbst in einem Topzustand ist.

Gegen Mittag machen wir uns auf eine erste Erkundungstour, die für mich durch altbekanntes Gelände führt, welches für Oskar jedoch Neuland ist: Kreuz und quer durch die Stadt geht es und anschliessend hoch nach Maggianico (428 m) und weiter über die Alpe Ciupata (889 m) nach Lusentino (1089 m). Der Rückweg führt uns über Vallesone (665 m), San Defendente (543 m) und Sacro Monte Calvario (380 m). Bei einer leckeren Pizza im Ristorante Pizzeria La Piazzetta lassen wir den ersten Ferientag gemütlich ausklingen.

Der Montag beginnt so, wie der Sonntag geendet hat - mit blauem Himmel, Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Nach dem sehr reichhaltigen Frühstück suchen wir den auf der T-Karte eingezeichneten Wanderweg nach Mocogna (327 m), der nur einer der diversen Schleichwege ist, die zur Brücke über die Bogna führen. Markierungen sind allerdings keine auszumachen. Diese beginnen erst in Mocogna und ein schöner Saumweg zieht sich durch die üppige Vegetation den Abhang hinauf. Bald schon unterläuft uns allerdings ein folgenschwerer Verhauer, indem wir an einer Weggabelung bei einem Bildstock geradeaus weitergehen, statt links abzubiegen. Die Karte zeigt in diesem Bereich keine solchen Details. Statt nach Cisore gelangen wir so zu Kirche und Soldatenfriedhof bei Pt. 430. Wir entschliessen uns, der Strasse zu folgen, entdecken jedoch bald einen wenig ausgeprägten Pfad, der sehr steil den Berghang hinaufführt. Da er mehr oder weniger dem Grat entlang führt, gehen wir in der Hoffnung weiter, auf ca. 600 m wieder auf den Wanderweg zu stossen. Dies ist jedoch nicht der Fall, die Geometrie des Wanderweges auf der T-Karte ist auch hier falsch. Wie's korrekt aussieht, ist im Büchlein "Itinerari Escursionistici" der "Libretti Ossolani" (Route 3) ersichtlich. Daher folgen wir im Bereich der Ruinen von Le Casci (661 m gemäss IGC-Wanderkarte) horizontal einer der kunstvoll angelegten Terrassen und stossen nach einiger Zeit tatsächlich wieder auf den Wanderweg.

Im Vergleich zur vorangegangenen Kraxelei ist dieser problemlos zu begehen und führt nur leicht ansteigend taleinwärts. Aufgrund der starken Bewaldung hält sich die Aussicht in Grenzen, dafür ist es immer schön schattig. Weil die Sonne kräftig hernieder brennt ist das auch nicht schlecht. Nach den Dörfern Pregliasca (739 m) und Monteossolano (786 m) erreichen wir die Weggabelung beim Oratorio del Dagliano (735 m), wo der Abstieg auf einem guten Strässchen ins Tal beginnt. Von Pianezza (519 m) bis Torno (442 m) folgen wir der Talstrasse, ehe ein weiterer Aufstieg beginnt, der uns durch den Wald nach Barro (565 m) führt. Einmal mehr erweist sich die swisstopo-Wanderkarte hier als fehlerhaft, da sie den Weiterweg auf der Strasse zeigt. Tatsächlich existiert aber ein interessanter Saumweg, der parallel, etwas tiefer durch den Hang führt. Die Markierung bei der Kapelle von Barro zeigt den Einstieg deutlich. Erst kurz vor Cisore (485 m) stossen wir wieder auf die Strasse, welche auch hier nur kurz benützt werden muss, denn am Dorfeingang biegt der Wanderweg rechts ab. Und im Verlauf des Abstiegs kommen wir dann auch wieder zu jener ominösen Stelle, wo wir am Morgen falsch gegangen sind, was uns aber rückblickend betrachtet zu einer interessanten Aufstiegsvariante verholfen hat.

Jetzt verbleibt nur noch ein kurzer Rückweg: Von der Brücke über die Bogna folgen wir diesmal der Begrenzungsmauer des Bachbettes und gelangen so auf anderen Schleichwegen wieder in die Stadt zurück. Ausgehungert freuen wir uns auf ein weiteres leckeres Abendessen: Für mich gibt es heute Maccharoni Calabrese mit einer pikanten Sauce.

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