Fleckistock (3417 m) mit Puderzucker


Publiziert von alpinos , 2. August 2010 um 22:21.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 1 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Voralpkurve - Voralphütte - Hüblen - Fleckistock - u.z.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis Voralpkurve, hier einige Parkplätze; sonst ÖV bis "Abzweigung Voralp"

Höchster Schuttberg des Kontons Uri mit Schnee im August

Die heutige Hochtour sollte zwei Rahmenbedingungen erfüllen: 1. hatten wir unsere schweren Bergschuhe in dringender Reparatur, es sollte kein Gletscher und wenig Schnee vorhanden sein; und 2. Anna wollte ihren neuen Schlafsack testen, deshalb sollte die Tour Biwak-geeignet sein. So kamen wir auf den Fleckistock. Warum kommt man sonst hier her? Wegen des Aufstiegs durch ausgedehnte Schutthalden und den Schotter-Block-Rücken ("SW-Grat") nicht wirklich; wegen des interessanten Verbindungsgrates zwischen Vor- und Hauptgipfel und der großartigen Aussicht schon eher. Ja, wir haben etwas geflucht im Auf- und Abstieg durchs Geröll, aber die Gratkletterei und die Aussicht machen das - vorallem im Nachhinein - schnell vergessen.



1. Tag (31.07.2010) - Zustieg und Biwak im Voralp-Tal


Die Sonne war längst hinter den Bergen des Göschenertals verschwunden, als wir um halb acht bei angenehmen Temperaturen von der Kehre P. 1402 ("Abzweig. Voralp) der Passstraße zur Göscheneralp losmarschierten. Zunächst ging es auf gutem Wanderweg durch die Schlucht des Voralp-Baches hinauf ins Voralp-Tal. Bald weitet sich das Tal und nach etwa einer Stunde fanden wir bei großen Felsblöcken ungefähr bei P. 1750 einen geeigneten Platz für die Nacht. Wir rollten die Schlafsäcke aus und freuten uns über den schönen Abend, die Abenddämmerung und die sternklare Nacht. Gegen 22 Uhr konnten wir noch das Feuerwerk zum 1. August auf der Voralphütte aus der Ferne bewundern - ein großartiger Abend. In der zweiten Nachthälfte ging der Mond auf und tauchte das Tal in fahles Licht. Majestätisch trat das Sustenhorn im Mondlicht aus der Nacht und präsentierte uns seinen eindrücklichen Ostgrat.



2. Tag (01.08.2010) - Besteigung des Fleckstocks

Im hellen Mondlicht fiel uns das Aufstehen um vier Uhr nicht schwer. Schnell war unser Lager eingepackt und die Sachen hinterm Busch deponiert, dann ging's los. Wir wanderten durch die beginnende Dämmerung in etwa einer Stunde hinauf zur Voralphütte (2126 m). Von hier folgten wir dem guten Wanderweg hinauf auf die Hüblen (2462 m). Viele fröhlich-leuchtende weiß-blau-weiße Markierungen wiesen uns den Weg bis zum Abzweiger "Flecki" (deutlich in großen Lettern auf eine große Steinplatte geschrieben).

Nun stiegen wir leicht rechts ausholend durch die Wiese auf die nächste Geländestufen und wanderten anschließend auf einem kleinen Rücken zu einem Steinmann. Hier bogen nach Nordosten ab und liefen durch das noch gutmütige Schotterfeld leicht ansteigend auf die nördliche Fluelücke zu. Auf einem kleinen Sattel wandten wir uns nach Norden und stiegen nun mühevoll durch Schutt und Geröll durch ein paar Felsen hindurch auf die Geländestufe oberhalb des großen Schuttfeldes. Dann traversierten wir nach links hinüber auf den Grat und erreichten diesen oberhalb von P. 2837. Eigentlich hatten wir einen Umweg gemacht und zu weit rechts ausgeholt; aber im Nachhinein war diese Variante gar nicht so schlecht, weil wir uns den wahrscheinlich noch mühevolleren Aufstieg direkt durch das lange Schuttfeld ersparten.

Weiter ging's auf dem zunächst recht schmalem Schottergrat steil hinauf. Steinmännchen waren nicht wirklich zahlreich vorhanden, Wegspuren verliefen sich immer wieder im Geröll. Nach einer kurzen Kletterpassage wurde der Grat breiter, aber nicht weniger schuttig. Ab ca. 3000 m lag auch noch einiges an Schnee der vergangenen Woche. Wir suchten uns einen Weg durch das Schutt- und Blockgelände und erreichten schießlich den Vorgipfel des Fleckistocks (3265 m). Der Aufstieg hatte recht viel Zeit gekostet, mittlerweile war es halb acht.

Nach einer kurzen Pause begann der schönste Teil der Tour - der Verbindungsgrat zwischen Vor- ung Hauptgipfel. Die Kletterei ist recht interessant, es gibt einige wirklich großartige Passagen und Züge im II. oder unteren III. Grat (je nach dem, welche Zacken man so mit nimmt oder umgeht). Wir hielten uns größtenteils auf dem Grat. Auf dem großen Gendarm in der Mitte des Grates war's uns aber zu luftig und wir stiegen links ab und traviersierten im Schnee um diesen Zacken herum. Schließlich über einen kurzen, etwas ausgesetzten Firngrat (ca. 3 m, vielleicht war der aber auch nur heute wegen des vielen Schnee vorhanden) bis zur letzten Kletterstelle mit Fixseil. Dann standen wir endlich um kurz vor zehn am Gipfel des Fleckistocks (3417 m) - und waren ganz alleine! Die beiden anderen Bergsteiger, die nach uns von der Voralphütte losgelaufen waren, waren durch die Fluelücke und den SO-Grat aufgestiegen und gerade noch auf den Verbindungsgrat.

Der Grat hatte mehr Zeit in Anspruch genommen als gedacht (ca. 1h30min). Uns ist die Wegfindung stellenweise wegen des Schnees nicht so leicht gefallen. Aber nun genossen wir die großartige Aussicht; die Wolken des Morgen hatten sich verzogen und wir hatten Sicht fast bis zum Horizont. Welch eine Entschädigung für den Schotter und das Geröll! Doch leider mussten wir genau da wieder durch beim Abstieg. Aber zunächst genossen wir noch einmal die schöne Gratkletterei, die uns jetzt auch etwas leichter fiel als im Aufstieg, wir konnten ja unseren Spuren im Schnee folgen. Bei P. 2837 entschlossen wir uns, in direkter Linie, immer Rinnen mit kleinem Geröll suchend, auf die Hüblen zuhaltend, abzusteigen. War auch gar nicht so schlimm. Recht müde erreichten wir um halb zwei die Hütte und feierten unseren Tourenerfolg mit leckerer Kartoffelsuppe und Rivella mit Aussicht auf das Sustenhorn. Schießlich machten wir uns an den Abstieg zum Parkplatz bei P. 1402 (ca. 16:15).



Und das Fazit? Ja, der Schutt ist nicht angenehm und der SW-Grat nicht unbedingt ein Hochgenuss. Die beiden anderen Bergsteiger waren von dem SO-Grat auch nicht so wirklich begeistert ("...können wir nicht wirklich empfehlen..."). Aber der Verbindungsgrat und die Aussicht lohnt sich auf jeden Fall. Für diesen Sonntag und die entsprechenden Rahmenbedingungen war's die richtige Wahl.

Tourengänger: alpinos


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