Fleckistock - der Dom von Uri


Publiziert von Sperber , 27. August 2023 um 20:59.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:31 Juli 2023
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:17km

Ich schreibe normalerweise keine Berichte zu gut dokumentierten Touren, doch dies hier ist gleichzeitig ein Aufruf zur Spende von neuem Wetterschutz des Gipfelbuchs am Fleckistock (in der Hoffnung, dass dies bereits geschehen ist). Wer eine Tour auf diesen lohnenden Gipfel plant, der sei gebeten einen Reserve-Plastiksack o.Ä. mitzuführen, danke! Von der Gestalt her erinnert mich der Fleckistock wirklich etwas an den Dom und da er der höchste reinrassige Urner ist, passt der Vergleich zu Ersterem doch eigentlich ganz gut. Lange allerdings habe ich mich aufgrund des zweifelhaften Rufs des Berges von einer Besteigung abhalten lassen. Dies zu Unrecht, denn auch die die Tour über den Normalweg bietet erstaunliche Abwechslung.
 
Start noch etwas im Dunkeln in der Voralpkurve. Bald fallen mir Lichter mitten am Salbit-Westgrat auf - bei der Länge der Kletter-Tour scheint ja ein Biwak in der Wand nicht unüblich. In der Dämmerung erreiche ich in zügigem Marsch in etwas über einer Stunde die Voralphütte. Dort gibt es einen kurzen Kaffeerast und Absprache mit dem Hüttenwart, der mir versichert, dass Schnee/Eis trotz der Wettergeschehnisse der letzten Tage kein Thema ist. Somit lasse ich etwas Material in der Hütte liegen und mache mich an den nun endlich steileren Aufstieg.

Der Weg - dies ist in diversen Berichten ersichtlich - ist auf der gesamten Route kaum zu verfehlen. Die deutlichen Begehspuren und Steinmänner sind aber mittlerweile so stark ausgeprägt, dass bei guter Witterung Verhauer fast unmöglich scheinen. Man folgt also bei der ersten Abzweigung dem Hinweis zum Fleckistock, worauf anstatt weiter dem Panoramaweg der auf Steinen markierten Abzweigung bergwärts gefolgt wird. Nun über Schutt Richtung Flüelücke rauf. Hier sehe ich weiter oben eine Gruppe, auf die mich der Hüttenwart noch hingewiesen hatte. Generell schätze ich am Fleckistock die Steinschlaggefahr als verhältnismässig gering ein. Trotzdem ziehe ich hier aufgrund der Konstellation den Helm an. Sobald man die etwas steileren Aufschwünge rechts umgangen hat, lenkt man Richtung Nordwesten auf die Südwestrippe des Fleckistocks ein (idealerweise eben nicht wie ich etwas zu früh über steilere Gras und Schutthänge). Ab hier folgt der einfachste Weg bzw. die Begehspur stets dieser Rippe. Ich passiere die zuvor erblickte Gruppe, die sich gerade anseilt. Die überwiegend gut ausgetretene Route kann nun bis zuletzt in T4 gemeistert werden. Sobald man kraxeln muss, ist man vermutlich nordwestlich vom Idealweg abgekommen, wie bei mir im unteren Teil geschehen (von wegen Verhauer unmöglich). Schnell errreicht man jedoch den Südgrat, von wo die Begehspuren nach einem ersten Aufschwung am Grat in die Westflanke führen. In einer etwas steilen Querungsstelle hilft nun noch ein weiteres Seil den Weg zu entschärfen. Die Ausgesetztheit ist jedoch nie wirklich gross und die Wegfindung logisch. Nach genau 2 Stunden ab der Hütte erreiche ich das Fixseil am kurzen Gipfelaufbau, welches man bei den heutigen Bedingungen kaum benötigt – die Stelle ist aus meiner Sicht max. II+ und lässt sich mit etwas Geduld auch im Abstieg problemlos bewältigen.

Eine grandiose Morgenstimmung erwartet mich an diesem Tag am Gipfel – der Fleckistock bietet ein fantastisches Panorama: Aufgrund des benachbarten Sustenhorns beträgt seine Dominanz ja eigentlich nur wenige Kilometer, doch gegen Osten findet man erst beim Tödi wieder einen prominenteren Berg.
Leider finde ich das Gipfelbuch komplett durchnässt vor, da die Gamelle und insbesondere die Plastiküberzüge auch schon bessere Tage gesehen haben. Ich lasse das Buch an der nun schon etwas höher stehenden Sonne trocknen und mache mich an den Abstieg, im Wissen, dass sich eine Gruppe im Aufstieg befindet. Da Letztere direkt den Südgrat überschreitet, wähle ich im Abstieg ebenso diesen, um meine Bitte bezüglich Gipfelbuch nicht in aller Früh durch die Urner Bergwelt schreien zu müssen. Der Grat selbst bietet eigentlich genüssliche Kraxelei bis II+, allerdings ist in den (wenigen) brüchigen Stellen etwas Vorsicht geboten. Nachdem ich die Gruppe mit Ihrer neuen Mission beauftrage, mache ich mich an den Abstieg vom Grat entlang der Aufstiegsroute.

Fazit: Sehr schöne Tour in lohnender Umgebung des Voralptals. Moderate Schwierigkeiten, die sich bei Bedarf mit Ausnahme des Gipfelaufbaus durchgehend in T4 bis max. T5- Gelände absolvieren lassen. Einen Helm würde ich trotzdem mitführen. Aufgrund der Exposition der Route triftt man ab Mitte Sommer mittlerweile wohl kaum mehr Schnee an - weitere Ausrüstung erübrigt sich damit bei warmen Temperaturen und trockenen Bedingungen. Bei Bedarf: An der Pinwand in der Voralphütte gibt es zur Tour eine Topo mit weiteren Angaben für die Begehung über den Grat.

Tourengänger: Sperber


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