Fleckistock SW-Flanke rauf&runter


Publiziert von danski , 18. März 2012 um 15:06.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:15 März 2012
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: SS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6 Tage
Aufstieg: 2324 m
Abstieg: 2324 m
Strecke:Abfrutt - Wiggen - Horefelli - Voralphütte - Zenden - Fleckistock via SW-Flanke
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Abfrutt

Am höchsten "ungeteilten" Urner mit Skikanten zu kratzen, das stand schon einmal auf dem Programm, doch damals glaubten wir nicht so recht an eine Befahrungsmöglichkeit direkt vom Gipfel. So strich ich diesen Berg aus meiner "Winter to do-list". Als Chris mich darauf aufmerksam machte, dass er plante, die SW-Flanke des Fleckistocks zu befahren, glaubte ich zuerst, mich verhört zu haben. Doch als ich dies sah http://www.chmoser.ch/trips/berichte/images/Fleckistock_West_240311.jpg wurde mir schnell klar, dass eigentlich eine ganz logische und schöne Linie an diesem markanten Berg existierte. Ein Versuch war es also wert!

Es ist schon ein Kreuz mit diesen langen Frühlingstouren, immer muss man früh raus. Steht man dann aber mal um 05:45 auf den Skis und sieht später dem anbrechende Tag in aller Stille entgegen, dann verschwinden alle Zweifel. Als wir nach 4 Kilometern mit quasi 0m Höhengewinn ins Voralptal stachen, erging es mir genau so. Das Tempo war von Anfang hoch und ich wusste, dass ich, wollten wir die Erfolgsaussichten nicht mindern, dran bleiben musste. Gut hat man im langen und flachen Voralptal immer das in der Morgensonne leuchtende Sustenhorn vor sich. So fällt es einem einfach, das Tal schnell hinter sich zu lassen und in die Höhe zu steigen. Nach etwas mehr als 2 Stunden erreichten wir um genau 0800 die verwaiste Voralphütte, wo wir uns eine kurze, aber kräftigende Pause gönnten und uns von der gerade über den Salbit-Westgrat aufgetautchten Sonne anstrahlen liessen. Die Steilstufe hoch zur Flüestafel ist wie immer recht ausgeapert. So entschieden wir uns, die Skis aufzubinden. Eine gute Wahl! Frisch gestärkt "rannten" wir mit einem Affenzahn die hartschneegefüllte Bachrinne hoch. 300m höher kamen die Skis wieder an die Füsse. Dieser kurze bootpack war schon einmal ein Vorgeschmack auf die kommenden 500m hoch über die SW-Flanke des Fleckistocks. Könnte noch anstrengend werden, dachte ich mir, aber erst standen noch weitere 500HM über flacher geneigtes Gelände mit den Skis an den Füssen bevor. Das gestaltete sich vergleichsweise erholsam, bevor wir auf ziemlich genau 2900m am Fusse der Flanke eintrafen. Ein Blick nach oben, und es schien, als wäre der Gipfel bloss 200m weiter oben. Doch die Facts sprechen eine andere Sprache, um es genau zu nehmen, 516m... Um kurz nach 10:00 startet Chris in die Flanke, aber nach der Hälfte liess er mich dann gerne vor. Um diese Zeit schafften es die ersten Sonnenstrahlen in die mehrheitlich nach Westen geneigten Hänge. Der Schnee war zum spuren recht ideal, weder zu hart noch zu weich und so gewannen wir auch dank dem Einsatz zweier Steileisgeräte schnell an Höhe. Nichtsdestotrotz ging dieser Aufstieg ziemlich an die Substanz und trieb den Puls in schwindelerregende Höhen. Auf 3335m erreichten wir den Südgrat. Was für ein Gefühl! Angenehm exponiert verschnauften wir kurz, deponierten unsere Skis und machten uns gleich auf, in leichter Kletterei (II) einen kleinen Gendarmen auf dem Südgrat zu überklettern. Kaum oben, bemerkten wir, dass wir unmittelbar unterhalb des Gipfels abfahren können. Also umkehren, Skis wieder auf den Rucksack und das Ganze von vorn. Die Kletterei machte aber auch mit dem Mehrgepäck Spass auch wenn man sich hier keine Fehler erlauben kann. Die letzten Gipfelfelsen (II) überkletterten wir wieder mit leichtem Rucksack und dann ging es plötzlich nicht mehr weiter hoch, Oben! Die Uhr zeigte 11:35 und diese Zeit lag genau innerhalb unseres engen Zeitrahmens. Kurze Pause, ein paar Fotos des umfassenden Panoramas und dann gings schnurstracks zurück zum Skidepot auf 3395m.

Und nun zum Besten: 500m über die steile SW-Flanke des Fleckistocks cruisen! Der Schnee hatte mittlerweile den Zustand "Sulz al dente" angenommen und so kamen uns die 40°-45° nur halb so wild vor. Turn um Turn legten wir in den samtweichen Teppich. Man sollte sich die Linie jedoch gut einprägen, gibt es doch auch einige dead-end Coulis. Immer wieder erstaunlich, wie krass die Schneequalität die Schwierigkeit beeinflusst. Bei diesem Schnee jedenfalls kam uns das ganze Unterfangen fast schon zu einfach vor, dafür umso genussreicher! Nach der eigentlichen Flanke folgten weitere traumhafte Sulzhänge, die oberhalb der Voralphütte wieder steiler und damit interessanter wurden. Kurz vor 13:00 legten wir bei der Voralphütte einen Pit-Stop ein, um unsere ausgetrockneten Kehlen mit Getränken aus dem Winterraum etwas zu befeuchten. Mit viel Schuss gings anschliessend den Voralp-Backofen hinunter, etwas ruppiger und schon recht weich bei der Voralpkurve vorbei dem Ausgangspunkt entgegen. Die letzten Kilometer gabs dann noch einmal Skating-Training für den eh schon arg strapazierten Körper. 13:55 und ein abschliessendes high five beschlossen diese geniale Tour!

Fazit
Diese Tour gehört sicher nicht zu den gemütlichen, vor allem dann, wenn man sie in einem Tag durchziehen will. Es besteht aber die Möglichkeit in der Voralphütte zu übernachten, was ich sehr empfehlen kann, liegt die Hütte doch abseits des (Massen-)Skitourismus. Für mich war diese Tour bestimmt eines der Highlights dieser Saison (mein Massstab ist mittlerweile durchaus recht hoch... ;)). Für mich gehört die Kette Rorspitzli - Fleckistock - Stucklistock zu einer der schönsten Dreitausender-Bergketten weit und breit. Mit der Besteigung und der Befahrung des Höchsten dieser Gruppe ist ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen!

Tourengänger: danski


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Kommentare (2)


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3614adrian hat gesagt: Geile Linie
Gesendet am 18. März 2012 um 15:46
Gratulation zu dieser Tour, nur schon die Idee verdient ein Lob!
Waren gleichentags von der Voralphütte auf dem Stucklistock!

Lg Adrian

danski hat gesagt: RE:Geile Linie
Gesendet am 18. März 2012 um 15:52
Ha, lustig! Dann haben wir euch bestimmt über den Rütifirn abfahren sehen! Sah nach powder aus... :) Stucklistock ist eben auch immer wieder eine Super-Tour.

Lg Dani


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