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Hervorragende Wetterverhältnisse ohne Gewitterneigung und gute Bedingungen auf den Gletschern ließen uns ( Schnapsi, Imseng und meine Wenigkeit) eine nächste Hochtour in Angriff nehmen. Ursprünglich waren mehrere Tage im Aargebiet geplant. Jedoch knickte unser Kamerad bereits am ersten Tag unglücklich um, so dass ein Weitergehen Tags darauf nicht mehr möglich war und leider schon die Heimreise bevorstand. Doch der Reihe nach...
Via Grimselpass und Panoramastraße erreichten wir den Oberaarsee kurz unterhalb der Berghauses Oberaar um die Mittagszeit. Das Vehikel an der Staumauer (2305m) abgestellt und eben diese per Pedes überquerend hatte unsere Tour kurz vor 13:00 auch schon begonnen.
Zunächst führt ein gemütlicher Wanderweg in stetigem Auf und Ab - allerdings ohne Höhengewinn - am Nordufer des Sees entlang, bis man rund eine Stunde später kurz hinter Pt. 2315 den Oberaargletscher auf dessen rechtem (nördlichem) Rand betritt. Zeigt sich die Eiszunge anfangs noch schuttbedeckt, gelangt man - sich langsam mittig orientierend - alsbald zum größtenteils ausgeaperten unteren Teil. Es gab allerdings keine blanken Stellen und so fanden unsere Berschuhe besten Halt auf der rauhen Oberfläche, die trotz fortgeschrittener Tageszeit noch erstaunlich gut gefroren war. In diesem Bereich hatte es viele kleine bzw. geschlossene Spalten, welche problemlos überschritten werden konnten. Vielleicht waren die Bedingungen ja zu gut; jedenfalls knickte Imseng um und überdehnte das Fußgelenk. Glücklicherweise gings gleich darauf ohne große Schmerzen weiter - nur eben nicht mehr ganz so zügig.
Die obere Hälfte des Gletschers präsentierte sich dann schneebedeckt mit deutlich weniger, aber mitunter recht großen und zuweilen auch versteckten Spalten. Die vorhandene, gut ausgetretene Wegspur umging diese wo nötig in vernünftigem Abstand, weshalb wir ihr relativ bedenkenlos folgen konnten. Der nur wenig aufgeweichte Firn war bis zum Oberaarjoch (3212m) gut zu gehen; die Steigeisen durften den Tag im Rucksack verbringen.
Dass wir von der Staumauer bis ins Joch eine nicht unerhebliche Wegstrecke zurückgelegt hatten, bestätigte uns ein Blick auf die Uhr: nach satten 4 Stunden hatten wir die ziemlich abenteuerlich in Fels gehauene Oberaarjochhütte (3256m) erreicht. Hier genossen wir im Angesicht des sich westlich majestätisch und zum Greifen nah erhebendenden Finsteraarhorns (4274m) den Rest des sonnigen Abends. Kurz nach dem von Hüttenwart Kurt - einem ostschweizer Original - kredenzten z'Nacht verzogen wir uns unter die Decken des Lagers. Trotz 24er-Raum wurde es eine relativ ruhige und erholsame Nacht.
Da für den folgenden Tag nur der Übergang zur Finsteraarhornhütte geplant war, ließen wir den Morgen langsam angehen und schöpften das "Frühstücks-Zeitfenster" bis halb 7 voll aus. Sodann Gerödel geschultert und über die Metalleiter sowie die kleine Schutthalde runter ins Oberaarjoch. Es kristallisierte sich bereits nach Imsengs ersten Schritten im Schnee heraus, dass die weiteren Vorhaben durch den lädierten und leicht geschwollenen Fuß bedauerlicherweise doch verunmöglicht wurden. Er entschied sich, den Rückweg allein anzugehen, während ich - wenn schonmal da - wenigstens das Oberaarhorn besuchen wollte. Also kehrt gemacht und nochmals die Eisensprossen zur Hütte hinauf.
 Schnapsi fand dann auch keine Motivation mehr, also machte ich mich halt allein auf den Weg zum Gipfel. Dieser führt, gleich hinter der Oberaarhütte (3256m) beginnend, rot markiert mehrheitlich am linken (westlichen) Rand der Südflanke über einfache Kletterfelsen und lockeres Gestein zügig aufwärts. Etwa auf halber Höhe zieht sich das felsige Terrain zugunsten von Firnfelder zurück. Diese sind in den Spuren der Bergsteiger vom Vortag, wo der Schnee gegen Abend sehr weich war, wie auf einer gefrorenen Treppe problemlos zu erklimmen. Erst kurz unter dem Gipfel, das Kreuz schon vor Augen, müssen die Steigeisen montiert werden, da die Schneeauflage hier oben nur noch 1-2 Zentimeter beträgt. Wenig später, zum Schluss noch einige Meter Fels kletternd überwindend, ist das Oberrothorn (3631m) erreicht. Überwältigende Aussicht!
Nach kurzer Pause problemlos zur Hütte zurück, einen netten Plausch mit dem Hüttenwart gehalten und schließlich den langen Rückweg unter die Füße genommen. Der Abstieg verlief unspektakulär; auch diesmal kein Steigeiseneinsatz notwendig. Auf dem Wanderweg am See entlang holten wir unseren verletzten Kameraden ein und stießen zu guter Letzt beim Berghaus Oberaar (2338m) auf den Teilerfolg an.
(Tour bis zur Hütte mit Schnapsi und Imseng)
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