Oberaarhorn (3629m)
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Seit Jahren schaue ich das Finsteraarhorn aus derselben Perspektive (aus Nordosten) an. Der Gipfel – meines Erachtens einer der schönsten im Land – steht definitiv auf meiner erweiterten Wunschliste. Aus der Nähe hatte ich das Finsteraarhorn noch nie gesehen, da wir uns höchst selten ins Berner Oberland oder ins Wallis verirren. Da wir nun ein paar Tage Zeit hatten, die Prognosen ausgezeichnet und wir sowieso im benachbarten Furka-Gebiet unterwegs (1 /
2) waren, lag ein Ausflug auf den Grimsel nahe.
Nach der erfolgreichen Tour über den Galenstock SO-Sporn düsten wir noch am Nachmittag zum Berghaus Oberaar, wo wir zu zweit im leeren Massenlager unterkamen. Für den Donnerstag war die Nullgradgrenze auf 4200m angesagt – nicht gerade zu unserer Freude, zumal der Oberaargletscher nicht gerade harmlos ist. Nach langem Hin-und-her entschieden wir uns dann, die Tour auf's Oberaarhorn trotzdem zu machen, jedoch den Gipfelaufenthalt ausgiebig zu nutzen und im Abstieg in der Oberaarjochhütte zu schlafen.
Morgens um 6 Uhr liefen wir unten am Stausee ab. Nach einer knappen Stunde hatten wir über den Wanderweg das Seeende erreicht, wo wir einem Pfad über abgeschliffene Felsen folgten. Wie Lulubusi in seinem
ausführlichen Bericht richtig schreibt, muss man sich alsbald entscheiden: entweder ab auf den aperen Gletscher oder rechts auf der Moräne (auf eisiger Unterlage, teils mit Spalten und Löchern) weiter. Wir entschieden uns für die Moräne, auf welcher wir bis ca. 2800m hoch liefen. Danach konnten wir noch ein Stück des Gletschers ohne Steigeisen bewältigen, bevor sie dann an dieser Stelle montiert wurden und wir uns anseilten.
Der Gletscher war fortan schneebedeckt und meines Erachtens recht tückisch, denn die Schneebrücken über die teils riesigen Spalten sind zurzeit zwischen ca. 2800m und 3000m teilweise nur noch dünn. Manche Spalten sind einigermassen sichtbar, andere bloss 10-20cm offen. Schon hier bestätigte sich für uns, dass wir mit der Rückkehr am folgenden Morgen die richtige Entscheidung getroffen hatten.
Nach knapp vier Stunden erreichten wir das Oberaarjoch. Steigeisen, Seil und Pickel weg, Helm auf den Kopf. Nun ging's zunächst über Schutt hoch zu einer Eisenleiter, danach durch einen kurzen Steinschlag-Tunnel hinüber zur Oberaarjochhütte. Im Gegensatz zu manch anderer Tour hatten wir nun keinerlei Stress, da es nicht gross darauf ankam, um welche Zeit wir das Oberaarhorn besteigen würden. Wir bezogen also gleich mal unser Zimmer, leerten die Rucksäcke und schalteten eine Znünipause ein, bevor wir uns den Gipfel vorknöpften.
Der Aufstieg zum Oberaarhorn (mit roten Pfeilen markiert) beginnt gleich hinter der Hütte. Die ersten paar Dutzend Höhenmeter sind die steilsten (jedoch bloss etwa T4), weshalb man auch etwas zum Kraxeln kommt. Danach geht's weiter durch Gneis-Trümmer auf den Bergrücken, wo uns bester Firn erwartete. Das Seil hatten wir unten gelassen. Wer trittsicher ist, braucht sowas nicht dort oben. Dafür hatten wir die Steigeisen dabei, welche zwar um diese Zeit nicht mehr wirklich nötig gewesen wären, den Aufstieg aber erleichterten.
Der Firn steilte vor dem Gipfel zwar noch ziemlich an, exponiert oder übermässig steil war's aber nirgends. Nach etwas mehr als einer Stunde (ab Hütte) erreichten wir problemlos den Gipfel – und waren überwältigt vom Panorama. Auf 3600m herrschte beinahe T-Shirt-Wetter und da wir uns in einer für uns ungewohnten Gegend befanden, liessen wir uns mit dem Panorama-Genuss viel Zeit. Die meisten Blicke richteten wir natürlich auf das Finsteraarhorn, weswegen ich ja hauptsächlich her gekommen war...
Wir hatten den Gipfel rund eine Stunde lang für uns alleine. Als dann zwei Seilschaften eintrafen, stiegen wir durch den mittlerweile etwas weicheren Schnee bis zum Geröll ab, wo wir erneut eine stündige Pause einschalteten. Das einzige, was die idyllische Ruhe des öfteren massiv störte, war der ohrenbetäubende Lärm der Kampfjets des nationalen Trachtenvereins... Schon am Vortag waren wir am Galenstock im Abstieg einmal brutal erschrocken, als so ein Ding über den Grat angeflogen kam und der Krach dann knallartig auf einmal herüber schwappte. Da wir uns in steilem Gelände befanden, war das nicht gerade angenehm... Das Oberaargebiet ist gegen Jahresende übrigens jeweils Kriegsschauplatz – die unzähligen Blindgänger im Gebiet zeugen von heftigen Gefechten. Was dieser Unsinn nützen soll, erschliesst sich mir bis heute nicht.
Zurück bei der Oberaarjochhütte mussten wir feststellen, dass diese Nacht nicht gerade unseren Plänen entsprechen würde. Es kamen nämlich immer mehr Tourengänger an, so dass die Hütte am Ende leider beinahe voll war. Da wir am nächsten Tag aber nur den Abstieg zu bewältigen hatten, war ein guter Schlaf allerdings weniger nötig als sonst jeweils. Nicht erstaunt, doch mit etwas Unverständnis beobachteten wir, wie spätnachmittags noch Seilschaften über den Gletscher hoch kamen. Nun, nichtsdestotrotz bleiben wir unserem Prinzip treu: bei derart hohen Temperaturen sind wir zur Mittagszeit weg vom Gletscher.
Am nächsten Morgen brachen wir erst um 7 Uhr auf. Die Nacht war klar, doch vom Süden drängten nun Wolken ins Grimselgebiet. Der Schnee auf dem Oberaargletscher war nun wieder hart, der Abstieg entsprechend unproblematisch. Weil wir so früh dran waren und nichts mehr vor hatten, taten wir nun, was wir sonst nach Touren zwar immer beabsichtigen, jedoch dann jeweils doch nicht machen: Spaltenrettung bzw. Flaschenzüge üben.

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