Kirche und Vesper: Sonntag, wie es sich gehört


Publiziert von Voralpenschnüffler , 26. Juli 2010 um 09:37.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:25 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione di Vespero 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:Fontana - Bocchetta di Vespero - Campanile - Pt. 2768 - retour - P. di Vespero - Passo dei Sassi - Nante

Fontana oder Ossasco? Passo del Naret oder Bocchetta del Vespero? Erst im Poschi entschied ich mich gegen die logischere Route (Passo del Naret - Madone - P. di Vespero - Passo dei Sassi), da ich keine Lust hatte, mich in die Radiowanderung zur Cristallina einzureihen. Stattdessen sah ich dann - abgesehen von den Älplern im Val Ruino - ab Fontana und bis zum Passo dei Sassi keine Menschenseele. Der alte, direkte Pfad ab Fontana ist vom Dorf nur noch schwerlich zu erreichen, dann aber noch erkennbar und durchaus hübsch. Oben dann verliert er sich ganz, allzu mühsam wird's aber nicht. Im Val Ruino zunächst auf Alpweiden, bald aber auf angenehmen Schneefeldern (Geissegg lässt grüssen!) und schliesslich auf einer grasigen Rippe empor zum offensichtlichsten Couloir, dass links zur Bocchetta führt. Es bietet einige Stufen vergnüglicher Kraxelei in festem, ausgewaschenem Fels (T5+, II), oben grasige Partien und fast kein mühsames Geröll (!!!). Von Abstechern in die grasigen Seitenflanken rate ich ab; sie sind steil, moosig feucht und kaum gestuft. Der Aufstieg ist also - wenn nicht vereist - durchaus empfehlenswert, die Ambiance spektakulär und fast schon hochalpin! In der Bocchetta in einer vom kalten Nordwind geschützten Nische eine erste längere Sonnenrast, bevor der Kirchturm (Campanile) immer dringender zur sonntäglichen Einkehr ruft. Das erste Gratstück bietet zunächst leichte Kraxelei in gutem, von wunderbaren Himmelsheroldpolstern durchsetzem Fels (eher rechts halten), dann eine erdig schieferige Passage, die im Abstieg Vorsicht verlangt. Auf Pt. 2683 erreicht man das Blumenmeer des luftigen Grasgrates (i.B. Alpenaster und Alpen-Graslilien en masse). Dem Grat folge ich bis zu seinem höchsten Punkt  2768, der sich gipfelhaft ausnimmt, aber im Gegensatz zum eher mickrigen Campanile - der Name kommt ev. von einem eindrücklichen Felsturm im Nordgrat - unbenamst ist. Er ist fast immer problemlos gangbar (zunächst auf Steinbockpfaden S hart unter der Kante, dann immer auf derselben), erheischt aber aufgrund der jähen Grashänge gen S doch stolperfreies Gehen. Es sind zwei kurze, sehr steile Abschwünge in erdigem Fels/Gras zu bewältigen, wobei derjenige vom "Campanile" etwas heikel ist (T6-; dabei muss es sich um die von Brenna in der Routenbeschreibung erwähnte Schlusspassage  handeln, wobei von Kletterstellen im 3. Grad keine Rede sein kann).  Da ich das Poschi um 16.40 in Nante erreichen will, verzichte ich auf den Weiterweg zum (unter mir liegenden :-) Madone - der Grat kann aber nach Pt. 2768 gen Süden erstmals vernünftig verlassen werden, womit der Weiterweg auf alle Fälle möglich wäre. Die Gesamtüberschreitung Madone - Mezzodi vom Passo del Naret wäre jedenfalls etwas vom Schönsten seiner Art! Zurück in der Bocchetta wende ich mich endlich dem Vespero zu: Zunächst direkt empor, sehr steil, aber überaus gut gestuft (T6-) und über eine blumige Himmelsleiter auf den ersten Gratturm. Der Abstieg ist schlecht einsehbar und tönt nach Brenna nicht gerade vielversprechend (im Rückblick wirkt's dann allerdings nicht so arg). Da auch der weitere Grataufstieg eher abschreckend aussieht, steige ich ca. 100m ab ins Val Marcia, um auf R. 1088a über in der Tat unterhaltsame Felsschuppen den E-Grat und bald darauf rechtzeitig zur Vesper den windigen Gipfel zu erreichen - nach den heissen Wochen war es etwas ungewohnt, fast den halben Tag mit Mütze unterwegs zu sein! Über den Ostgrat mit seiner ausgesetzten Stelle (T5) hinab und kurz wieder hinauf in den Passo dei Sassi, wo ein überaus eindrücklicher, tw. sehr exponierter Pfad steil hinab ins Skigebiet führt. Da die Bahn geschlossen ist, in äusserst direkter Linie (auf dem Skilifttrassé :-) nach Pesciüm und Nante, wo ich das anvisierte Poschi mit 10 Min. Reserve erwische - passendes Ende eines tollen sonntäglichen Kirchgangs!

Tourengänger: Voralpenschnüffler


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Kommentare (1)


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Zaza hat gesagt:
Gesendet am 26. Juli 2010 um 12:02
Schöne Tour, schöner Titel! Punkto Wetter wäre ich wohl besser mitgekommen statt ins Unterwallis zu reisen.

Man sollte mal eine Sammelaktion anstossen, damit du endlich zu einer Kamera kommst ;-)

Gruess, Manuel


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