Loita dell' Inferno, ein Blumenparadies

Auf dem Passo dei Sassi war ich schon lange nicht mehr. Schon als Kind war ich davon fasziniert, weil alle sagten, dass der aber schlimm sei. Die Kombination Passo dei Sassi, Passo del Naret lässt sich gut in einem Tag vom Bedrettotal aus machen. 
Bei wunderschönem Wetter fliege ich in der Seilbahn von Pesciüm  gegen den Himmel. Die erste Ueberraschung erfolgt auf Pesciüm. Kein Wegweiser für den Passo dei Sassi. Also klaube ich die Karte hervor, da ich mich nur schwach an den Wegverlauf erinnern kann.  Ist der Passo dei Sassi wohl den kartenlesenden Wanderern vorbehalten? Ich stapfe los, die Aussicht bewundernd.  Im Bereich Comasnè angelangt schaue ich immer wieder zum Grat , der den Vespero mit dem Pizzo di Mezzodi verbindet empor. Von der Alp gibt es ganz viele Weglein, die nach oben führen, aber meine Erinnerung sagt mir, dass diese irgendwo in die Felsen führen. Ich will unbedingt den richtigen Weg finden.  Auf dem richtigen Weg halte ich den Passo dei Sassi  für sicher, nicht auf dem Weg kann es aber schnell mühsam und  gefährlich werden. Dann finde ich die Markierung und flott geht's bergauf. Obwohl die Felsplatte  am Beginn des Passes leicht feucht und etwas rutschig ist, möchte ich dort hinauf und sie nicht umgehen, was mir auch ohne Schürfung gelingt.  Je höher ich komme, desto mehr freue ich mich auf den Wow-effekt beim Erblicken der Landschaft auf der anderen Seite und da ist sie, die herrliche Aussicht nach Süden. 
Nach kurzer Rast und bewundern der Grashänge der Südseite des Pizzo di Mezzodi, steige ich nach Garzonera ab. Hier Blumen in Hülle und Fülle. Ich muss mich disziplinieren mit Photographieren, sonst wäre ich wohl jetzt noch dort oben. In Garzonera bin ich mir sicher, dass ich auf dem richtigen Weg bin, schaue dann aber zur Sicherheit doch noch auf die Karte und prompt bin ich auf dem falschen Weg. Zur Loita dell'Inferno gelangt man steil ansteigend.  
Die Loita dell' Inferno (wieso heisst die wohl so?) ist ein Blumenparadies und ein spannendes botanisches Gebiet. Also wenn es in der Hölle so aussieht, gehe ich sehr gerne dorthin, denke ich. Ich kann mich kaum satt sehen. Auch die Aussicht ist wunderschön und der Weg ist ein herrlicher Höhenweg. 
Am Ende der Loita dell' Inferno steige ich zur Loita dei Camosci auf, stolpere beinahe über eine Viper, die sich, von der Sonne erwärmt ,sehr schnell davon trollt. Eine Viper auf 2400m Höhe.
Von Weg kann man hier nicht mehr sprechen. Es ist eher eine Wegspur, die über dem Lago del Forna durch recht abschüssiges Gelände führt. Wenn das Gras nass ist, muss man hier gut aufpassen. 
Dann folgt der Uebergang zum Val Sabbia, auch ein kleiner Pass mit Ueberraschungseffekt.  Das Val Sabbia fasziniert mich, so eine Art Mini Greina mit entsprechender Atmosphäre.  Es wäre toll hier zu biwakieren. Steinböcke beobachten mich. Ganz süchtig nach Pass-effekten steige ich zum Passo del Madone auf und ich werde nicht enttäuscht.  Der Nachmittag ist schon leicht fortgeschritten.Ich betrachte nochmals den Grat der zum Madone führt. Da hatte ich eigentlich hingewollt, aber dann halt wieder viel zu viel photographiert, Blumen und Aussicht bewundert. Schweren Herzens verschiebe ich den Gipfel auf ein nächstes mal und steige das Val Sabbia hinunter. Dann dachte ich clever zu sein und nicht an Höhe zu verlieren und hielt mich in der Höhe rechts zum Naretpass zielend.  Dies gestaltete sich dann aber als ziemlich mühsam, sodass ich mich entschloss doch zum Weg abzusteigen.