Valle del Chignolasc (Valle Maggia) – von Giumaglio über die Bocchetta di Spluga nach Bignasco


Publiziert von Seeger , 7. Juli 2010 um 02:00.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 6 Juli 2010
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Poncione Piancascia   Gruppo Pizzo delle Pecore   CH-TI 
Zeitbedarf: 2 Tage 12:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:16 km: 1. Tag: Giumaglio 381m – Arnau 1108m – Costa 1505m – Capanna Alpe di Spluga 1838m – 2. Tag: Lago 1964m – Bocchetta di Spluga 2153m – Lago di Chignolasc 1975m - Corte del Chignolasc 1792m – Airon 1601m – Madonna di Monte 736m – Bignasco 443m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:FAHT von Locarno nach Giumaglio
Zufahrt zum Ankunftspunkt:FAHT von Bignasco nach Locarno
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Alpe di Spluga (www.alpespluga.ch), Albergo Posta, Cavergno
Kartennummer:Maggia 1292

Bei Bignasco/Cavergno weit hinten im Valle Maggia zweigt das Val Bavona links ab. Auf gleicher Höhe ziehen sich rechts zwei sich gleichende Täler bis über 2000m hinauf: Das Val Serenello und das Valle del  Chignolasc. Einsame Tessiner-Täler, durchzogen von alten Alpwegen, welche Zeuge sind von einer intensiven Nutzung bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts und selten besucht werden. Warum? Das Profil sagt alles aus: Steil, steiler, am steilsten! Horizontal 7km – Höhenunterschied 2100m = durchschnittlich 30% Steigung/Gefälle. Mit Spitzenwerten von 40%, welche mit Treppenanlagen erreicht werden. Das Val Chignolasc besuche ich mein zweites Mal, und zwar von oben nach unten.
1. Tag: Aufstieg zur Capanna Alpe di Spluga über Costa
Bei der Haltestelle in Giumaglio schlendere ich (schon wieder) durchs lebendige Dorf hinauf, entlang den Rot/Weiss-Markierungen. Über kunstvoll angelegte Treppenanlagen steige ich weiter im Wald nach Arnau. Jetzt geradeaus über die paradiesische Rippe parallel zum Valle di Giumaglio zur Rechten und das Maggiatal zur Linken. (Bin sehr früh unterwegs, ansonsten ein „Backofen“). Traumhafte Tiefblicke auf die mäandernde Maggia zwischen Lodano, Someo und Giumaglio. Vis-à-vis frontaler Blick ins Val Lodano. Costa. Eine liebe Frau lädt mich spontan zu einem „Cafferino“ ein. Grazie Mille! Dann ein Schwatz mit ihrem Ehemann weiter oben, der am Mähen des markierten Weges ist. Anche grazie mille! Dann Jäger und Jägerin mit Informationen über das Val Chignolasc, welches zwei kritische Bachquerungen mit Restlawinen habe. Ancora una volta mille grazie. Die Temperatur klettert inzwischen gegen 30°C. Der „Panoramaweg“ auf 1800m, die Querung des Hanges zur Alpe Spluga, wird zur Qual. Ankunft in der Capanna Alpe di Spluga. Wie glücklich schätze ich mich, ein gekühltes Getränk aus dem „Keller“ zu holen. Den Rest des Tages verbringe ich als Hüttenwart ad Interim für 14 liebe KollegInnen meiner Sektion, welche drei Stunden später aufsteigen. Geselliges Nachtessen. Nachtruhe um 22 00 Uhr, wie es sich gehört.
2. Tag: Aufstieg zur Boccetta Spluga und Abstieg durchs Valle del Chignolasc
06 30 Tagwache. Die Gruppe macht sich zur Bocchetta Canova auf. (www.hikr.org/tour/post24813.html). Ich gebe der komfortablen Hütte noch den letzten Schliff und mache mich ebenfalls auf den Weg zum Seelein 1964m im oberen Talkessel der Alpe di Spluga. Zum Glück noch im Schatten des Pizzo delle Pecore, welcher von dieser Seite seine imposante Südflanke zeigt. Totenstille. Ein Jauchzer. Von Ferne verabschiedet sich die Gruppe, welche vom Seelein hart rechts abzweigt. Geradeaus über dem See erhebt sich der Sassobello. Rechts davon führt die VAVM zur Capanna Tomé oder ins Val Serenello, links zeichnet sich die Bocchetta di Spluga am Horizont ab. Weiter nach links erhebt sich hundert Meter über der Bocchetta die Punta di Spluga 2251m. Beide Wege sind neu Blau/Weiss markiert.
Man könnte sich über die Führung der Markierung streiten. Offensichtlich sind deren Schöpfer Geröllhalden-Experten. Ich wähle das linke Wiesenband wie letztes Mal. 200m Aufstieg und ich stehe auf einem teils schneebedeckten Einschnitt – Bocchetta di Spluga 2251m. Welch ein Ausblick ins Val Chignolasc! Ein liebliches Seelein in der Tiefe. In Verlängerung das tief eingeschnittene Doppel-Tal. Dahinter frontaler Einblick ins Val Bavona und ein Kranz von Bergen, dessen höchster, der Basodino, hinter dem Val d‘Antabia mit einer abweisenden Wand wieder einmal Charakter zeigt.
Auch am Abstieg scheinen die Wegemarkierer den möglichst hohen Geröllbrocken Vorrang zu geben. Ich wähle das Wiesenband links herum. So erreiche ich den Lago di Chignolasc 1975m. Eingebettet zwischen Felswänden, Geröllhalden, Lärchen und Magerwiesen kräuselt er sich im Wind. Was für eine schöne Welt hier oben! Meine Welt. Doch vor mir liegt der steile Abstieg nach Bignasco. Die Realität scheint mich eingeholt zu haben. Gleich nach dem See beginnt der gut markierte Weg hinunter zum Corte del Chignolasc 1792m, welcher als Jagdhütte sehr gut unterhalten ist. (Notlager im Stall, kein Wasser) In gleicher Richtung der Weide hinunter zum Lärchenwald und in diesem steil zum Fluss hinunter. Altschnee bereitet tatsächlich Schwierigkeiten. Ich steige dem Kegel nach soweit hinunter wie möglich und kann so in weniger steilem Hartschneefeld zur Fortsetzung des Weges hinüber queren. Ohne Stöcke keine Chance – Pickel wäre kein Luxus.
Gegenanstieg nach Airon 1601m. Nochmals ein Couloir mit Restschnee. Zum Glück abgeschmolzen. Eisplanken drohen herunter zu stürzen. Ich beeile mich – gespitzte Ohren. Noch die letzten Höhenmeter, dann hinunter zur gut erhaltenen Alp mit sehr frischem Trinkwasser. (Notunterkunft in der Nebenhütte). Transportseilbahn zum Tal. Mittagsrast. Menü 1 mit Haselnuss-Schoggi.
Nach einem kurzen Nickerchen, direkt unterhalb der Hütten auf gut sichtbarem Weg durch die Wiese in den Wald. Jetzt wechselt die Bewaldung von Lärche auf Buche. Dieser Buchenwald begleitet mich 800 hm zur Brücke über den Rio Grande hinunter. Scheint endlos. Immer wieder unter den Seilen der Bahn hindurch. Ziemlich genau in der Mitte dieses Abstieges passiere ich Ruinen einer ehemals grossen Maiensäss, Airedo 1244m. Halbzeit. Nach links – nach rechts – nach links – usw.. Da – die Brücke erscheint. Ich bin senkrecht über ihr. Ich sehe quasi ihren Grundriss.
Im Vergleich zum letzten Abschnitt ist der Weg zur Kirche Madonna di Monte 736m ein Zuckerschlecken. Im Oratorium aus der Karolingerzeit (10. Jahrhundert!) suche ich Schatten. Mittlerweilen über 30°C. Brunnen mit Wasser. Schuhe auslüften. Trinkhalt. Weiter von den Buchenwäldern in die Kastanienhaine. Auf uraltem Weg (Bei Punkt 588.2 entschieden nach Süden) bringe ich noch die letzten 300 hm hinter mich. Alte Treppenanlagen und trockensteingesäumte Wege. Der Talboden naht und naht und naht. Geschafft und bin geschafft. Trotzdem eine Ehrenrunde durch Bignasco über die alte Brücke zum Albergo Posta.
Das sehr nette Servierfräulein gibt mir auf die Frage, wie sie die Hitze ertragen könne, die Antwort: „Andare al fiume“ (Im Fluss baden gehen).
Ich schleppe mich zur Bushaltestelle und kann direkt in den gekühlten Bus einsteigen. Mein Tipp.

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (1)


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UpTheHill hat gesagt: Bellissima...
Gesendet am 8. Juli 2010 um 18:13
...come sempre!!!


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