Vom Fromattgrat, Viren und Fussballfieber
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Endlich sollte es mal wieder in die geliebten Berge gehen. Zahlreiches hinderte mich seit Wochen daran. Es ist wie in einen schlechten Traum. Du verfolgtst ein Ziel, kommst aber nicht vom Fleck. Es will einfach nicht klappen. Diesmal endlich ein langes Wochenende von Freitag Abend bis Sonntag Abend und zudem hochsommerliches Wetter.
Die Fussballbegeisterung erfasste die Massen, deshalb für uns die Hoffnung, das man bei Outdooraktivitäten mehr Ruhe findet, zumal sogar die Eidgenossen ein Entscheidungsspiel gegen weiss nicht mehr wen haben und Deutschland gegen England angeblich ein martialischer Klassiker ist. Beste Voraussetzungen für uns, dachten wir, da so mancher vor dem Fernseher sitzt.
Der Start erfolgte am Freitag Abend am Parkplatz unterhalb des Seebergsee (Hinterer Meniggrund / Diemtigtal). Geplant war eine Runde bis Sonntag Abend mit Zelt, Schlafsack und leckern Sachen. Ein paar Gipfel liegen auch am Weg. Fromattgrat, Vorderi Spillgerte, Brunnihore, Mieschflue, Gandhore, Chumigalm, Muntigalm wären schöne Destinationen. Vielleicht würde es zum Abschluss gar fürs Seehorn reichen.
Irritiert war ich am Freitag bereits wegen Halsschmerzen, die ich aber einer Pollenallergie anhängen wollte. Der Start um 17:40 Uhr war dann nach einen heissen sonnigen Tag keineswegs mehr so lauschig und ich wählte fälschlicherweise kurze Kleidung. Wolken und Bise liessen frösteln. Der Rucksack war bereits gepackt und komfortabel gefüllt. Es sollte an nichts fehlen (ausser an ganz viel Nastüchern). Wir marschierten zum Seebergsee 1831m und steuerten am Stiereberg vorbei, auf den kleinen Übergang Gubi 1937m zu. Die Bise blies unangenehm und wir hielten Ausschau nach einen möglichen Zeltplatz. Es sah hier etwas mager mit Wasser aus. Registriert hatten wir aber die Schneefelder an der Nordflanke des Fromattgrats. Dunkel wird es noch lange nicht, also entschieden wir, dort auf den Gipfel zu steigen. Wir erstiegen den sanften Grashang über den Westrücken (T2). Ein Bächlein wollte uns bis dahin nicht begegnen. So befanden wir den Gipfel als gar nicht schlechte Option, zumal hier auf 2170m Aussicht und Feeling schon eine feine Sache sind. Der Gipfel bietet eine kleine ebene Stelle und unser Zelt war schnell platziert. Das nahe Schneefeld schenkte uns Ende Juni dann Wasser, welches wir nicht mitgetragen hatten.
Der Abend konnte im Wind leider nicht so sehr genossen werden. Es war recht kalt. So verzehrten wir die Polenta im Zelt und wir machten es uns auf der Downmatt und im Schlafsack bequem. Ich musste allerdings feststellen, wie sehr meine Nase tropfte und die Halsschmerzen wohl nicht von irgendwelchen Pollen kommen.
Die Nacht bescheerte mir dann unter ständigen Niesen nicht viel Schlaf und ich entschied gelegentlich ausserhalb des Zelt die Nacht zu beobachten und fotografieren. Dies war ob des kalten Windes allerdings nicht lange angenehm.
Am nächsten morgen fühlte ich mich geschwächt und sehnte die Wärme herbei. Ein feines Zmorge brachte etwas Energie und wir entschieden uns, zunächst mal zur Fromatthütte abzusteigen und dort meinen Gesundheitszustand neu zu beurteilen. Der Bergsommer zaubert mit vielen Blumen die Landschaft in ein buntes Idyll. Erst vor vier Monaten, im Februar, unternahmen wir hier eine Skitour.
Die Fromatthütte gehört der SAC-Sektion Wildstrubel. Der Hüttenwart kommt nur auf Voranmeldung. Dennoch ist sie fast den ganzen Sommer schon von Gruppen ausgebucht. Eine herzige Hütte mit einen sehr sympatischen Hüttenchef. Nach ausgiebiger Rast entschieden wir, hier umzukehren und den Rückmarsch anzutreten. Sollte ich mich am Sonntag wieder fit fühlen, könnten wir ja eine Tagestour unternehmen. Mit dem Zelt sich jedoch weiter vom Ausgangspunkt zu entfernen, erschien uns zu riskant. So stiegen wir über Bärgli, Gammerschal, Gubi zurück zum Seebergsee.
Meine Partnerin stellte bei der Heimfahrt fest, das die Schweizer wohl verloren haben. Wie sie darauf käme, fragte ich. Nun, sie sah während der mitlerweile halbstündigen Autofahrt noch kein einziges Fähnchen an vorbeifahrenden Autos flattern. Bei soviel Scharfsinn sagte ich nichts mehr und beglotzte weiter sehnsüchtig die Bergflanken im Diemtig- und Simmental.
Der zeitige Abbruch der Wanderung war die richtige Entscheidung. Am Sonntag bestieg ich im Wechsel mein Berner Oberländer Dreigestirn: Sofa – Liegestuhl – Bett.
Im fiebrigen Erwachen ergriff ich dann am Nachmittag irgendwann in völliger Verwirrung und Langeweile das kleine Kästchen, mit dem man den grösseren Kasten aktiviert und da lief:
Der Klassiker... England war schlecht wie immer und Deutschland ausnahmsweise mal nicht. Gewonnen haben – was gemäss Aussage eines populären englischen Spielers am Ende unabhängig davon ist, wer besser spielt – die besseren. Erstaunlich fand ich, das sie dafür den Müller (Nr.13) wieder ausgraben mussten. Der ist inzwischen schlank geworden, trifft aber immer noch. Die Schweizer hatten tatsächlich keinen Grund zum Feiern, wenngleich sie immerhin 0:0 spielten. Ist aber auch gemein, das ihnen in Südafrika die Skier geklaut wurden; so mussten sie mit Fussballschuhen antreten...
Tourengänger:
akka

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