Piz Clünas (2793 m) - Auf der Suche nach der Sonne


Publiziert von marmotta , 13. Mai 2010 um 23:58.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:13 Mai 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Tasna Gruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Scuol - Ftan-Pitschen - Alp Clünas - Piz Clünas - Ftan
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Scuol-Tarasp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Ftan

Mai 2010: Die ganze Schweiz liegt unter einer grauen Wolkendecke, aus der es immer wieder regnet bzw. im Bergland schneit: Die ganze Schweiz? Nein, der aller-östlichste Zipfel, namentlich das Unterengadin und das Val Müstair, bildet die Ausnahme und sollte heute die Sonnenstube der Schweiz und somit Zufluchtsort für Sonnenhungrige wie mich sein. So jedenfalls die Prognose...

Die Gipfel rund um das Skigebiet Scuol-Motta Naluns sind für mich eigentlich nicht sonderlich attraktiv: Sommers wie Winters durch Bergbahnen erschlossen, deren Anlagen nicht nur für entsprechenden Trubel sorgen, sondern auch das Landschaftsbild erheblich verschandeln. Hinzu kommen insbesondere am Piz Clünas noch massive Lawinenverbauungen, die dort den gesamten Gipfelbereich "zieren". Eigentlich Gründe genug, um diesen Gipfel einen weiten Bogen zu machen. Wenn die Bahnen zwischen Winter- und Sommersaison still stehen, ergibt sich jedoch ein schmales Zeitfenster, während dem dieser Berg völlig einsam dasteht - vor allem, wenn im Gipfelbereich noch erhebliche Schneemengen liegen, die eine Besteigung für den Durchschnittswanderer offenbar zu mühsam erscheinen lassen. Und Skifahrer verirren sich auch längst keine mehr dorthin, ist doch erstens die Qualität des oberhalb von ca. 2500 m noch durchgehend vorhandenen Schnees katastrophal und zweitens das Verhältnis von Skitragen zu Skifahren kaum akzeptabel.

Hässlich bleibt der Berg dennoch - aber in der Not frisst der Teufel ja bekannlich Fliegen und an einem solchen Tag, wo man nach wochenlangem bergsteigerischem Entzug unbedingt mal wieder losziehen will,  aber fast über dem gesamten Alpen- und Voralpenraum flächendeckend Wolkengrau und Regen dominieren, ist man ja schon froh, wenn man überhaupt einen Berggipfel erreicht, von dem man auch noch eine hübsche Aussicht hat!

Von Scuol (1280 m) erreichte ich nach weglosem und steilem Aufstieg entlang der Seilbahntrasse auf ca. 1400 m die Foststrasse nach Ftan, der ich bis kurz vor Ftan-Pitschen folgte. Nach einer weiteren Abkürzung über saftige Wiesen dann den Forststrassen folgend zur Alp Clünas. Ab hier auf markiertem Bergweg (T2) die Südflanke bzw. den Südgrat zum Piz Clünas hinauf, den man mit seinen zahlreichen Lawinenverbauungen kaum verfehlen kann. Mit dem Erreichen der Schneegrenze oberhalb der Alp Clünas wurde es eine ziemlich nasse Angelegenheit, sank ich doch immer wieder bis weit über die Knie in dem grundlosen Nassschnee ein. (Gamaschen und Ersatzsocken sind da eine feine Sache). Ich hangelte mich an den Lawinenverbauungen vorbei zur vergammelten Hütte auf dem Vorgipfel und stand einige Minuten später auf dem höchsten Punkt des Piz Clünas (2793 m). Nach Eintrag ins originell aufbewahrte Gipfelbuch, in das sich seit über einem Monat niemand mehr eingetragen hatte, genoss ich völlig alleine in aller Ruhe die hübsche Aussicht, die nur nach Norden vom höheren Piz Minschun (3068 m) verstellt wird. Mit dessen Besteigung hatte ich ursprünglich auch noch geliebäugelt, angesichts der mühsamen Schneeverhältnisse und immer wieder hereindrückender dunkler Wolken liess ich es dann aber bleiben.

Nach raschem Abstieg in das hübsche Bergdörflein Ftan (die weit ausladende Forststrasse kann in mehr oder weniger gerader Linie über Wiesenhänge abgekürzt werden) versüsste ich mir mit Kaffee und Kuchen auf der Terrasse der Pizzeria Bellavista (Nomen est omen) die Wartezeit auf das Postauto nach Scuol (bis 30. Mai im Stundentakt um ´15, dann während der gesamten Sommersaison im Halbstundentakt um ´15 und um ´45).

Info: Die Sesselbahn Ftan-Prui wird dezeit offenbar um- oder neu gebaut, wann diese wieder in Betrieb geht, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. 

Fazit: Eine gelungene Auffahrts-Bergtour, die zeigt, dass man langsam aber sicher auch wieder ohne Schneeschuhe oder Ski in höhere Gefielde vordringen kann. Was meinen Sonnenhunger anbelangt, so wurde dieser nicht ganz gestillt, gab es doch nur einzelne Wolkenlücken, in denen dann aber die Sonne kräftig vom blauen Himmel herunterbrannte. Wenigstens blieb es während der gesamten Tour trocken (zumindest von oben...)

Tour im Alleingang  

 

Tourengänger: marmotta


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