Rinderhorn ( 3448m ) - Mit 23 - und 23 Jahre später


Publiziert von Alpenorni , 4. Januar 2010 um 22:06.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:14 Juli 2009
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Normalweg von Schwarenbach ( 2060m ) über Rindersattel ( 2909m)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Empfehlenswert ist der Aufstieg nach Schwarenbach über den Gurnigelweg: von der Talstation ( Parkplatz) der Gemmi-Seilbahn durch die Chlus und am Hotel Waldhaus rechts ab. ( markierter Wanderweg, tolle Schlucht, prima Flora und Fauna !) Der Weg mündet dann auf den Gemmipassweg kurz vor Sunnbüehl ein.
Unterkunftmöglichkeiten:Berghotel Schwarenbach.

Die Besteigung des Rinderhorns ist bei guten Schneeverhältnissen eine relativ einfache Hochtour. Allerdings kann der oberste Firnhang bei Vereisung auf längere Strecken solides Steigeisengehen erfordern, speziell im Abstieg ist dann noch mal Konzentration gefragt.
Ich bin schon dreimal dort oben gewesen, dazu einmal bei widrigem Wetter auf 3150m umgekehrt - lang ist`s her ( 1980, 1983 und 1986 war`s), und damals hatten wir besten Trittfirn , gutes Wetter und andere Tourengänger in der Nähe. Der Blick in`s Wallis war großartig und am Gipfel konnte man sogar in der Sonne sitzen und die Füße hoch über Leukerbad baumeln lassen.
In diesem Jahr nun gab es ein Wiedersehen, nicht nur mit dem Rinderhorn, sondern auch mit dem Berghotel Schwarenbach. Dort kann und sollte man sich über die aktuellen Verhältnisse informieren, Herr Stoller, der dort geschäftig und freundlich den Betrieb lenkt, ist vom Fach. Im Gastraum kursierten allerdings auch  Infos über "Umkehren am Gipfelhang" , "Eisschrauben setzen" , "morgen könnte es noch gehen" und ähnlich spannende Details der Touren-Rückkehrer ( bzw. - Umkehrer).
Am nächsten Morgen waren Gudrun und ich dann aber die einzigen, die in Richtung Rinderhorn aufbrachen. Außer uns war nur noch eine einzige Zweierpartie in Richtung Balmhorn unterwegs.

Über die Route gibt es keinen Zweifel, hikrorg und SAC u.a.-Führer geben Auskunft :
Den Daubensee erreicht, links auf Pfadspur in das Rindertälli und über Schneefelder und steile Geröllhänge zum Sattel. Nun über den anfangs breiten Schuttgrat empor ( Wegspur) und an den Fuß des Gipfelaufbaus.
Bis hierher nicht schwieriger als T4/L  !  Hier Steigeisen montieren.
Nun rechtshaltend, unter Felssporn hindurch auf die Firnflanke und über diese, die Felsen zur Linken, steil empor ( ein bisserl ausgesetzte Schussbahn ) auf den Gipfelgrat und auf diesem ( Firn, Achtung auf Wächten ) nach links zum Gipfelkreuz mit Buch, 4 - 5 Std. Marschzeit, 1400 Hm, WS- .
Oben angekommen, hat man eine fabelhafte Rundsicht. Das Rinderhorn überragt alles weit und breit, außer dem benachbarten Gipfelpaar Altels-Balmhorn, auf dessen verfirntem oberen Zackengrat man vielleicht ein paar Seilschaften ausmachen kann, wie sie ameisengleich dort hinaufkrabbeln.

Wie also erwartet, waren die Verhältnisse wahrlich etwas ungünstig, die Querung in die Flanke hatte einige vereiste Stellen, und zu unserer Überraschung waren bloß maximal verblichene Fragmente einer verwehten, verblasenen Spur zu erkennen, so dass nun ein sehr belebendes Tritte- und Stufentreten schön den ganzen Hang hoch beginnen konnte...immerhin sorgten klamme Temperaturen und ein frischer Wind dafür, dass man nicht zu sehr in`s Schwitzen kam.  Aufkommende Bewölkung kroch um die Hänge, so dass sogar die Orientierung darunter zu leiden begann. Nix mit Fernsicht, schluchz !
Aber hatte man sich erstmal damit abgefunden, bekam das Emporstapfen, nur wir zwei in dieser wolkenumhüllten Einsamkeit, wie unter einer Käseglocke Schritt um Schritt voran, eine ganz eigene Note.
Der Gang über den Gipfelgrat, wo wir die Tiefe zur Leukerbader Seite hin mehr ahnen als wirklich sehen konnten, war famos, und nach 23 Jahren wieder hier oben anzukommen, ein bewegender Moment !

Der Abstieg verlief problemlos, und auf den ersten grünen Matten des Rindertällis könnte man dann stundenlang herumliegen und die Welt genießen...und uns erwartete auf Schwarenbach gar noch ein mehrgängiges Menue zum krönenden Abschluss !

Leider hatten meine Kamerabatterien am Rindersattel den Geist aufgegeben, deshalb existieren nur diese gescannten Bilder von Gudruns Apparat...aber schöne Erinnerungen an eine sehr "alpine" Tour sind`s !

( Und ein kleiner ornithologischer Nachtrag noch: Am Gipfel umflog uns ein Mauerläufer - eine ohnehin schon seltene Vogelart, die man aber doch eher an felsigen Hängen und nicht in solcher Höhe erwarten würde...
welch unverhoffter Anblick ! )






Tourengänger: Alpenorni


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Kommentare (5)


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Gelöschter Kommentar

Alpenorni hat gesagt: RE:Einer meiner Lieblingsberge...
Gesendet am 4. Januar 2010 um 22:41
Na, wenn ich in 23 Jahren noch fit genug sein sollte, dann werd ich mal persönlich nachgucken gehen. Ich glaub, du bist etwas jünger als ich, du könntest mich dann vielleicht freundlicherweise ans kurze Seil nehmen, abgemacht ?
Dann erzählen wir uns uralte Schwarenbach-Geschichten aus unserer Jugendzeit und veröffentlichen auf hikr-mega-org in der Community "alte Hasen" - das wird ein Spass :-)

LG, Martin

Alpenorni hat gesagt: RE:Einer meiner Lieblingsberge...
Gesendet am 5. Januar 2010 um 11:15
Mal im Ernst: Ich glaube, der Rinderhorn-Normalweg hat gute Chancen, noch längere Zeit quasi unverändert durch Klimaerwärmung etc. gangbar zu bleiben.
Jedenfalls ist z.Zt. und nach wie vor die jeweils aktuelle Schnee-/Firn-Beschaffenheit das A und O. Vom Hochstapfen in breiter Spur bis zum Steigeisengehen mit ev. Eisschraubensicherung ist da alles drin.
Es hat ja z.B. auch keine kritischen Übergänge von Eis zu Fels ( oder umgekehrt), die an anderen Bergen derzeit zu Schwierigkeiten führen. Mag auch sein, dass die eher nordexponierten Anstiege sich noch länger stabil halten.
Aber letztlich scheint mir das alles derzeit noch sehr spekulativ. Und solange internationale "Konferenzen" so völlig ins Leere laufen wie gerade erst erlebt, ist ja auch nicht klar, ob und was die Menschheit denn nun an Maßnahmen zu ergreifen gedenkt...
Gruß, Martin



snowplow hat gesagt: Steilheit
Gesendet am 18. August 2010 um 15:34
War gerade auf dem Rinderhorn. Habe im Vorfeld deinen Bericht gelesen und mich demnach auf sehr steile 43° eingestellt. Steil ist es, aber nicht so sehr. Habe nachgemessen: max. 33°. Wohl ein Tippfehler. Will nicht den Besserwisser raushängen, erwähne das bloss, damit sich niemand von der Steilheit abschrecken lässt... alles halb so wild in Wirklichkeit!

Alpenorni hat gesagt: RE:Steilheit
Gesendet am 18. August 2010 um 15:53
Ich habe die Angabe zur Steilheit übernommen aus dem Buch von Hans Grossen - "Berner Oberland - die hundert schönsten Touren" - da steht wörtlich: "2 Seillängen etwa 43 Grad" und "über den steilen, oft vereisten Schlusshang"
Hab die aktuellen Bilder gesehen, das sind natürlich 1A-Verhältnisse ! Ähnlich wie beim Balmhorn nebenan kommt es sehr drauf an, ob die Flanke vereist ist oder nicht.
33 Grad erscheinen mir allerdings nun wiederum etwas sehr flach...?
Gruß
Martin



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