Val Bavona: Von San Carlo nach Campo im Winter


Publiziert von Seeger , 21. Dezember 2009 um 14:24.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:19 Dezember 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Basodino   Gruppo Pizzo Castello 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:San Carlo 960m – Campo 1388m – San Carlo 960m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto: Locarno – Bignasco – Val Bavona bis San Carlo Ö.V.: im Winter Verbindungen nur bis Bignasco
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Posta, Bignasco Hotel Turisti, Bignasco Im Val Bavona alles geschlossen
Kartennummer:Basodino 1271

Einmal nicht allein unterwegs. Wie unterhaltsam  und auch etwas fordernd, da mein Begleiter ein paar Zacken jünger und fitter ist wie ich. Aber er zeigt Geduld. Als absoluter Bavona-Kenner schlägt er mir den Ausflug auf Campo vor. Adagio. Er hat mich gut eingeschätzt. Und die Schneeschuhe habe ich auch dabei.
Wir treffen uns in Sonlert und fahren nach San Carlo. Parkplatz no problem, da quasi menschen(Auto)leer. Die Schneeschuhe aufgebunden steigen wir auf dem rot/weiss-markierten Weg hinauf. Es wäre da schon ein Weg. Aber der ist meistens mit etwa 30cm Pulverschnee bedeckt. Für meinen Wanderleiter kein Problem. Auch die vielen Äste, welche seit dem letzten Schneeeinbruch kleinere und grössere Hindernisse darstellen, räumt er mit sichtlicher Freude weg. Mit Schwung. Man sieht den Tessin-Fan, welcher immer etwas den Wegen zuliebe tut. Er habe auch schon Baumschere-Erfahrung!
Plaudernder weise verfliessen die Höhenmeter im Juhui-um. Der heutige Weg umgeht rechts die steinschlaggefährdete Flanke: Presa, welches dort liegt, musste wegen dauerndem Steinschlag  aufgegeben werden. Die Kirche und ein Oratorium sind noch zu bewundern (Man wollte sie nach Ballenberg zügeln!). Nach einigen Kehren zwischen Steinblöcken hindurch erreichen wir die Anhöhe von Campo. Gepflegte Weiden, eine Brücke über die Bavona. Herausgeputzte Rusticos sind ganz an den hinteren Rand gepfercht, auf dass ja kein Quadratmeter Kulturland verloren ginge! Trotz einigem Durchbrechen der  Schneedecke ziehen wir die Schneeschuhe nicht an. Es ist rundweg zu kalt. Der Nordföhn bläst kräftig und wir ziehen es vor, den Container zwischen Kapelle und kleiner Seilbahn schnellstens zu erreichen. Im Windschatten nehme ich das Menü 1 ein, heute mit allerfeinsten Jurawaffeln. Mein Kollege hat das Menü 4 in Kurzform gewählt. Das heisst, Hauptgang und Dessert in einem. Er sei deshalb schon gerügt worden, meint er schmunzelnd. Verstehe.
Vor uns liegt der obere Teil des trogförmigen Val Bavona, welches dann unterhalb Foroglio einen Knick nach links macht. Seitlich flankiert von steilen hunderte Meter hohen Abhängen. Sieh dort das Foioi, der Ogliegraben! Warst Du schon in Oglie? Cazzana sieht schon recht steil aus, findest Du nicht? Habt ihr die rot/weissen Bändel weggenommen? Ich glaube, dass wir eines ausgelassen haben…..Der Wind wirbelt den Pulverschnee in die Höhe. Ein einzigartiges Schauspiel. Die Sonne tut wohl. Und im Windschatten hält man die Kälte einigermassen aus. Zum Glück haben wir beide heissen Tee. Beide Thermos-Behälter haben ihre Jährchen. Man sieht es ihnen auch an – besonders der verbeulte von meinem Begleiter. Das war so eine Geschichte.
Allzu schnell geht die Zeit vorbei. Ich entscheide mich, die Schneeschuhe zu montieren. Wenn ich sie schon hinauftrage, so nicht hinunter. Beim Rückweg geraten wir in den Schatten und entscheiden uns, auf der Erschliessungsstrasse in der Sonne fort zu fahren. Der Restwasser-Ausfluss beim Wasserschloss bildet wegen der Kälte eine Röhre aus Eis. Wir staunen links und rechts hinunter. Tatsächlich. Kaum zu glauben! Er habe dies noch nie gesehen.
So erreichen wir die Fahrstrasse zur Talstation der Robiei-Bahn. Eine instruktive Tafel ermuntert Wanderer, den Weg zur Basodino-Hütte unter die Schuhe zu nehmen. Sei gut für den Kreislauf. Oder vielleicht zu viel? Was ist gesünder für den Kreislauf: Anstieg oder Abstieg? Letzthin habe jemand beim Abstieg einen Herzinfarkt gekriegt. Ob ich den weissen Balkon unterhalb der Basodino-Hütte gesehen habe. Der sei echt gut. Mir gefällt er auch. Kunst in den Bergen. Eine Aktion unseres SAC. Bald sind wir beim Auto.
Ob ich noch Lust hätte, unterhalb Gannariente durch die Blocklandschaft, sprich Märchenlandschaft , mit Hexenhüttli und Elbensee (Mangrovensee) zu pirschen? Klar, machen wir. Welch ein mystischer Ort, welch ein Labyrinth, welch herrliche Aussichtsterrassen mit Blick in den Sevinera-Graben und gegenüber dem komplexen Anstieg über Schieda nach Mött (Mutt), wo ich in Schwierigkeiten geraten bin. Ja, das Blockfeld habe es in sich, auch im Sommer. Wow, da wäre Palau und dort „Due sassi“. Einige Steinblöcke – so gross wie Häuser – sind mit Erde überdeckt, welche mit Trockensteinmauern gehalten wird: Prato pensile oder die hängenden Gärten (von Semiramis). Ein Weltwunder auch. Exotisch das zottige Vieh. Sicherheitshalber umgehen wir sie auf dem Damm der Bavona.
Zurück zum Auto und dann nach Sonlerto, wo mich ein wunderschöner Abend erwartet.
HIKR sprechen die gleiche Sprache: Du wirst in eine andere Welt entrückt. Herzlichen Dank!
 
 
 
 

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (1)


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Henrik hat gesagt: ...da hat dich doch wirklich
Gesendet am 21. Dezember 2009 um 17:43
ein hikr. so verzaubert, dass du sogar bei der Berichterstattung wie ein Märchenerzähler daher kommst!

> Das heisst, Hauptgang und Dessert in einem. Er sei deshalb schon gerügt worden, meint er schmunzelnd. Verstehe.

Nur Beteiligte wissen was das heisst, und meine Neugier frägt?

> Hexenund Elben

...ja, manchmal glaubte ich mich in den Valli auch nicht ganz allein....

In der Tat...verzaubert, Danke und Saluti

Henrik


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