Val Malvaglia: Einzige Gedeckte Holzbrücke im Tessin?
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Laut www.swiss-timber-bridges.ch befindet sich im Tessin eine einzige Gedeckte Holzbrücke. Wie war ich erstaunt: Ausser der 1941 gebauten Brücke über den Orino fand ich zwei Trouvailles: Romanische Steinbogenbrücken, das heisst erstellt vor etwa 700 bis 800 Jahren. Dazu den alten Weg ins Val Malvaglia!
Am Radio höre ich von schweren Verkehrsbehinderungen wegen starken Schneefalls im Raum Lausanne. Hier ist eitel Sonnenschein bei etwa -5°C. Zugegeben: Die unteren 300hm schenke ich mir. Bin einfach nicht ganz in Form.
Auf uralten Weganlagen (13. Jahrhundert) steige ich zur spektakulären Ponte Laù hinab. Sie liegt schon im Schatten. In der Mitte der Brücke schaue ich über die massive Seitenmauer in die Tiefe: 50m unter mir fliesst die Orino. Jetzt eher Eis wie Wasser. Gespenstische Ruhe. Bekannten Canon. Auf der andern Seite steige ich im Sonnenschein über massive Steintreppen nach Pontei hinauf. Auf der Höhe angekommen, sehe ich die ehemalige Bergstation der Funivia di Pontei, welche in einem lustigen Tessiner-Lied verewigt ist, jetzt in ein Wohnhaus umgewandelt. Das Bildstöcklein gleich daneben ist tatsächlich schief und der Strommasten logischerweise auch! Noblesse oblige.
Es beginnt eine quasi horizontale Strasse nach Puntei, der ich entlang marschiere. Schafe links oben, Geissen rechts unten. Schöne ausgebaute Rusticos. Zufahrt für Motorfahrzeuge problemlos. Plötzlich ein Bellen von einem Hund. Das kann ja gut werden! Und da steht er schon vor mir. Kein Fletschen. Den Kopf leicht schräg. Lumpi-Augen. Im Hintergrund ein gutmütiger Bauer: E bravo! Tatsächlich. Der Hund wirft mir einen Stein vor die Füsse. Er will spielen. Das Werfe-Apport-Spiel wiederholt sich zig Mal. Dazwischen ein unvergessliches Gespräch mit dem letzten Bauer von Puntei. Es seien seinerzeit 22 gewesen, welche hier gemäht hätten. Die Strasse haben Studierte gebaut, als noch die Seilbahn im Betrieb war. Mit Jeep hin und hergefahren. 3 Transportdrähte (Filo a sbalzo) seien in Betrieb gewesen: Für Holz- und Heutransporte ins Tal hinunter. Er erinnere sich noch gut an den Strassenbau ins Val Malvaglia auf der Gegenseite des Tales mit dem Tunnel. Ah ja, die gedeckte Holzbrücke sei nicht alt. Grazie Amadeo per questi momenti indimenticabili! Und der Hund bringt wieder den Stein zurück. Ich muss weiter – ich habe kalt.
Zügigen Schrittes geht’s Richtung der Brücken in Canè. Das hilft, die Körpertemperatur wieder ansteigen zu lassen. An Sciarcè vorbei horizontal in den Bachgraben hinein. Dort steht sie: Die Gedeckte Holzbrücke von Canè. Auch wenn sie noch nicht alt ist, ein unglaublich kühnes Kunstwerk. Das Sprengwerk besteht aus einem Bogen mit verschraubten Balken. Ich frage mich, wie die Rundungen der doch 30x30cm dicken Balken gemacht wurden. Heute würde man gebogene Hetzer nehmen (verleimte Bretter) – aber dannzumal? Es soll noch eine weitere Holzbrücke weiter oben gestanden haben, die jedoch abgerissen wurde. Dreissig Meter flussaufwärts steht die wildromantische, jahrhundertalte romanische Brücke von Canè. Quasi im Schatten der Nachfolgebrücke. Zum Glück noch nicht abgerissen. Ein Bijou!
Ich folge der geteerten Talstrasse wieder talauswärts. Nach etwa 1,5km führt sie durch einen Tunnel hindurch (Stirnlampe wäre nützlich). Seitlich besteht ein „Trottoir“. Teilweise mit Eis überzogen. Nach dieser dramatischen Einlage marschiere ich – mit einigen Abkürzungen – auf der leicht von Schnee und Eis überzogenen Strasse hinunter zum Ausgangspunkt. Erst jetzt entdecke ich die automatische Barriere, welche die Strasse ins Val Malvaglia im Winter absperrt.
Die Sonne scheint. Das Blenio-Tal zeigt sich, wie es sich einem stolzen Tessinertal gebührt.
Tourengänger:
Seeger

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