Innere Schwarze Schneid (3367m) und Tiefenbachkogel - Pistenskitour mit spannenden Graten


Publiziert von BigE17 , 2. Mai 2025 um 11:51.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:30 April 2025
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom Inntal aus fährt man ins Ötztal hinein bis nach Sölden. Dort zweigt die Gletscherstraße ab, der man bis zu ihrem Ende beim Parkplatz Tiefenbachferner folgt. Alternativ kann man den Tiefenbachferner auch mit dem Bus, oder im Winter mit dem Skilift erreichen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Der Rettenbachferner ist ebenfalls eine Bushaltestelle vom Söldener Gletscherbus. Alternativ kann man auch wieder zum Tiefenbachferner abfahren.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Direkt im Söldener Gletscherskigebiet befinden sich einige Dreitausender. Während Berge sie z.B der Karleskogel und der Mutkogel im Frühjahr äußerst anspruchsvoll sind, können beide Gipfel der Inneren Schwarzen Schneid und der Tiefenbachkogel mit erträglichen Schwierigkeiten erreicht werden - vorausgesetzt man kann mit leichten Kletterstellen und steilem, aufgeweichten Firn umgehen. Der Ostgipfel der Inneren Schwarzen Schneid ist sogar ein familienfreundlicher Seilbahngipfel. Da ich heute alleine und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am Weg war, bot es sich an, diesen 3 Gipfeln einen Besuch abzustatten.

Nachdem ich mit dem Bus den Tiefenbachferner erreicht hatte, bereitete ich noch die Tourenski vor und um 9:15 konnte ich schließlich losmarschieren. Als erstes wollte ich den Tiefenbachkogel erreichen. Dazu folgte ich der blauen Piste 39 nach oben. Diese war unten sehr flach, erst weiter oben wurde sie steiler. Der Schnee war trotz der brutal warmen Temperaturen noch recht hart, aber das war kein Problem.

Direkt am Mutjoch deponierte ich die Ski, und wechselte für den felsigen Schlussanstieg auf meine Sommerbergschuhe. Mit Skischuhen wäre der Südgrat des Tiefenbchkogels viel zu schwierig für mich gewesen. Der erste geröllige Aufschwung war steiles Gehgelände und mühsam zu begehen, aber noch harmlos. Im flacheren Mittelteil musste ich dann über härteren Schnee gehen, aber es ging gut ohne Steigeisen. So gelangte ich zum aperen Gipfelgrat. Dieser war von Anfang an steil, schmal und sehr ausgesetzt. Die einzige Möglichkeit war nun, direkt am Grat aufzusteigen. Das war technisch nicht allzu schwer (II-), aber mit den nassen Schuhen war Vorsicht angesagt. Überaschenderweise war der Fels hier großteils fest - nur gelegentlich war ein Griff locker. Zum Schluss gelangte ich über ein kurzes Firnfeld zum Gipfel.

Wegen des tollen Wetters war das Panorama heute super - lediglich die Fernsicht wurde durch größere Wolken getrübt. Das Highlight war der Blick über den riesigen Mittelbergferner bis zur Wildspitze. Trotzdem dauerte die Gipfelrast nicht lange, da ich heute noch einiges vor hatte. Vorsichtig stieg ich über den Grat wieder ab, wechselte auf die Ski, und begann mit der ersten kurzen Abfahrt, bis ich auf ca. 3100m die blaue Piste 38 erreichte. Hier fellte ich wieder auf, und erreichte über diese Piste im Nu das Tiefenbachjoch.

Hier war erneut ein Wechsel auf Sommerschuhe angesagt, denn der Südgrat zur Inneren Schwarzen Schneid stand mir bevor. Auf diesem lag interessanterweise viel mehr Schnee als noch am Tiefenbachkogel. Der erste Teil war etwas weicherer Schnee, es war aber noch flach. Es folgte eine kurze problemlose Passage mit Blöcken, die schon etwas steiler war. Danach musste ich einen steilen Schneehang (ca. 30-35 Grd) aufsteigend queren. Zum Glück lag hier guter Trittfirn, deswegen brauchte ich nach wie vor keine Steigeisen. Wegen Überwechtung nach Westen hielt ich hier Respektabstand zum Grat. Plötzlich musste ich eine Steilstufe durch einen Riss überwinden (I+). Dabei stellte ich fest, dass neben mir das Seil unter Schnee begraben war - und damit nicht benutzbar. Oberhalb der Stufe traf ich dann das Seil an. Mit Hilfe von diesem konnte ich den Großteil des felsigen Gipfelaufbaus überwinden. Lediglich an einer schmalen Querung am Ende war das Stahlseil wieder im Schnee vergraben. Hier ohne Seil zu gehen wäre zu gefährlich gewesen, daher musste ich stattdessen gerade über Felsen nach oben Klettern (II, ausgesetzt, Felsqualität so lala). Hier traf ich wieder auf den Weg. Zum Schluss musste ich - mit Respektabstand zur Wechte - eine steile, schon ziemlich weiche Flanke hinüber zum Gipfel queren - das war im Sulz ein bisschen heikel. Nun befand ich mich auf dem Hauptgipfel der Inneren Schwarzen Schneid. Da ich den Abstieg schnell hinter mich bringen wollte, stieg ich gleich wieder mit der nötigen Vorsicht ab - der Firn wird bei solchen Temperaturen sonst zu weich.

Als letztes wollte ich auch noch den Ostgipfel der Inneren Schwarzen Schneid besteigen. Nach einem obligatorischen Abstecher zum Skywalk am Tiefenbachjoch fuhr ich gut 50 Hm mit Ski ab, dann hieß es wieder auffellen. Durch den schon von weitem sichtbaren Skitunnen stieg ich hinüber zum Rettenbachferner. Die höchste Bergstation war auch schnell erreicht. Von hier führte ein Trampelpfad zu einer riesigen Säule (ein Obelisk) kurz unter dem Gipfel. Der höchste Punkt liegt weiter westlich, daher stapfte ich im stellenweise knietiefen Schnee recht flach hinüber. Zurück beim Obelisk, machte ich noch eine Gipfelrast. Danach begann die Abfahrt über Rettenbachferner. Da ich schon sehr müde war (ich hatte heute konditionell einen schlechten Tag) fuhr ich über die blauen Pisten hinunter ins Zielstadion am Rettenbachferner (die Weltcupstrecke musste ich leider auslassen), wo ich um 15:30 ankam.

Erwähnenswertes:

1. Der Tiefenbachkogel kann bei aperen Verhältnissen über den Südgrat im T5+ Gelände bestiegen werden. Alternativ kann bei guter Schneelage die Ostflanke begangen werden (40 Grad und eine kleine Felsstufe). Der Nordgrat ist nur im Sommer eine gute Alternative, ich weiß nicht ob er dann sogar leichter als der Südgrat ist.

2. Der Hauptgipfel der Inneren Schwarzen Schneide ist nur im Winter/Frühjahr ein anspruchsvoller Gipfel. Sobald das Seil schneefrei ist, übersteigt der Anstieg über den Südgrat nirgends den T4-Bereich.

3. Alternativ kann der Hauptgipfel auch durch die Nordflanke (Achtung vor dem Bergschrund!, ca. 40 Grad), oder am Verbindungsgrad vom Ostgipfel her bestiegen werden (im Sommer I-II). Im Frühjahr dürfte der Verbindungsgrad ziemlich anspruchsvoll sein.

4. Der Ostgipfel kann von der Seilbahnstation ohne irgendwelche Schwierigkeiten erreicht werden - lediglich der Weg vom Obelisk zum höchsten Punkt übersteigt den T1-Bereich.

5. Die Schlussanstiege zum Tiefenbachkogel und zur Inneren Schwarzen Schneide sind mit Skischuhen wesentlich schwieriger - ich rate, ein zweites Paar Schuhe mitzunehmen.

6. Bei harten Verhältnissen müssen Pickel und/oder Steigeisen verwendet werden.

7. Weniger erfahrene Bergsteiger können am Tiefenbachkogel problemlos gesichert werden. Auf der Inneren Schwarzen Schneide kann am Klettersteig mit einem Klettersteigset gesichert werden - die Schwierigkeit übersteigt den Grad A jedoch nicht.

8. Wegen des hohen Ausgangspunktes können die 3 Gipfel recht schnell bestiegen - bei einem frühen Start ist man am Nachmittag wieder im Tal.

9. Trotz der Nähe zum Skigebiet werden der Hauptgipfel der Inneren und Schwarzen Schneid und der Tiefenbachkogel im Frühjahr nur selten bestiegen - daher darf man sich keine Spur im Schnee erwarten. Richtige Bergeinsamkeit wird man da oben trotzdem nicht erleben. Trotzdem ist das Panorama während der gesamten Tour fantastisch, vor allem der Blick zur benachbarten Wildspitze. Deswegen sind diese Gipfel 3 sehr lohnende Ziele.

Tourengänger: BigE17


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