Biwak-Tour Eisenerzer Reichenstein über Grete-Klinger-Steig
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Die wahren Abenteuer sind im Kopf? Sicher, dort beginnen sie. Wahr werden sie wohl nur durch die Umsetzung. Ein kleines Abenteuer sollte es werden und ist es auch geworden. 2 Tage waren wir unterwegs, mit Schlafsack, Pickel, Steigeisen und ohne Kocher, was sich als fataler Fehler herausstellen sollte. Doch von vorne...
Winterbergsteigen wollten wir. Auf einer etwas anspruchsvolleren Route inklusive Felsberührung. Ein leichter Klettersteig kommt da gerade recht. Eine Hütte mit Winterraum sollte dabei sein - am besten in Gipfelnähe. Da fiel die Wahl auf den Grete-Klinger-Steig in Verbindung mit dem Eisenerzer Reichenstein.
Bei bewölktem Himmel, aber stabilem Wetter und Plusgraden konnten wir den Grete-Klinger-Steig voll genießen. Der 12kg-Rucksack hängte sich zwar etwas rein, aber die grandiosen Berg-Panoramen ließen uns die Mühe bald vergessen. Der Steig präsentierte sich weitgehend schneefrei, weiter oben etwas angezuckert, aber nie in "bad conditions". Erst auf einer ostseitigen Querung im Bereich vom Vordernberger Zinken mussten wir die Steigeisen anlegen. So lief es sich weitaus bequemer auf dem angeeisten Hartschnee.
Die Querung unterhalb des Grübelzinken war problemlos zu gehen. Bei mehr Schnee oder eisigen Verhältnissen sind die vielen Querungen am Kamm bis zum Rottörl sicher nicht ohne. Wir kamen aber gut voran. Beim Rottörl quert man den Fuß vom Eisenerzer Reichenstein nordseitig. Ab hier lag bedeutend mehr Schnee, meist eine kompakte Altschneebasis mit einigen Zentimeter Neu- oder Triebschnee. Hier, wie auch an einigen weiteren Stellen Richtung Gipfel, herrscht bei größeren Mengen unverfestigem Schnee akute Lawinengefahr. Die Verhältnisse bei unserer Begehung wirkten solide, dazu LW-Stufe 1 und einige Begehungsspuren - sollte passen.
Nach der ersten Querung wurde es langsam finster. Es war bereits 16.30 und wir hatten noch ca. eine Stunde bis zur Hütte. Der Zeitplan hatte nicht ganz gehalten, mit dem schweren Gepäck waren wir doch etwas langsamer unterwegs als angenommen. Mit unseren neuen Stirnlampen war das aber kein Problem (danke Petzl!). Die zwei Scheinwerfer führten uns bis zum Ziel und als wir am nächsten Tag den Rückweg antraten, war ich etwas erstaunt, wo wir da hochgegangen sind. Für unsere Nerven war es wahrscheinlich besser, dass wir während unseres "nächtlichen" Anstiegs nicht gesehen haben, wie es da manchmal runterpfeift :-)
Im Bereich der sogenannten "Stiege" (Leitern über einen kleinen Felsaufschwung) fanden wir eine recht steile Schneerinne vor, die aber gut zu begehen war. Nachher folgt noch ein steiler Hang zur Hütte (schätze 100 Höhenmeter). Da wir den Sommerweg nicht kannten und die Freytag&Berndt-Karte super-ungenau ist (ok, von einer 50.000er kann man sich nichts anderes erwarten), liefen wir - oder besser schleppten wir uns mit letzter Kraft - die Steigspuren den steilen Hang hinauf. Erst am darauffolgenden Tag sahen wir, dass 20 Meter daneben der kräftesparendere Normalweg im Zick-Zack verläuft. So kam zum Abschluss noch ein bisschen Firnwand-Feeling auf. Der Hang schien kein Ende zu nehmen, waren nun auch schon über 8 Stunden unterwegs und hatten viel zu wenig zu trinken mit, was sich bemerkbar machte.
Endlich, kurz vor 18 Uhr erreichten wir die Hütte - und überglücklich betraten wir den kleinen Winterraum. Es gibt nur 3 Schlafplätze (ein 3er-Stockbett), keinen Ofen, nur Matratzen und Decken, aber wir konnten uns endlich ausruhen, was essen und - die letzten Tropfen unseres Tees in unsere trockenen Kehlen wandern lassen. Kein Holz, kein Ofen, kein Kocher bedeutet - kein Wasser! Dieser Fehler passiert uns nicht mehr. Nächste Woche wird gleich ein bergtauglicher Kocher angeschafft (für diesbezügliche Tipps wäre ich übrigens sehr dankbar).
Unsere Schlafsäcke hielten, was die Beschreibung verspricht. Obwohl es im Winterraum an die Null Grad hatte, mussten wir nicht frieren. Es geht nichts über gute Ausrüstung.
Während der Nacht hörten wir immer wieder ordentliche Windböen und so kam etwas Sorge auf, was das Wetter am nächsten Tag bringen würde. Zum Glück hatten wir gute Sicht und nicht allzu starken Wind. Von Nordwesten näherte sich allerdings eine dunkle Wolkenfront, die uns in Kombination mit unserer misslichen Flüssigkeitslage zum Abstieg drängte. Also verzichteten wir auf den Gipfel - der ohnehin nur 40 hm von der Hütte entfernt ist - und sahen zu, dass wir das Gröbste hinter uns bringen. Wir wollten das steile Stück bei der "Stiege" nicht hinunter und die vermeintlich leichtere Variante zum Theklasteig gehen. Der andere Weg verlor sich aber irgendwann - keine Spuren und Markierungen waren auch keine mehr zu sehen. Also gingen wir dort, wo es uns am Leichtesten erschien, sprich an den Felsen vorbei, was uns einige unangenehme Querungen einbrachte. Rückblickend betrachtet wäre die Variante über die Stiege wahrscheinlich sicherer gewesen. Nach einigem hin- und her-eiern über steile Schneehänge erreichten wir doch noch den Theklasteig. Hier waren die Schwierigkeiten zu Ende. Durch diese Variante mussten wir zwar noch einen Gegenanstieg von ca. 100 hm in Kauf nehmen, ersparten uns aber damit die nordseitige Querung vom Vortag.
Was auch immer die bessere Variante gewesen sein mag, wir waren wieder heil herunten und freuten uns riesig, als wir bei der idyllisch gelegenen Krumpalm endlich wieder was zu Trinken hatten. Ein paar Meter daneben sprudelt frisches Hochquellwasser aus dem Boden - was für ein Genuss für unsere dehydrierten Körper! Zu allem Überfluss kam dann auch noch die Sonne hervor, was wir angesichts der dunklen Wolken vom Vormittag nicht mehr für möglich gehalten hatten.
Fazit: Eine wirklich schöne, abwechslungsreiche 2-Tagestour bei frühwinterlichen Verhältnissen. Nur bei sicherer Schneelage zu empfehlen! Die gewählte Route im Bereich des Reichenstein ist allerdings etwas optimierungsbedürftig :-)
Die C-Passage am Grete-Klinger-Steig habe ich leichter empfunden (eher B/C).
1. Tag: Hirnalm - Grete-Klinger-Steig - Reichensteinhütte: 8 Stunden Gehzeit
2. Tag: Abstieg über Theklasteig, Wiederanstieg zum Rottörl und Abstieg über Krumpenalm zur Hirnalm: 6 Stunden (bei besserer Routenwahl sicher auch schneller möglich)
Winterbergsteigen wollten wir. Auf einer etwas anspruchsvolleren Route inklusive Felsberührung. Ein leichter Klettersteig kommt da gerade recht. Eine Hütte mit Winterraum sollte dabei sein - am besten in Gipfelnähe. Da fiel die Wahl auf den Grete-Klinger-Steig in Verbindung mit dem Eisenerzer Reichenstein.
Bei bewölktem Himmel, aber stabilem Wetter und Plusgraden konnten wir den Grete-Klinger-Steig voll genießen. Der 12kg-Rucksack hängte sich zwar etwas rein, aber die grandiosen Berg-Panoramen ließen uns die Mühe bald vergessen. Der Steig präsentierte sich weitgehend schneefrei, weiter oben etwas angezuckert, aber nie in "bad conditions". Erst auf einer ostseitigen Querung im Bereich vom Vordernberger Zinken mussten wir die Steigeisen anlegen. So lief es sich weitaus bequemer auf dem angeeisten Hartschnee.
Die Querung unterhalb des Grübelzinken war problemlos zu gehen. Bei mehr Schnee oder eisigen Verhältnissen sind die vielen Querungen am Kamm bis zum Rottörl sicher nicht ohne. Wir kamen aber gut voran. Beim Rottörl quert man den Fuß vom Eisenerzer Reichenstein nordseitig. Ab hier lag bedeutend mehr Schnee, meist eine kompakte Altschneebasis mit einigen Zentimeter Neu- oder Triebschnee. Hier, wie auch an einigen weiteren Stellen Richtung Gipfel, herrscht bei größeren Mengen unverfestigem Schnee akute Lawinengefahr. Die Verhältnisse bei unserer Begehung wirkten solide, dazu LW-Stufe 1 und einige Begehungsspuren - sollte passen.
Nach der ersten Querung wurde es langsam finster. Es war bereits 16.30 und wir hatten noch ca. eine Stunde bis zur Hütte. Der Zeitplan hatte nicht ganz gehalten, mit dem schweren Gepäck waren wir doch etwas langsamer unterwegs als angenommen. Mit unseren neuen Stirnlampen war das aber kein Problem (danke Petzl!). Die zwei Scheinwerfer führten uns bis zum Ziel und als wir am nächsten Tag den Rückweg antraten, war ich etwas erstaunt, wo wir da hochgegangen sind. Für unsere Nerven war es wahrscheinlich besser, dass wir während unseres "nächtlichen" Anstiegs nicht gesehen haben, wie es da manchmal runterpfeift :-)
Im Bereich der sogenannten "Stiege" (Leitern über einen kleinen Felsaufschwung) fanden wir eine recht steile Schneerinne vor, die aber gut zu begehen war. Nachher folgt noch ein steiler Hang zur Hütte (schätze 100 Höhenmeter). Da wir den Sommerweg nicht kannten und die Freytag&Berndt-Karte super-ungenau ist (ok, von einer 50.000er kann man sich nichts anderes erwarten), liefen wir - oder besser schleppten wir uns mit letzter Kraft - die Steigspuren den steilen Hang hinauf. Erst am darauffolgenden Tag sahen wir, dass 20 Meter daneben der kräftesparendere Normalweg im Zick-Zack verläuft. So kam zum Abschluss noch ein bisschen Firnwand-Feeling auf. Der Hang schien kein Ende zu nehmen, waren nun auch schon über 8 Stunden unterwegs und hatten viel zu wenig zu trinken mit, was sich bemerkbar machte.
Endlich, kurz vor 18 Uhr erreichten wir die Hütte - und überglücklich betraten wir den kleinen Winterraum. Es gibt nur 3 Schlafplätze (ein 3er-Stockbett), keinen Ofen, nur Matratzen und Decken, aber wir konnten uns endlich ausruhen, was essen und - die letzten Tropfen unseres Tees in unsere trockenen Kehlen wandern lassen. Kein Holz, kein Ofen, kein Kocher bedeutet - kein Wasser! Dieser Fehler passiert uns nicht mehr. Nächste Woche wird gleich ein bergtauglicher Kocher angeschafft (für diesbezügliche Tipps wäre ich übrigens sehr dankbar).
Unsere Schlafsäcke hielten, was die Beschreibung verspricht. Obwohl es im Winterraum an die Null Grad hatte, mussten wir nicht frieren. Es geht nichts über gute Ausrüstung.
Während der Nacht hörten wir immer wieder ordentliche Windböen und so kam etwas Sorge auf, was das Wetter am nächsten Tag bringen würde. Zum Glück hatten wir gute Sicht und nicht allzu starken Wind. Von Nordwesten näherte sich allerdings eine dunkle Wolkenfront, die uns in Kombination mit unserer misslichen Flüssigkeitslage zum Abstieg drängte. Also verzichteten wir auf den Gipfel - der ohnehin nur 40 hm von der Hütte entfernt ist - und sahen zu, dass wir das Gröbste hinter uns bringen. Wir wollten das steile Stück bei der "Stiege" nicht hinunter und die vermeintlich leichtere Variante zum Theklasteig gehen. Der andere Weg verlor sich aber irgendwann - keine Spuren und Markierungen waren auch keine mehr zu sehen. Also gingen wir dort, wo es uns am Leichtesten erschien, sprich an den Felsen vorbei, was uns einige unangenehme Querungen einbrachte. Rückblickend betrachtet wäre die Variante über die Stiege wahrscheinlich sicherer gewesen. Nach einigem hin- und her-eiern über steile Schneehänge erreichten wir doch noch den Theklasteig. Hier waren die Schwierigkeiten zu Ende. Durch diese Variante mussten wir zwar noch einen Gegenanstieg von ca. 100 hm in Kauf nehmen, ersparten uns aber damit die nordseitige Querung vom Vortag.
Was auch immer die bessere Variante gewesen sein mag, wir waren wieder heil herunten und freuten uns riesig, als wir bei der idyllisch gelegenen Krumpalm endlich wieder was zu Trinken hatten. Ein paar Meter daneben sprudelt frisches Hochquellwasser aus dem Boden - was für ein Genuss für unsere dehydrierten Körper! Zu allem Überfluss kam dann auch noch die Sonne hervor, was wir angesichts der dunklen Wolken vom Vormittag nicht mehr für möglich gehalten hatten.
Fazit: Eine wirklich schöne, abwechslungsreiche 2-Tagestour bei frühwinterlichen Verhältnissen. Nur bei sicherer Schneelage zu empfehlen! Die gewählte Route im Bereich des Reichenstein ist allerdings etwas optimierungsbedürftig :-)
Die C-Passage am Grete-Klinger-Steig habe ich leichter empfunden (eher B/C).
1. Tag: Hirnalm - Grete-Klinger-Steig - Reichensteinhütte: 8 Stunden Gehzeit
2. Tag: Abstieg über Theklasteig, Wiederanstieg zum Rottörl und Abstieg über Krumpenalm zur Hirnalm: 6 Stunden (bei besserer Routenwahl sicher auch schneller möglich)
Tourengänger:
Saxifraga

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