Speckbachtobel: Spuren einer Flutwelle?


Publiziert von konschtanz , 19. November 2024 um 17:00.

Region: Welt » Schweiz » Thurgau
Tour Datum:17 November 2024
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TG 

Als ich das letzte Mal Anfang Juni 2024 den Speckbachtobel besuchte, sah der Eingangsbereich noch anders aus. Diesmal empfing mich eine breite Schotterebene, und beim Zustieg von der Strassenbrücke war an der Basis ein Gemisch von Schwemmholz, Schotter und Erdreich angehäuft. Auch als ich um die nächste Ecke bog, war überall Buschwerk und Bäume entfernt, die bewaldeten Sandsteinkegel am Fuss der Wände waren weg. Ich hielt es für eine Pflegemassnahme. Eine Nachfrage beim Forstamt des Kantons Thurgau erbrachte am 18.11.24 folgende Auskunft von Forsting. ETH Ulrich Ulmer: "Ich gehe davon aus, dass diese Veränderungen ein Folge der grossen Niederschlagsereignisse vom Juni 2024 sind."
Und tatsächlich, ein Blick auf die Daten der Messstation Feldbach in Steckborn - das ist der Unterlauf des Speckbachs, ergab für Anfang Juni 2024 eine Wasserführung, die vom langjährigen Mittel von 72 Litern pro Sekunde auf über 8200 Liter pro Sekunde angeschwollen war.
http://www.hydrodaten.tg.ch/app/index.html#F1180
(Feldbach Steckborn)
Das genaue Datum lässt sich anhand der Einsätze der Feuerwehr von Steckborn eingrenzen: Sie meldet Starkregenereignisse am 31. Mai, 1. Juni, 8. Juni, mit einem Höhepunkt von 17 Einsätzen am 9. Juni 2024. Also zwei Tage nach meinem letzten Besuch.
Die Wassermassen müssen die durch Rutschungen und Herabrieseln von Sand und Erde entstandenen Kegel von Lockermaterial abtransportiert haben, die darauf gewachsenen Bäume und Sträucher ebenfalls, und die große Schilfebene mit einem Schwall an Kies und Schotter plattgewalzt haben. Die Mischung aus Totholz und Erdreich am Fuss meines üblichen Einstiegs ist möglicherweise eine Ablagerung aus jenem Hochwasserereignis. Das Schwemmholz wurde vermutlich über die Eisenschienen hinweg gespült, die sperriges Material davon abhalten sollten, das Tunnel unter der Strassenbrücke zu verstopfen.
Dadurch, dass das Hochwasser grossräumig alles mitgenommen hat, was im Weg stand, kommt man jetzt recht gut am Bachbett voran...
Diesmal stieg ich links vom ersten hohen Wasserfall zur Steilwand auf und kam so auf die nächst höhere Stufe, nachdem ich mir den Weg durch die Brombeeren geschnitten hatte.

Canyon en miniature
Der nächste Abschnitt, der im Schattigen verläuft, ist eine Schönheit, die jetzt freigewaschen wurde, auch wenn noch etwas Laub dazugekommen ist. Eine unglaubliche Vielfalt von Formen und Skulpturen, ganz filigran aus dem Sandstein herausgearbeitet. Gerne betiteln wir eindrückliche Schluchten mit Grand Canyon der Ostschweiz oder Grand Canyon des Thurgau, aber auch im Kleinen versteckt sich so manches:
small is beautiful!



Tourengänger: konschtanz


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Kommentare (2)


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rojosuiza hat gesagt:
Gesendet am 19. November 2024 um 23:05
Dieser Thurgau ist viel gefährlicher, als man im Allgemeinen annimmt. Was für ein Wasserdurchfluss. Erinnert mich an das Dorf, wo ich aufgewachsen bin: Kradolf. Dort hat ein winziges Bächlein plötzlich die halbe Ortschaft unter Wasser gesetzt... während die Thur daneben ruhig in ihrem Bett geblieben ist...

konschtanz hat gesagt: Kradolf Land unter
Gesendet am 20. November 2024 um 15:37
Ja, an das Hochwasser erinnere ich mich, das kam damals sogar im Fernsehen. Und besonders erstaunlich: die beiden Bäche, die vom Plateau von Hohentannen runter nach Kradolf fliessen, haben eine Lange von 1,8 und 0,5 km, das ist kein grosses Einzugsgebiet. Der Höhenunterschied von der Quelle ins Dorf beträgt ca. 60 m, zum höchsten Punkt des Plateaus sind es 100m Differenz.


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